Der Entertainer
Wenn Sie nicht wollen, fällt es meiner Familie nicht einmal auf, daß Sie im Haus sind.«
»Klar«, murmelte ich.
Suko fragte: »Was ist mit Ihrem Bruder?«
Maria zuckte zusammen. »Wie kommen Sie gerade auf ihn? Was hat er mit dem Fall zu tun?«
»Ich möchte ihn gern kennenlernen.«
Sie trat mit dem Fuß auf. »Halten Sie ihn vielleicht für den Mörder? Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Auf Vasco wird schon genug herumgehackt, Sie…«
»Nein, nein«, sagte der Inspektor schnell. »So ist das nicht. Das sehen Sie falsch.«
»Dann klären Sie mich auf.«
Suko winkte ab. Er sah ein, daß wir hier nicht weiterkamen. »Schon gut«, sagte er, »schon gut.«
»Es ist schwer, wenn nicht unmöglich, den Entertainer zu finden«, erklärte sie.
Ich zog die Mundwinkel nach unten. »Auf einmal sind Sie so pessimistisch?«
»Ich habe eben nachgedacht.«
Ich nickte und schaute in den großen Raum, zu dem noch ein breiter Balkon gehörte, der auf Holzpfosten ruhte und in seiner Form an die großen Häuser aus dem Süden der Staaten erinnerte. »Wissen Sie was, Maria, wir werden fahren.«
»Jetzt?«
»Ja, es ist besser. Hier können wir nichts tun. Vielleicht werden wir uns Cavaldos anschließen und mit ihm die Razzia durchführen. Da bekommen wir zumindest ein Bild von der nächtlichen Stadt.«
»Es wird Ihnen nicht gefallen.«
»Davon gehen wir sicher aus. Aber seien Sie ehrlich. Was sollen wir hier?«
»Ich verstehe.«
Auch Suko hatte nichts dagegen, daß wir fuhren, und Maria bot uns sogar ihren Wagen an.
»Das ist nett. Nur — was ist, wenn er gestohlen wird?«
»Stellen Sie ihn auf dem Hof des Polizeipräsidiums ab. Dort ist er sicher. Ich werde ihn mir morgen holen. Ein Fahrer kann mich dann in die Stadt bringen.«
»Gut, wie Sie meinen.«
»Warten Sie, ich bringe Sie noch zur Tür.«
Gäste waren noch keine eingetroffen. Irgendwo im Haus wurde laut gesprochen. Dann lachte ein Mann.
»Das war mein Vater«, erklärte Maria.
»Grüßen Sie ihn von uns.«
»Werde ich machen.«
An der Tür reichte sie uns die Hand. »Sie wissen, wo der Wagen steht? Der Schlüssel steckt. Ich werde dem Personal Bescheid geben, daß man Sie durchläßt.«
»Alles klar.«
Sie wünschcte uns noch viel Glück, dann betraten Suko und ich allein den Garten und schlugen die Richtung zu den Garagen ein, wo die Fahrzeuge standen.
»Beinahe hatte ich den Eindruck, als wollte sie uns loswerden.«
Ich blieb stehen. »Meinst du das im Ernst?«
»Ja.«
»Den Eindruck hatte ich nicht.«
Suko räusperte sich. »Na ja, man kann sich täuschen. Trotzdem komme ich mir vor wie eine Puppe, die man hin und herschiebt. Wir irren hier durch eine fremde Gegend und haben nicht den Hauch einer Chance, den Killer zu fassen. Das drückt mir aufs Gemüt.«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht werden wir unverrichteter Dinge wieder abreisen müssen.«
»Das wäre ein Schlag.«
»Was willst du machen?« Ich stieg ein und setzte mich hinter das Lenkrad. Wir fuhren wenig später los und erreichten dann den normalen Hauptweg, der an der Rückseite des großen Hauses einen Bogen schlug, um den Garten nicht durchqueren zu müssen, in dem gefeiert wurde. Das gesamte Grundstück war von einer hohen weißen Mauer umgeben, auf deren Krone noch eine unter Strom stehende Sicherheitsanlage aus feinen Drähten entlanglief. Private Wachtposten winkten uns durch. Die Männer hielten ihre Walkietalkies an die Ohren gepreßt. Sie waren alle mit Maschinenpistolen bewaffnet.
Lautlos öffnete sich das breite, weißlackierte Tor, so daß wir freie Fahrt hatten. Wir ließen eine für uns fremde Welt zurück und fuhren in eine Rechtskurve hinein, die dort endete, wo die normale Straße ins Tal begann.
»Ich bin gespannt, wie unser Freund Cavaldos reagieren wird«, sagte Suko leise. »Er wird lachen.«
»Kann sein.«
Das Haus der Falangas war längst verschwunden und auch nicht mehr im Rückspiegel zu sehen, der dichte Wald hielt uns umfangen, aber er sah hier nicht mehr so wild aus. Es war zu sehen, daß Menschen Hand angelegt hatten.
Und Menschen trafen wir auch.
Ich hatte die Scheinwerfer eingeschaltet, denn im grünlichen Licht war die Straße mit ihrer grauen Asphaltdecke doch nicht so gut zu erkennen. Im hellen Lichtteppich zeichneten sich plötzlich drei Menschen ab, die nicht schnell genug verschwinden konnten oder es auch nicht wollten, denn sie blieben nach dem ersten Zusammenzucken stehen. Suko und ich hatten große Augen bekommen. »Was
Weitere Kostenlose Bücher