Der Esper und die Stadt
durchziehen würde, bevor man ihn zu fassen kriegte.
Es war Ahmeds Pflicht, die Bande festzunehmen, auch wenn George ihm dabei durch die Lappen ging. Den breiten Mund zu einer schmalen Linie zusammengepreßt, stand er am Schwarzen Brett und starrte gedankenverloren vor sich hin.
Der Datenkoordinator, der den Fall Larrys Überfallkommando bearbeitete, telefonierte gerade, und auf seinem Schreibtisch stapelten sich die zahllosen Berichte jener Suchtrupps, die nichts gefunden hatten. Er legte eine Hand über die Muschel und sagte: „Ahmed, wühl’ doch mal für mich den eingegangenen Papierkram durch und schau’ nach, ob ’ne heiße Spur dabei ist.“
Ahmed setzte sich auf den Rand des nächststehenden Tisches, nahm einen Umschlag aus dem Kästchen mit den Eingängen und öffnete ihn. Er schüttelte den Umschlag, und ein Foto fiel heraus. Es zeigte einen hochgewachsenen, ältlichen Unbekannten in einem Anzug Modell 1950, einen gereckt dastehenden, vornehm aussehenden Mann mit steinernen Zügen. Was die Haltung seines Oberkörpers anging, so kam sie Ahmed irgendwie seltsam bekannt vor. Die Arme des Mannes standen leicht von seinem Körper ab, seine Hände waren zu Schalen geformt. Es waren die Hände eines Mannes, der, während er etwas tat, nachdachte; die Hände eines Menschen, der beim Denken die Finger bewegte. Wie George.
Ahmed öffnete einen Schnellhefter und fand eine maschinengeschriebene Liste all jener Gegenstände, die während der zweiten Welle der die ganze Stadt betreffenden Alarmauslösewelle abhanden gekommen waren. Die Liste war lang und bezog sich auf zwölf verschiedene Orte, da sich möglicherweise noch eine Reihe anderer Diebe ihrer Chancen bewußt geworden waren, nachdem die erste Alarmwelle geendet hatte: Wenn in der ganzen Stadt Alarm ausgelöst wurde, war das für sie ebensogut, als wenn überall die Alarmanlagen ausgeschaltet waren, und deshalb hatten sie sich beim zweiten Mal mit allerlei Sachen aus dem Staube gemacht. Aber trotzdem: Einige der in der Liste verzeichneten Gegenstände waren möglicherweise sorgfältig ausgewählt und von Larry und seinen Leuten mitgenommen worden. Diese Gegenstände konnten Aufschluß über seine Pläne geben.
Aus dem Schnellhefter fiel ein Foto. Auch dieses zeigte den hochgewachsenen Mann. Er stand leicht gebeugt da und hatte den Mund in einem einfältig wirkenden, trunkenen Gelächter, das gar nicht zu den Kummerfalten seines starken, quadratischen Gesichts paßte, offenstehen.
Ahmed hielt das Bild hoch. „Wer ist das?“
Der Datenmann bedeckte die Sprechmuschel wieder mit der Hand. „Niemand bestimmtes. Ein Mechanikermeister beim Wochenendbesäufnis. Seine Freundin sagt, ein Psychotherapeut habe ihm geraten, sich öfters einen anzutrinken und es sich gutgehen zu lassen. Der automatische Identifikationsdienst schickt mir laufend seine Fotos. Es sind automatische Kameras, die sie machen, und sie zeigen, WQ er sich in der Stadt überall einen ansäuft. Seine körperlichen Proportionen stimmen ziemlich stark mit denen von George Sanford überein, weißt du: Schulterbreite, Handgelenke, Ohrenform und so weiter. Deswegen sortiert der Computer ihn ewig aus und schickt mir diese Bilder auf den Hals. Aber es ist nicht George. Er ist leichter, größer und älter. Da siehst du, was wir von unseren Computern zu halten haben.“ Er zuckte die Achseln.
„Steck das Zeug in die unterste Schublade – da, wo ‚Fotos von Verdächtigen, unzutreffend’ draufsteht.“
Ahmed öffnete die Schublade und entnahm ihr eine ganze Reihe von Bildern, die magere, blonde Jungen unter zwanzig zeigten. Es
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