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Der Eroberer

Der Eroberer

Titel: Der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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war voll von gräßlichen Lauten und Erscheinungen, die im Bruchteil von Sekunden aufzuckten oder vorbeiflogen. Doch er glaubte immer noch zu träumen, und entsetzt, aber beherrscht trieb Simon die Stute in Richtung Pela an.
    Wenn Pferd und Reiter rasteten, so jeweils nur für wenige Stunden. Die Reise dauerte Tage. Seine Augen waren vor Müdigkeit eingesunken, als er schließlich mit schauerlich grauem Gesicht und entnervt die mazedonische Hauptstadt erreichte, wo er die Magi in dem aus Lehm gebauten Elendsviertel aufsuchte.
    Massiva, das Haupt des Geheimbundes in Pela, war ein hochaufgeschossener, gut aussehender Numider. Er empfing Simon herzlich.
    »Wir sind über deine Ankunft unterrichtet worden und haben alles unternommen, den Gefahren vorzubeugen, die dir von Alexanders Häschern drohten.«
    Simon gab keine Antwort. Schweigend überreichte er das Schriftstück.
    Massiva rollte es auf und las mit besorgter Miene.
    »Damit haben wir nicht gerechnet«, sagte er. »Olympias hat Hilfe für Alexander nach Babylon ausgesandt.«
    Der Priester bot keine Erklärung dafür an; Simon zeigte sich uninteressiert.
    Massiva schüttelte den Kopf und sagte matt: »Mir ist unverständlich, daß ein Mensch so viel erdulden kann. Ihr stehen außermenschliche Hilfskräfte zur Verfügung.«
    »Was sind das für Geschichten, die über sie erzählt werden?« fragte Simon und hoffte, nach all den Gerüchten und Anspielungen endlich die Wahrheit herauszufinden.
    »Hier kennt jeder die augenfälligen Tatsachen ihrer Unternehmungen«, klärte Massiva ihn auf. »Sie hat mit fanatischem Eifer eine Anzahl mysteriöser Kulte ins Leben gerufen, die finsteren Mächten huldigen. Gräßliche Riten, geheime Initiationen, orgiastische Feiern. Zu den Hauptkulten, die, wie es scheint, keinerlei Austausch untereinander pflegen, zählen die von Orpheus, Dionysius und Demeter. Es gibt Hinweise dafür, daß Alexander während einer dieser Riten gezeugt wurde. Da ist etwas Wahres dran, denn Olympias wurde als Mädchen, das an den Riten eines ähnlichen Kults teilnahm, von der finsteren Macht auserwählt.«
    Simon schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich wollte Tatsachen
    hören. Keine Spekulationen.«
    Massiva sah ihn verblüfft an. »Ich spekuliere nicht, mein Freund. Die ganze Stadt lebt in Furcht vor Olypias, ihren Vertrauten und Dienern. Das Böse ist hier so übermächtig, daß das einfache Volk vor lauter Gestank kaum mehr atmen kann.« Simon sagte knapp: »Nun, ich hoffe, die Botschaft wird dir nützen. Ich habe meine Schuldigkeit getan. Kannst du mir eine Unterkunft empfehlen?«
    »In dieser verfluchten Stadt läßt sich schlechterdings kaum etwas empfehlen. Aber vielleicht könntest du es im Turm von Cimbri versuchen. Der hat einen guten Ruf. Aber sei vorsichtig. Geh nicht ohne deine Waffen zu Bett.«
    »Auf keinen Fall«, grinste Simon. »Schließlich bin ich in der Heimatstadt des Mannes, der mir nach dem Leben trachtet.« »Du bist mutig, Thraker … sei nicht übermütig.«
    »Keine Sorge, Freund.« Simon verließ das Haus, bestieg sein Pferd und ritt in die Innenstadt, wo er schließlich den Turm von Cimbri ausfindig machte.
    Er wollte gerade eintreten, als er jemanden durch die angrenzende Seitengasse rennen hörte. Dann schrie ein Mädchen. Mit gezogenem Schwert lief er in die Gasse. An Schreckensanblikke mittlerweile gewöhnt, nahm er von den grausigen Gestalten kaum Notiz, die das verängstigte Mädchen bedrohten. Er registrierte nur deren Waffen und kräftige Statur. Die Augen des Mädchens waren vor Entsetzen weit aufgerissen; es schien jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Einer der verunstalteten Männer langte mit derber Pranke nach der jungen Frau und schrie unter Schmerzen auf, als Simons Schwert zwischen seine Schulterblätter fuhr.
    Die anderen drehten sich um und griffen nach den Waffen. Simon streckte zwei von ihnen zu Boden, bevor sie die Schwerter ziehen konnten. Der vierte ging auf Simon los, doch viel zu ungelenk. Er starb mit gespaltenem Genick.
    Anstatt Simon zu danken, starrte das Mädchen mit Schrecken
    auf die Leichen.
»Du Narr«, stammelte es.
»Narr?« Simon war perplex.
»Du hast vier Gefolgsmänner von Königin Olympias getötet
… Sie wären doch an ihrer Aufmachung leicht zu erkennen
gewesen.«
»Ich bin fremd in Pela.«
    »Dann verlasse den Ort … oder du bist verloren.«
    »Nein, erst muß ich dich in Sicherheit wissen. Schnell … mein Pferd wartet auf der Straße.« Er führte das Mädchen am Arm, obwohl es

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