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Der Engel mit den Eisaugen

Der Engel mit den Eisaugen

Titel: Der Engel mit den Eisaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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finstere Machenschaften im Hintergrund wurde es sehr viel schwieriger zu behaupten, auch hinter den Verbrechen des Monsters und dem Mord an dem Arzt Narducci würden sich esoterische Motive sowie das Ziel verbergen, die Gunst des Bösen durch die Opferung jungen, weiblichen Bluts zu gewinnen.
    Ohne Amanda und nur mit Rudy Guedé als Mörder war es ausgeschlossen, sich an den Florentiner Staatsanwälten zu rächen, die die sieben Jahre alten Ermittlungen in Perugia als »heiße Luft« bezeichnet hatten.
    Wenn nur Rudy Guedé am Tatort gewesen war, hieß das schließlich auch, dass der Staatsanwalt Giuliano Mignini einen üblen Fehler begangen hatte, als er drei Unschuldige ins Gefängnis steckte.
    Nun hätte Mignini natürlich sagen können, dass er Lumumba nur aufgrund von Amandas Lüge verhaften ließ. Was Raffaele betraf, blieben ihm zwei Möglichkeiten: Er konnte behaupten, dieser sei direkt in das Verbrechen involviert gewesen, oder ihn beschuldigen, Amanda ein falsches Alibi verschafft zu haben. In beiden Fällen hätte ihn niemand dafür kritisiert, Raffaele hinter Gitter gebracht zu haben.
    Doch nein, von Amanda konnte er nicht ablassen. Das wäre seine Kapitulation gewesen, das öffentliche Eingeständnis, dass er wieder gescheitert war. Und von Florenz wehte erneut ein rauher, stürmischer Wind, der Dottore Mignini schlechte Nachrichten brachte. Er und Kommissar Giuttari waren angezeigt worden. Beide würden bald auf der Anklagebank sitzen. Bei dem Prozess gegen den Apotheker Calamandrei, den man beschuldigte, ein Auftraggeber des Monsters zu sein, sagten maßgebliche Stimmen einen Freispruch voraus. Und dieser wurde in seiner vollständigen Form am 21 . Mai 2008 auch tatsächlich erwirkt.
    Nein, er hätte nicht nur keine Gelegenheit mehr für eine Rache an den Florentiner Staatsanwälten und allen anderen Kritikern gehabt, es wäre vielmehr sein Untergang gewesen.
    Also war es unabdingbar, dass Amanda mit der Anschuldigung, eine Mörderin zu sein, im Gefängnis blieb. Um jeden Preis.
    In Ermangelung von Beweisen brauchte ein Mächtiger aus Perugia im Jahr 2007 einen Zeugen. Genau wie früher bei den Hexenprozessen. Rasch, von Verhör zu Verhör, wandelte sich Rudy Guedés Rolle. Er wurde zu jemandem, der etwas gesehen hatte. Er wurde zum Belastungszeugen, ohne seine Rolle als beschuldigter Mordkomplize los zu sein. Das hatte für beide Seiten Vorteile. Für ihn und für die Anklage.

[home]
    Kapitel 6
    G uedé hatte nicht nur alle erdenklichen Spuren am Tatort hinterlassen, die auf ihn hinwiesen, sondern er hatte auch noch das klassische Verhalten eines Mörders an den Tag gelegt – die Flucht.
    Das entdeckten die Ermittler jedoch erst am 16 . November, als ihnen die Spurensicherung mitteilte, ein blutiger Händeabdruck auf einem Kissen neben Merediths Leiche stamme von dem Ivorer. Dies ist unter anderem ein Beleg dafür, dass Guedé, wie jeder Vorbestrafte, in den Archiven der Polizei in Perugia registriert war. Der Mailänder Staatsanwältin, die wegen des Einbruchs im Kindergarten ermittelte, hatte man dagegen mitgeteilt, dass bislang nichts gegen Guedé vorliege.
    Nach dem Verbrechen war Guedé noch mindestens zwei Tage in Perugia geblieben. Zeugen hatten gesehen, wie er an jenem Abend noch sehr spät in zwei Diskotheken, dem
Domus delirii
und dem
Velvet,
getanzt hatte. Sie sagten, er habe leicht irre ausgesehen und gestunken. Sie hätten sich alle von ihm ferngehalten. Als er verhaftet wurde, erklärte Guedé, in die beiden Lokale gegangen zu sein, um ein wenig Spannung abzubauen, nachdem er Merediths Tod mit angesehen und gefürchtet habe, für den Mörder gehalten zu werden.
    Doch vielleicht hatte ihn ja jemand in der Nacht des Verbrechens zur ungefähren Tatzeit in der Via della Pergola gesehen? Am frühen Nachmittag des 12 . November, als noch niemand wusste, dass Guedé in den Mord verwickelt war, ging Alessandra Formica, eine junge Frau aus Perugia, zur Polizei, um einen Vorfall zu melden, der, wie sie glaubte, bei den Ermittlungen von Nutzen sein könne.
    Alessandra sagte: »Am Abend des 1 . November habe ich mit meinem Freund Lucio Minciotto im Restaurant
Il settimo sigillo
in der Via Ulisse Rocchi zu Abend gegessen. Wir waren um 20.00  Uhr dort, doch das Lokal war voll, also sind wir auf dem Corso Vannucci herumgeschlendert und anschließend in das genannte Lokal gegangen. Als Vorspeise hatten wir gegrilltes Gemüse und dann zwei erste Gänge mit Gnocchi. Außerdem noch ein

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