Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
verschoss eine gute Handvoll Bleikugeln auf einmal. Oder Nägel, oder was auch immer man in den gut doppelt daumenbreiten Lauf füllte. In dieses Loch zu sehen, brachte einen dazu, zu beten, man wäre woanders.
    »Gut«, sagte sie und leckte sich nervös über die Lippen. »Aber halte dich damit fern von mir und, um der Götter willen, komme mir damit nicht in meinen Rücken!«

Die Beförderung des Arimant Bosco
    24  Arimant Bosco, seines Zeichens Sergeant der kaiserlichen Garda zu Aryn, stöhnte laut auf, als er die Eingangstür quietschen hörte. Wenn Quietschen das richtige Wort für ein Geräusch war, das sich eher anhörte, als würden Dämonen eine verzweifelte Seele in zwei Teile reißen. Zum hundertsten Mal nahm er sich vor, die Angeln zu ölen, und zum neunundneunzigsten Male fragte er sich, warum er es nicht schon längst getan hatte.
    Mühsam schwang er sich aus dem Bett, strich sich über seine Haare und kratzte sich an der Wange, während er sich über Korporal Ramina beugte, die im Bett nebenan lag.
    Er schüttelte sie unsanft, doch außer, dass ihr Schnarchen die Tonlage änderte, geschah wenig, nur die leere Flasche, die sie lose in der Hand hielt, fiel herunter und kullerte über den dreckigen Boden.
    Er zog den Gürtel zu, warf sich ein Hemd über, stieg in seine Stiefel und suchte nach seinem Schwert, es musste doch hier irgendwo … ah, da. Unter dem Bett. Er kniete sich hin, fischte es leise fluchend hervor und ging dann schlurfend nach vorne, während er den Wein verfluchte, den er gestern getrunken hatte.
    Er hasste das. Nicht den Kater, den empfand er als gerechte Strafe. Nein, was er mittlerweile zu fürchten gelernt hatte, war ein besorgter Bürger, der noch nicht verstanden hatte, dass es die Garda faktisch nicht mehr gab, und der seine Hoffnungen in einen Haufen abgerissener Soldaten steckte, die nur deshalb noch nicht gegangen waren, weil sie nicht wussten, wohin sie gehen sollten. Es brach ihm manchmal das Herz, den Geschichten zu lauschen, die sie erzählten, von Gewalt und Ungerechtigkeiten und Not, und sie erzählten sie immer, auch wenn er schon vorher versuchte, ihnen begreiflich zu machen, dass er ihnen nicht helfen konnte. Manchmal, bei Kleinigkeiten, konnte er es, dann trat er einen oder zwei der anderen aus dem Bett und verprügelte einen schlagfertigen Ehemann oder versuchte, einen Streit zu schlichten, oder wenn es um einen Vermissten ging, machte er sich sogar auf den Weg nach unten zum Hafen, wo man am Anfang der kaiserlichen Besetzung der Stadt ein altes Lagerhaus als provisorische Totenhalle eingerichtet hatte; der Ort war praktisch, war es doch üblich, die Toten in den Hafen zu werfen.
    Es war noch immer das gleiche Provisorium, und von Mal zu Mal kam es ihm voller vor, obwohl man jeden zweiten Tag die Toten sammelte und mit einem hastigen Gebet verbrannte. Das war das Schlimmste, dachte er niedergeschlagen, wenn er dann dort einen der Vermissten fand … und es kam zu oft vor.
    Er stieß die Tür zur Wache auf und erstarrte, denn die Sera, die dort an der dreckigen Theke lehnte und mit langen, schlanken Fingern ungeduldig darauf herumtrommelte, sah ihm nicht sehr hilfsbedürftig aus. Sie war nicht allein, neben ihr stand ein feiner Herr, in einer dunkelblauen Jacke mit hohem Kragen angetan, die Haare sorgfältig frisiert, der Spitzbart sorgsam und ohne auch nur den Anflug eines Bartschattens gestutzt und rasiert, das Hemd darunter und das sorgsam geknotete Tuch waren von einem so reinen Weiß, dass es ihm in den Augen wehtat.
    Die wahre Offenbarung aber war die blonde Sera, deren dunkelgrüne Augen sich zusammenzogen, als sie seiner gewahr wurden. Sie trug die Rüstung der Garda, als wäre sie darin geboren, und während er sie noch anstarrte, stellte er fest, dass sie ihm eine Frage beantwortete, die ihn schon lange fasziniert hatte, so also musste dieser Gurt getragen werden! Er blinzelte ein zweites Mal, als er das kleine goldene Schild mit dem Wolf darauf erkannte, es musste Gold sein, Messing glänzte nicht so, also war sie …
    »Ich bin Majorin Sarnesse«, sagte sie mit einer kalten Stimme, die ihn frösteln ließ. »Ab sofort werde ich das Kommando hier übernehmen. Wie ist Sein Rang und Name, Soldat?«
    »Ser, Sergeant Arimant Bosco, Ser!«, antwortete Bosco aus Reflex heraus.
    »Er ist eine Schande«, sagte sie in einem Tonfall, der Steine schneiden konnte. »Gehe Er und hole mir Leutnant Serrik.«
    »Da sagt Ihr mir nichts Neues«, sagte Bosco müde und

Weitere Kostenlose Bücher