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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Als ich mich nach vor­ne beug­te, zog sich mei­ne Rücken­haut zu­sam­men und schmerz­te mit der Steif­heit ei­ner halb­ge­heil­ten Ver­let­zung. Mei­ne Ar­me bil­de­ten einen Kreis. Ich zog sie un­ter den Bei­nen hin­durch. Jetzt be­fan­den sie sich vor mei­ner Brust. Ich hielt die Hän­de vor das Ge­sicht und fing an, die Kno­ten mit den Zäh­nen auf­zu­ma­chen. „Ich bin bei Be­wußt­sein, Lar­ry.“
    „Mer­ke ich. Was dich wü­tend macht, weckt dich im­mer auf. Weißt du, wel­chen Tag wir heu­te ha­ben?“
    „Ich kann mich an nichts er­in­nern, was seit Diens­tag­abend pas­siert ist, aber jetzt bin ich bei Be­wußt­sein.“
    „Du bist auch nicht oh­ne Be­wußt­sein, wenn du die Pil­len drin hast, Ge­or­ge. Du bist dann nur ko­ope­ra­ti­ver und ge­hor­sa­mer und lachst ei­ne Men­ge. Heu­te mor­gen ha­be ich sie ab­ge­setzt, da­mit du nicht süch­tig wirst. Vier Ta­ge sind ge­nug.“
    „Zu was habt ihr mich ge­trie­ben?“ Die Kno­ten lös­ten sich. Ich setz­te mich hin und setz­te die fast frei­en Hän­de ein, um die Fuß­fes­seln zu lö­sen.
    „Du warst uns ei­ne große Hil­fe.“ Lar­ry grins­te.
    Ich stand auf. „Was ha­be ich ge­tan? Ha­be ich je­man­den ver­letzt?“
    „Hör’ auf“, sag­te Lar­ry und ges­ti­ku­lier­te mit dem Lauf der Pis­to­le. „Hör’ auf, dir Ge­dan­ken über Recht und Un­recht zu ma­chen. Sei ein Mit­glied mei­ner Ban­de. Das Sich-Sor­gen-ma­chen kannst du mir über­las­sen.“
    Ich ant­wor­te­te nicht. Ich kam mir vor wie je­mand, den man hin­ter­gan­gen und dem man völ­lig den Wind aus den Se­geln ge­nom­men hat­te. Lar­ry war zu ge­ris­sen für mich. Er zog sich von den Git­ter­stä­ben zu­rück. Sei­ne Stim­me klang hoch und ner­vös. „Wenn du das nicht tust“, sag­te er, „set­ze ich dich ein­fach wie­der un­ter Dro­gen, und dann wirst du so oder so für uns ar­bei­ten.“
    Ich kau­te lang­sam auf ei­nem lo­sen Ny­lonk­no­ten und frag te: „Wo sind die an­de­ren?“
    „Sie ar­bei­ten an den Bom­ben und schlie­ßen die Zeit­zün­der an.“ Den Blick auf mei­ne Hän­de ge­rich­tet, trat Lar­ry von dem Git­ter zu­rück. Er war jetzt au­ßer­halb mei­ner Reich­wei­te.
    „Wel­che Bom­ben?“ Das wur­de ja im­mer schlim­mer. End­lich hat­te ich die Kor­deln ge­löst. Die ers­te Hand war frei.
    „Die Bom­ben. Du hast uns ge­sagt, wie wir an sie her­an­kom­men.“
    Ich schob die letz­te Schlin­ge über mei­ne an­de­re Hand und zog die Kor­del in die Län­ge. Ich dach­te dar­an, mich zu er­hän­gen.
    Lar­ry mus­ter­te neu­gie­rig mein Ge­sicht. Er konn­te mei­ne Vi­bra­tio­nen nicht emp­fan­gen. Er konn­te auch mei­nen Aus­druck nicht deu­ten. „Du hast uns ge­sagt, wo sie ge­la­gert wer­den, wie man die Rech­nungs­for­mu­la­re fälscht und dich auf einen Ex­per­ten ein­ge­stimmt, der weiß, wie man Bom­ben bas­telt und Schalt­krei­se zeich­net. Du wirst im­mer bes­ser beim … Du er­in­nerst dich wohl an gar nichts, was?“
    Als ich als Kind der UN-Bru­der­schaft bei­ge­tre­ten war, hat­te ich einen Eid ge­schwo­ren, laut dem ich mich ver­pflich­te­te, al­le Tricks zu ler­nen, um Men­schen vor Ver­bre­chern und Mör­dern zu schüt­zen. Und ich hat­te die­sen Eid im­mer ernst ge­nom­men.
    Plötz­lich war ich der Ver­bre­cher und Mör­der. Ich hat­te mich da­zu ver­lei­ten las­sen, ir­gend­wel­chen durch­ge­dreh­ten Kin­dern Bom­ben zu be­sor­gen. Ich war mir jetzt si­cher, daß Lar­ry nicht rich­tig tick­te. Als ich sei­ne Vi­bra­tio­nen un­ter­sucht hat­te, um her­aus­zu­fin­den, ob er ver­rückt war, hat­te ich nichts ge­fun­den. Aber das lag dar­an, weil ich nach Haß­ge­füh­len Aus­schau ge­hal­ten hat­te. Und Lar­ry haß­te nie­man­den.
    Ah­med hat­te recht ge­habt. Ir­re soll­te man nur nach ih­ren Hand­lun­gen be­ur­tei­len … Was hat­te der Jun­ge mit mei­ner Hil­fe an­ge­stellt? Wür­de es wie­der zu ei­nem Mas­senster­ben wie im Fall der Jer­sey-Kup­pel kom­men? Wür­de man mich da­für ver­ant­wort­lich ma­chen? Wenn noch ein­mal drei­tau­send Men­schen star­ben – konn­te ich dann ehr­lich sa­gen, daß ich da­mit nichts zu tun hat­te?
    Ich er­in­ner­te mich an mei­nen Phi­lo­so­phie­leh­rer, der ge­sagt

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