Der endlose Tod
vor Kälte war. Er war mir vertraut, da es sich bei ihm um einen der Männer handelte, die daran beteiligt gewesen waren, Jericho zu verprügeln. Ich blickte hinüber zu Jericho und sah, dass er unbeweglich dastand, der Kiefer starr und hart. Obwohl er sich vollständig erholt hatte, wie von Beldon versprochen, waren seine seelischen Wunden noch nicht geheilt.
Der Söldner trug noch seinen Umhang und seinen Hut und schien in Eile zu sein. Schweigen breitete sich über unserer Versammlung aus, während alle den Eindringling anstarrten. Er schenkte niemandem von uns Beachtung, sondern schritt geradewegs zu Lieutenant Nash hinüber.
Nash blickte mürrisch drein, und obwohl er seine Stimme leise hielt, damit die anderen nichts verstehen sollten, verlangte er offensichtlich eine Erklärung von dem Mann, der sich zu ihm beugte, um sie zu liefern. Alsbald kam Nash mit grimmigem Gesichtsausdruck auf die Beine. Mein Vater ging auf ihn zu.
»Was ist das Problem, Mr. Nash?«
»Ein unangenehmer Zwischenfall hat sich ereignet, Sir, und ich muss los, um ihn zu untersuchen.«
»Was für eine Art von Zwischenfall?«, fragte Norwood, der seine Unterhaltung mit Elizabeth im Stich gelassen hatte.
Hätte jemand anders solch eine Frage gestellt, hätte Nash ihn ignorieren können, doch auch er war nicht ohne Hang zur Speichelleckerei. »Es scheint, als seien einige Rebellen von Connecticut herübergerudert und hätten einen Überfall auf ein Haus nördlich von hier unternommen. Ich muss hin und nachsehen, was passiert ist.«
Vater wurde totenbleich. »Welches Haus?«, fragte er mit schwacher Stimme.
»Das Montagu-Haus.«
Ich hielt den Atem an, es wurde mir flau im Magen. Vater muss eine ähnliche Reaktion erlebt haben, aber konnte sie besser verbergen. Nur Elizabeth, Jericho und ich wussten, welche Mühe es ihn kosten musste, seine Gefühle nicht zu zeigen. Unsere Gäste waren ebenfalls schockiert von den Neuigkeiten und murmelten sich gegenseitig ihre Bestürzung zu, denn Mrs. Montagu wurde von allen sehr gemocht und hoch geschätzt. Sie war zu der Teegesellschaft eingeladen worden, hatte aber abgesagt wegen eines Hustens, der sie bereits die ganze Woche geplagt hatte.
Norwood lächelte Nash milde zu. »Das klingt sehr interessant. Ich wünschte mir sehr, ich könnte Sie begleiten.«
»Dies ist eine Angelegenheit der Armee, Eure Lordschaft, und sie könnte gefährlich sein.«
»Das klingt also genau so, als sollte ich es tun. Ich würde es nicht verpassen wollen.« Norwood wartete nicht darauf, dass Nash weitere Einwände vorbrachte, sondern ging, vermutlich, um sich für seinen Ausritt fertig zu machen.
»Ich werde ebenfalls mitkommen«, warf Beldon ein. Er ahnte etwas von Vaters Beziehung zu Mrs. Montagu, behielt es jedoch für sich, da er eigentlich ein anständiger Kerl war. »Ich brauche nur einen Augenblick, um meine Medikamente zu holen.« Er stürzte gleich hinter Norwood her.
»Und ich werde ebenfalls gehen«, fügte Vater hinzu. »Ich möchte wissen, was los ist.«
»Ich ebenfalls«, sagte ich und folgte ihm. Ich warf einen kurzen Blick zurück. Nashs Mund klappte auf und zu, aber nichts Verständliches kam heraus, was ihn einen großen Teil seiner Würde kostete. Aber bei der Organisation der Angelegenheit war ihm das Heft aus der Hand genommen worden, und er hatte keine andere Wahl, als die Hilfe so vieler Freiwilliger anzunehmen.
Obwohl es nur einen Moment dauerte, um uns zu bewaffnen – ich nahm meinen Stockdegen mit – und uns gegen die Winternacht zu schützen, waren unsere Pferde erst nach einer längeren Zeit gesattelt. Die Stallburschen waren abwechselnd schläfrig, besorgt und aufgeregt über diese Exkursion, und ein scharfes Wort von Vater war nötig, damit sie bei der Sache waren. Ich kümmerte mich selbst darum, dass Rolly gesattelt wurde. Er war unruhig vor Begierde nach Bewegung, schüttelte seine Ohren und tänzelte ungeduldig. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn auf meine spezielle Art zu beruhigen. Es gab einen merklichen Wechsel von wilder Nervosität zu plötzlicher Sanftmut, und Norwood bemerkte es.
»Sie können erstaunlich gut mit Pferden umgehen«, meinte er, indem er eine Augenbraue wölbte.
Ich streichelte Rollys Nase und zuckte nur mit den Schultern. Norwood warf mir weiterhin Blicke zu, wurde aber abgelenkt, als sein eigenes Pferd vorbereitet wurde.
Nashs Mann war nicht alleine gekommen; fünf andere waren bei ihm, alle zu Fuß. Vater fluchte verhalten.
»Das dauert zu lange.
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