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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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aus dem Schatten des Eisbergs und sehen sofort, wie dicht uns das Treibeis auf den Fersen ist. Der Plan, die Hoffnungsbucht anzusteuern, wird fallen gelassen. Der Eisstrom schiebt sich die Küste hinauf und schottet die Halbinsel ab. Er lässt uns keine andere Wahl, als nach Norden zu segeln, und so nehmen wir doch wieder Kurs auf die zwei in den Meerweiten verborgenen Inseln.

2
Der Handschuh
    A ber wie wunderbar, am Rand des Eises hin über das offene Wasser zu preschen. Die Seevögel begleiten uns hinaus auf das Meer, und auf vorübergondelnden Schollen schlafen sanft gewiegt vereinzelte Robben und kleinere Pinguingruppen. Endlich können wir unsere Geschwindigkeit wieder selber bestimmen und unser Vorankommen in die eigenen Hände nehmen.
    In allen drei Booten hält der Mast den Seeböen stand. Sobald wir an einem Eisberg festmachen, um zu essen und Holies Fuß zu versorgen, klettert Chippy McNeish von Boot zu Boot und überprüft mit starrem Blick und zart über das Holz tastenden Pranken Verankerung der Bäume, Aufhängung der Spieren, Rudergängigkeit, Spilllauf und so weiter. Breitbeinig und brummend steht Chippy im schwankenden Boot, und immer halten ihn mindestens zwei bei den Beinen und umfassen ihn wie einen ehrwürdigen Alten und Weisen, wenn er Anstalten macht, sich zu setzen und währenddessen sein tonloses »Wird halten« nuschelt. McNeish der Zimmermann, unser Skipper und Navigationsgenius Worsley und der Sir sind die drei, in deren Händen unser Überleben ruht. Mit Argusaugen wachen wir über sie, und wenn wir aneinander gedrückt vor Kälte und Nässe nicht eindämmern können, drehen sich unsere kargen Gespräche unter den Planen und Decken fast ausschließlich um diese drei und das Wunder des Zusammenspiels ihrer Fähigkeiten.
    Seit der Tötung seiner Katze und dem Streit mit Sir Ernest auf der Scholle hat sich McNeish ganz in sich selbst zurückgezogen; er sagt nur das allernötigste. Shackleton beobachtet jeden seiner Handgriffe, und er ist sich nicht zu fein, dem Zimmermann für jede von dessen meisterlich simplen Maßnahmen zu danken. Doch das Band zwischen den beiden ist genauso zerschnitten wie dasjenige zwischen dem Sir und seinem degradierten Bootsmann, und keine noch so große Bewunderung kann deshalb darüber hinwegtäuschen, dass die Besatzung der ENDURANCE nicht mehr die alte ist. Unser aller Ziel, das Überleben, hat uns schließlich doch gespalten und einander entfremdet. Und auch wenn es den meisten nicht klar sein dürfte, vergeudet Shackleton nicht wenig von seiner Kraft und Ausdauer, indem er uns alle dennoch bei Laune halten muss.
    Auch die vierte Aprilnacht seit Verlassen des Lagers verbringen wir in den Booten: 40 Seekilometer vor den Zieleilanden treiben nur halb überschwemmte Schollen im Meer, und auch der Eisberg, an dem wir festmachen, erscheint Wild und Crean, die ihn eingehend prüfen, als ein trügerisches Asyl.
    Mit der Dunkelheit fällt die Temperatur auf 20 Grad unter null. An Schlaf ist nicht zu denken. In Dreierkette liegen die Boote hintereinander an der Eiswand vertäut, Schneebretter krachen herab und überschütten uns, es regnet, hagelt, schneit im Wechsel und wild durcheinander, und wenn im Dunkel ein anderer Berg vorbeitreibt, rauschen Wogen heran, die sich in die Boote ergießen und uns trotz Persenning, Segeltuch, Decken und Mänteln, unter die wir gekrochen sind, bis auf die Haut durchnässen.
    Für den armen Holness hat uns Shackleton den verängstigten und völlig erschöpften How in die STANCOMB WILLS gesetzt. Er, Bakewell und ich hocken aneinander gekauert unter mehreren Schichten aus Stoff und Planen, bewegen uns nicht und versuchen, so wenig Körperwärme wie möglich nach draußen dringen zu lassen. Ich halte Bakie fest umarmt; zwischen uns, auf dem nackten Bootsboden, kauert How, den wir wärmen und Stunde um Stunde flüsternd trösten, ehe ihn Kälte, Hunger, Erschöpfung und der furchtbare Schlafmangel irgendwann übermannen. Schlotternd sinkt How in ohnmächtigen Schlummer.
    Anfangs fragt Crean alle Stunde einmal herüber, ob wir noch leben.
    Â»Ja!«, antwortet einer, und wir horchen, ob Tom Creans Bass noch einmal erklingt.
    Â»Gut!«, ruft er nach einer Weile.
    Ich frage nach Vincent, mit dem Crean zusammenhockt. »Lebt er noch?«
    Â»Mach dir mal um mich keine Sorgen, Blackboro«,

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