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Der Fälscher aus dem Jenseits

Der Fälscher aus dem Jenseits

Titel: Der Fälscher aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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den seltsamen Namen La Volonte (Der Wille) trug und von Albert Dubary geleitet wurde.
    Da die Sache mit dem Crédit municipal d’Orléans so gut geklappt hatte, beschloss Alexandre, dasselbe noch größer in Bayonne aufzuziehen, wo er den radikalsozialistischen Abgeordneten und Bürgermeister Joseph Garat gut kannte. Dieser ließ sich problemlos überzeugen, in seiner Stadt ein Pfandhaus zu eröffnen, dessen Leitung man Gustave Teissier übertrug, der Alexandres Vertrauen genoss. Wie in Orléans wurden falsche Edelsteine als Pfänder für die Kassenscheine hinterlegt. Zum Beispiel schätzte man einen Karaffenverschluss aus Kristall im Wert von etwa 1500 Franc auf 600 000 Franc usw.
    Wie hätte jemand Verdacht schöpfen können? Die Empfehlungen kamen von ganz hoch oben. Um seinem Freund Garat einen Gefallen zu tun, schrieb Dalimier, der Minister für Arbeit und Handel, bereitwillig: »Aufgrund der vorzüglichen Sicherheit, die solche Investitionen bieten, bin ich mir sicher, dass die Aufsichtsräte, insbesondere die in der Umgebung von Bayonne, das ihnen unterbreitete Angebot freundlich prüfen werden.«
    Andere Persönlichkeiten erteilten Empfehlungen im selben Sinne, darunter General Bardi de Fortou, der ehemalige Militärattaché in Bulgarien, oder der südamerikanische Diplomat Dorn y Alsua, der das Großkreuz der Ehrenlegion trug.
    Sowohl unter den großen als auch den kleinen Sparern gab es einen Ansturm. Allein die Versicherungsgesellschaft »La Confiance« (»Das Vertrauen«, ein passender Name) zeichnete für 238 000 000 Franc in Kassenscheinen.
    Diesmal war Alexandres Vermögen gemacht. Er und die entzückende Arlette zählten zu den Lieblingen der Pariser Gesellschaft. Sie besaßen ein Appartement im Claridge, eine Villa in Vaucresson, einen Rennstall und sogar ein Theater, das »Empire«. Man sah das Ehepaar überall dort, wo man gesehen werden musste: in der Hauptstadt, in Deauville, in Biarritz oder in Cannes. Trotzdem ließen sich nicht alle übers Ohr hauen. Insbesondere Kommissar Pachot überschwemmte die Pariser Staatsanwaltschaft mit Berichten, aus denen hervorging, dass Serge Alexandre in Wirklichkeit Alexandre Stavisky war. Doch verschwanden diese Berichte immer auf geheimnisvolle Weise.
    Bei einem solchen Betrug ist der Urheber immer zur Flucht nach vorn gezwungen. Früher oder später fliegt der Schwindel nämlich auf und dann muss man ihn mit einer anderen Affäre ablösen, die genauso betrügerisch, jedoch noch größer ist. Alexandre Stavisky versuchte darum eine äußerst riskante und umfangreiche Operation mit Kriegsentschädigungsscheinen enteigneter ungarischer Landbesitzer. Das Verfahren war ziemlich kompliziert, aber der zu erwartende Gewinn auch absolut gigantisch: eine Milliarde Franc. Nur brauchte Stavisky für eine solche internationale Transaktion das Einverständnis der französischen Regierung. Und Georges Bonnet, von dem die Entscheidung abhing, gefiel das Geschäft nicht. Er verweigerte einfach die Genehmigung.
    Da eine Katastrophe nie allein kommt, flog zur selben Zeit die Schiebung in Bayonne auf. Die Versicherungsgesellschaft »Urbaine-Vie« erstattete Anzeige. Gustave Teissier wurde verhaftet und legte ein volles Geständnis ab. Trotzdem hatte er noch Zeit, Stavisky durch einen lakonischen Telefonanruf zu warnen: »Wir sind erledigt!«
    Stavisky war ein findiger Mann. Am 24. Dezember 1933 forderte ein fürchterliches Eisenbahnunglück bei Lagny zweihundert Tote. Sofort ging er zu seinem Freund, dem zwielichtigen Polizeiinspektor Bonny, und bat ihn darum, seine Papiere einer entstellten Leiche zuzustecken, damit alle an seinen Tod glauben. Bonny weigerte sich jedoch. Er war zu klug, um nicht zu merken, dass sich das Glück von Monsieur Alexandre abgewendet hatte. Jetzt musste man auf der richtigen Seite stehen. Er war daraufhin einer der eifrigsten Untersuchungskommissare.
    Alexandre Stavisky hatte keine andere Wahl mehr.
    René Pigaglio, eine der suspekten Personen, die sich in seinem Umkreis bewegten, schlug ihm vor, sich in der Ferienkolonie von Servoz zu verstecken. Darauf ging er ein.
    Im Chalet »Les Argentières« langweilte sich Stavisky zu Tode. Auf seinen Befehl hin war Pigaglio nach Paris zurückgekehrt, um dort etwas Geld aufzutreiben. Stavisky schloss sich immer in seinem Zimmer ein und hatte nur Kontakt zum Gärtner, dem er Zettel unter der Tür hindurch schob. Der Angestellte fand es irgendwann seltsam, dass sich der Mieter nie zeigen wollte, und alarmierte

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