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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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Bücher, die mir ans Herz gewachsen sind, auf dem Wrack verbleiben und mit ihm untergehen sollen, bleibe ich ganz leicht unter meinen zwei Pfund. Nur Ennids Fisch muss ich anrechnen. Der aber wiegt so gut wie nichts.
    Alles Mögliche wandert auf den Haufen nicht lebensnotwendiger Dinge: Uhren, Stifte, Dosen, Schuhe, Taue, Meißel, Lupen, Töpfe und ein Kartenspiel. Eine Zeit lang überlege ich, was von den besonders schönen Sachen ich mitnehmen könnte, um es später seinem Besitzer zurückzugeben; aber dann sage ich mir, dass es unfair den anderen gegenüber wäre, nur einem eine Freude zu machen, und entscheide mich daher, alles liegen zu lassen. Bob Clark weint, als er alle die Gläser mit Wasserproben, Flechten und Tierchen, die er vom Schiff hat retten können, nun doch verloren geben muss. Genauso Marston, der bis auf einen kleinen Skizzenblock seine gesamte Ausrüstung zurücklässt, Leinwand, Farben und alle fertigen und halbfertigen Bilder. Auch der Prinz erhält keine Sondererlaubnis. Um auf dem Schlitten Platz für seine Kameras zu haben, hat Hurley die Kisten mit den Fotonegativen an Bord gelassen, nur um jetzt auch Fotoapparate und Spinnenstativ schweigend auf den Berg aus Habseligkeiten zu legen. Eine kleine silberne Handkamera, mehr bleibt ihm nicht. Wie die meisten von uns bin ich in fast 300 Tagen im Eis nicht warm mit ihm geworden, jetzt aber hoffe ich, dass es Hurley vielleicht tröstet, zu sehen, wie viele Fotos am Ende im Schnee liegen: Aufnahmen von Frauen, Kindern, Eltern, Geschwistern, Freunden. Von Schiffen über Schiffen. Und dazwischen auch die kleine Zeichnung aus Käpt’n Worsleys Kajüte, der Reiter, der im Galopp das Kind rettet. Noch einmal sehe ich mir das Bild an und versuche den Grund für den panischen Schrecken der beiden zu entdecken. Aber die Zeichnung verrät ihn mir auch diesmal nicht.
    Zwei Ausnahmen gestattet der Sir: Mick und Mack können nahezu ihre gesamte medizinische Ausrüstung in dem kleinen Kutter mitnehmen, und Uzbird darf sein Banjo in dem Walfängerboot verstauen.
    Stornoway hat drei Brillen auf der Kapuze, und er ist so dick eingepackt in Schneeanzug, Jacke und Umhang, dass ich ihn erst nicht erkenne, als er sich heranpirscht: »Zeig mal die Tasche, die du deiner Forelle genäht hast!« Er knufft mich mit dem Ellbogen.
    Ich knöpfe den Grego auf und lasse ihn die Fischtasche befühlen. Er ist sichtlich beeindruckt. »Dreifachnaht, hm?«
    Â»Japp.«
    Mir kommt eine Idee. Ich biete ihm an, eine ähnliche Tasche in seinen Umhang zu nähen, wenn er mir dafür eine Information besorgt.
    Â»Schieß los. Was willst du wissen?«
    Fünf Minuten später ist er zurück. Er sagt bloß ein Wort: »Sabrina.«
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Der Name des Schiffs, mit dem sein Großvater untergegangen ist. Vincent sagte SABRINA .«
    Auch andere nehmen sich meine Gregotasche zum Vorbild und nähen sich ihren kostbaren Besitz auf die Kleider: Besteck, Zahnbürste, Kamm und Nagelschere, Orde-Lees sogar eine Klopapierreserve. Bald sitzen Taschen überall an ihren aufgeplusterten Burberrys, innen haben die Anzüge Buckel und außen Beulen, selbst an Ärmeln und Hosenbeinen.
    Shackleton, Hurley, Hudson und Wordie bilden einen Pioniertrupp. Sie fahren mit einem Schlitten voraus, um die Route zu erkunden. Als sie zurück sind, stellt sich der Sir auf den Schlitten: »Lassen Sie uns jetzt zur Robertson-Insel aufbrechen, Gentlemen!«, ruft er uns zu.
    Es ist nasskalt, windig, und es schneit. Unser Jubel hält sich in Grenzen. Crean und Macklin erschießen drei Welpen und einen jungen Hund namens Sirius, der keine Gelegenheit mehr hatte, sich in eines der Teams einzupassen. Es wird abgestimmt, ob McNeishs Katze am Leben bleiben soll. Sie soll. Wir zäumen die restlichen Hunde an. Dann schirren wir uns selbst vor die Boote.
    Zu fünfzehnt ziehen wir die beiden Schlitten, auf denen das Walfangboot und der Kutter festgezurrt sind. Jeder von ihnen hat ein Gewicht von annähernd einer Tonne. Zwölf lenken die Lastschlitten oder helfen, wo es beim Überwinden von Graten und Spalten notwendig ist, den Hunden beim Ziehen. Die Schlitten pendeln: Haben sie eine Etappe zurückgelegt, werden sie entladen, fahren zurück zum Lager beim Wrack und holen die nächste Fuhre. Im Stundentakt wechseln sich Bootsschlepper und Schlittenlenker ab. Der Sir geht zu Fuß.

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