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Der Falke von Aryn

Der Falke von Aryn

Titel: Der Falke von Aryn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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aber auch er brauchte seine Zeit!
    »Dieser Mann«, rief die Priesterin, noch immer anklagend auf Visal zeigend, »stahl den Falken für seinen üblen Zweck, verbrüderte sich mit einem Hexenmeister , der keinem Orden angehört …« Im Wagen fluchte Don Amos erneut, als er sich dazu antrieb, jede Feder des goldenen Falken zu berühren. Schon bewegte sich das glänzende Gefieder unter seinen Händen, reckte auch dieser Falke seinen Kopf, doch noch war der eine Flügel lahm. Und, Götter, dachte er erzürnt, war diese Gotteshure schlau. Die Bruderschaft zu erwähnen, wäre ein Fehler gewesen, doch ihn einen Hexenmeister zu nennen, beschwor die alten Ängste … und er hörte sehr wohl das Zischen einer Menge, die nun alles andere als glücklich war.
    Lord Visal, obwohl stadtbekannt, war in seiner arroganten Art nicht gut gelitten. Kaum einer auf dem Platz vermochte sich daran zu erinnern, ob je einer Gutes von ihm gesprochen hatte. Es mochte sein, dass es so war, wie er sagte, dass sein Vorfahr nur um Aryns Recht gestritten hatte und dass auch er hier nur sein Recht wahrnahm.
    Doch die Priesterin der Isaeth sah man zu allen Zeiten durch die Straßen gehen, freundliche Worte, Segen, Rat und Hilfe gewähren. Oft sprach man von dem einen oder anderen Wunder, von denen, die geheilt von Krankenlagern aufgestanden waren, von Paaren, die nach dem Gebet mit Kindern gesegnet wurden, und fast jeder in der Stadt hatte zumindest einmal schon in seinem Leben in diesem stillen Tempel gebetet und Trost und Hoffnung dort empfunden. Über allem stand, dass die Göttin auch ihrer höchsten Dienerin gebot und auch Larmeth nur die Wahrheit sagen durfte.
    Wären ihre Worte Lügen, wäre die Welt auf ihren Kopf gestellt, alles, für das sie stand, nur Lug und Trug. So schwer war es nicht, sich zu entscheiden, wer hier wohl die Wahrheit sprach, der Lord, der sich schon immer über alle hatte erheben wollen, oder die Priesterin, die ruhig und sanft seit Jahren schon den Dienst an ihrer Göttin tat.
    »Tut etwas!«, schrie Visal, und Don Amos tat.
    Auch wenn der eine Flügel doch sehr knirschte, breitete der goldene Falke nun seine Schwingen aus und sprang schwerfällig in die Luft. Nichts Elegantes war an ihm, sein torkelnder Flug eher bedrohlich, sah es doch ganz so aus, als ob er den Menschen jeden Moment auf die Köpfe fallen würde. Auch wenn jeder hier Gold schätzte, wollte doch niemand davon erschlagen werden. Also wichen die Menschen furchtsam zurück, vor dem Vogel, dem Wagen und dem Mann, der den Zorn einer Göttin auf sich gezogen hatte, und boten so endlich zwei Reitern die Gelegenheit, sich durch die Menge zu drängen, während von vorn, von den Tempelstufen, ein Falke schrie, ein Schrei, der voller Wut und Zorn den Menschen bis ins Herz und tief in die Knochen fuhr, als die höchste Dienerin der Isaeth, einem Falkner gleich, ihren Vogel scheinbar ohne jede Mühe in die Lüfte warf.
    Raphanael hatte allen Grund, den Aragonen zu fürchten, Don Amos war ein Ordensmeister der Bruderschaft und in vielen Künsten sehr erfahren. Doch totes Gold zu falschem Leben zu zwingen, einunddreißig schwere Pfund der Schwerkraft abzutrotzen, fiel auch ihm nicht leicht. Etwas anderes wäre es gewesen, das Wunder in aller Ruhe vorzubereiten, ein kurzer Flug, mehr einem Hopser gleich, dann eine Landung, das wäre leicht gewesen.
    So aber musste er den goldenen Falken mit Mühe ungelenk und taumelnd in die Lüfte zwingen.
    Anders hingegen der Sarnesser Falke. Vielleicht war dies der Moment, für den er in Wahrheit bestimmt war. Geformt aus Kunst und Künsten, um über ein Erbe zu wachen, das weit mehr als nur die Krone zweier Reiche war, folgte er jetzt dem Willen einer Göttin und seiner Natur, stieg mit gespreizten Schwingen leicht und flink empor, um über einer staunenden und ergriffenen Menge hoch in den Lüften sein stahlblaues Gefieder zu spreizen und in der Sonne glänzen zu lassen, während er dieses andere Ding in seinen dunkelgrünen Blick nahm, ein letztes Mal den Schrei ausstieß und dann die Schwingen eng anlegte. Und herabstieß, wie der Falke, der er war.
    Nicht ohne Grund verehrte man in Manvare den Falken, galt er den Menschen als heilig, war die Falknerei so angesehen. Kaum etwas gab es, das sich damit messen konnte, was jetzt geschah.
    Ein Schatten aus Silber, Stahl und Messing, gespreizten Krallen und grün leuchtenden Augen, fuhr er auf seinen trägen goldenen Gegner herab, traf ihn mit dem Schnabel in den Hals und mit

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