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Der Erbe Dschainas

Titel: Der Erbe Dschainas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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das?«, fragte Carl.
    Uris kauerte über seinem Wärmesensor, die Schutzdecke über den Schultern, und streckte plötzlich die offene Hand aus. »Zehn Meter hinter dem Rand gegenüber – direkt links von dem Wegerichkanal da drüben!«
    »Beckle!«, rief Carl.
    Beckle benötigte keine besonderen Anweisungen. Schnell baute er einen kleinen Mörser auf, den man ihm als unzulänglichen Ersatz für die Impulskanone des Tanks gegeben hatte, und feuerte drei Granaten ab. Zwei davon pusteten Lehmerde und Wurzeln in die Luft, aber im Schutt, den die dritte Explosion aufpeitschte, glaubte Carl, als er sich aufrappelte, einen Menschenarm zu erkennen. Er und Targon hoben die Gewehre bis über das Flötengras und schossen auf die gleiche Stelle, wo die Mörsergranaten hochgegangen waren. Dann jedoch detonierten Granaten links von ihnen und prasselte das Feuer der elektromagnetischen Waffen so dicht, dass sich die Luft mit einem Laken aus hochgerissenem Schlamm und Vegetationsfetzen füllte. Carl brauchte keinerlei Befehle zu erteilen – seine Leute rannten jetzt wieder, kämpften sich durch das dichte Gras, stampften über schon zertrampelte, feuchte Purpurblätter, stolperten durch schlammige Kanäle, die so nass waren, dass nur schwarzer Wegerich hier Wurzeln schlagen konnte. Rechts von ihnen rannten weitere Menschen … stürzten … starben. In ihrer eigenen kleinen Gruppe war es Targon, der als Erster stürzte: als er sich einmal umdrehte, um hinter sich zu schießen, wollte er auf die Waffe blicken und sah in benommener Verblüffung nichts weiter als zwei Armstümpfe, die an den Ellbogen endeten. Er schrie auf, fiel dann jedoch um wie eine Statue aus roter Asche, als ein Flammenstoß ihn zerfraß.
    »Ihr Mistkerle!«
    Beckle feuerte den Mörser ab, und die Granate knallte in einen nur halb zu sehenden Wagen, auf dem ein elektromagnetisches Geschütz montiert war. Die Explosion schleuderte das Fahrzeug aus dem Blickfeld, und jemand rannte kreischend seitlich weg – die Theokratie-Uniform in Flammen, wozu sich weißes Feuer gesellte, als die Sauerstoffflasche Risse bekam und ihr Inhalt in Brand geriet. Der Rückstoß des Mörsers rettete Beckle das Leben, denn er landete mit ausgebreiteten Gliedern auf dem Rücken, als eine Salve die Deckung niederriss, zu der er eigentlich unterwegs gewesen war. Carl schwenkte seine Waffe und gab Dauerfeuer ab; die glühenden Schüsse dienten als Leuchtspurmunition, die ihn zu dem Soldaten lenkte, der auf Beckle geschossen hatte, sodass er ihn durchschneiden konnte.
    »Das ist gar nicht gut!«, brüllte Uris und zerrte Beckle auf die Beine.
    »Sie sind uns an Zahl und Feuerkraft überlegten!«, spie Beckle hervor, als sie sich zu dritt in die Deckung eines kleinen Kraters hinter einem Haufen Wurzelgestrüpp und Erde warfen, offensichtlich von einer kürzlichen Explosion hochgerissen.
    »Naja, du weißt ja, dass wir hier unten nicht gewinnen können und die Sache einfach in die Länge ziehen müssen«, knurrte Carl.
    »Wäre trotzdem nett gewesen, es spannend zu machen«, fand Beckle.
    »Halt die Klappe, Beckle«, sagte Uris, packte Carl an der Schulter und lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine weitere Insassin des Kraters. Die Frau, die dort saß, war eindeutig als frühere Teicharbeiterin zu erkennen, denn sie trug noch einen Skole am Körper. Dass sie die meisten Inhalte ihres Körpers mit den Armen festzuhalten versuchte, schien den Skole überhaupt nicht zu beeindrucken – er sah nach wie vor gesund aus, während er sich am Rest ihres Blutes gütlich tat. Den Kopf tief eingezogen, kroch Carl zu der Frau hinüber und tastete seitlich am stark verbrannten Hals nach dem Puls. Einen Augenblick später schüttelte er den Kopf und kroch zu seinen Kameraden zurück.
    »Scheißdinger«, sagte Beckle, nahm das Gewehr zur Hand und jagte zwei Schüsse durch den Skole. Qualmend stieß sich dieser auf den Beinen hoch und schien den Kopf zurückziehen zu wollen, sackte dann aber in sich zusammen, und rotes, mit Sauerstoff angereichertes Blut lief aus ihm heraus.
    »Wahrscheinlich hat er der Frau den Rest gegeben«, stellte Carl fest, der einen Augenblick lang hinter sie starrte und sich dachte, dass ihr Blut wirklich weit gespritzt war – ehe ihm klar wurde, dass das, was er sah, gallenrote Knötchen waren, die aus den Grasstängeln hervorbrachen, und ehe ihm bewusst wurde, wie völlig irrelevant das menschliche Drama für das unermüdliche Mahlen der Jahreszeitenmaschine war. Als er dann

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