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Der Eunuch

Titel: Der Eunuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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es mir, den Kampf unterbrechen zu müssen ..."
    „Aber hier handelt es sich doch nicht ums Fechten, sondern darum, daß die Rakije ein Kind kriegt! Was soll sie dabei?“
    Ein Mädchen, das sich auf einen Säbel verstehe, setzte Mußli als seine unumstößliche Meinung dagegen, werde mit allem fertig. Was sei da
    schon so was, wie ein bißchen Kinderkriegen.
    „Es ist mir aber doch lieb, daß wir bald eine richtige Hebamme hier haben werden. Ob die Hebamme sich freilich auf einen Säbel versteht, kann ich dir nicht sagen, Mußli. Nun aber geht ihr beiden und wartet draußen, bis ich euch rufe. Sie braucht beim Erwachen nicht gerade euch als erstes zu erblicken. Vor allem didi nicht, Mußli.“
    Mit Staunen und etwas abergläubiger Furcht hatten die Herren Janitscharen sich angesehen, was Beschir zur Wiederbelebung der fast Erstickten unternommen hatte. Daß sie ihn für ein wenig verrückt hielten, erhöhte nur ihre Ehrfurcht. Irre waren für sie Menschen, die Allah berührte. Außerdem wußte Chalil ja auch, mit wem sie es zu tun hatten. So verzichteten sie denn auf Einwendungen, die sie mit Hinweis auf den Mangel an Zeit hätten erheben können, und ließen den Kislar mit dem Mädchen allein.
    Beschir wußte, daß die Dame tatsächlich beinahe erstickt wäre. Nach kurzer Untersuchung jedoch hatte er ihre fast unerschöpfliche Kraftfülle ebenfalls erkannt und nach dieser erfreuenden Feststellung weiterhin der armen Bewußtlosen lauernde Blicke bemerkt, mit denen sie aus einem winzigen Schlitz ihrer Lider ihre Umgebung beschossen hatte. Wären die Janitscharen geblieben, hätten sie Beschir vollends für einen Zauberer gehalten.
    „Meinst du nicht, Fräulein“, sagte er nämlich ohne weitere Vorbereitungen, „daß es jetzt an der Zeit sei, ein paar Worte miteinander zu reden? Es müßte allerdings gleich sein, viel Zeit habe ich nicht.“
    Mit einem kleinen Kreischen der Überraschung sprang sie in einer Weise auf, die jede Sorge um ihre Gesundheit überflüssig machte. „Ich bin kein Fräulein“, wies sie ihn ohne die geringste Verlegenheit und voll Angriffslust zurecht. „Ein Bastard bin ich und nichts als ein Bastard. Mir genügt das nämlich vollkommen.“
    Beschir war zwar ein wenig erstaunt, aber das verdoppelte nur seine Vorsicht.
    „Sie sind doch ein Fräulein“, versicherte er ihr, „und darum werden Sie, solange Sie bei uns sind, als Herrin und Dame behandelt werden. „Halten Sie das für ein so großes Vergnügen“, fragte die Herrin und Hanum.
    „Jedenfalls für ehrenvoll, und ich will hoffen, daß es Ihnen beim Woiwoden ...“
    „Bei Dewlet Bey?“
    „Gewiß, bei ihm nicht etwa anders ergangen ist . . .?“
    „Bis auf das eine Mal“, sprang es ihr wie von selbst aus dem Mund... Das Gespräch wurde in einem bunten Durcheinander von türkisch und deutsch geführt. Der Dauerkrieg hatte Deutsch zur meist gebrauchten Fremdsprache in der Türkei gemacht, und wenn Beschirs Kenntnisse darin durch die gefürchteten Artikel zuweilen auch etwas durcheinander gerieten, so bestanden sie doch aus mehr als nur ein paar Brocken. Ähnlich verhielt es sich mit dem Mädchen. Mit dem Türkisdien war es aufgewachsen. Im Laufe der zweihundert Besatzungsjahre hatte es sich in Ungarn eine Art Heimatrecht erworben.
    „Bis auf das eine Mal?“ wiederholte Beschir, wobei er seinen Ärger nicht verbarg. „Wollen Sie damit sagen, Dame, daß Dewlet Bey sich ungehörig benommen habe?“
    „Wie soll ich wissen, was bei euch gehörig und was ungehörig ist?“ „Nennen Sie mir Dewlets Vergehen, und Sie werden es wissen.“
    Er wartete, um dann statt einer Antwort eine Rüge zu erhalten. „Ungehörig sind Sie, wenn Sie es wissen wollen“, griff ihn das Mädchen an. „Ganz ungewollt kam es mir heraus, und so etwas überhört man. Aber Sie sind eben kein Kavalier, kein Tschelebi, und so sag’ ich es lieber selbst, damit Sie sich nicht am Ende alles mögliche ausdenken, was gar nicht wahr ist. - Dewlets Verfehlungen“, höhnte sie und dehnte die Verfehlungen ungebührlich. „Was sind das schon für Verfehlungen. Betrunken war er, das ist alles. Nun ja, Männer trinken eben. Wie ich bemerkt habe, auch in der Türkei. Oder etwa nicht?“ fragte sie spitz.
    Beschir beruhigte sich. Er sah, daß kein Zwischenfall vorlag, der Verwickelungen hätte herbeiführen können. Außerdem erheiterte ihn der Mädchenzorn, und so begann er, mit ihr zu spielen, nicht um etwas von ihr, sondern um bei dieser Gelegenheit etwas über

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