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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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erfahren, dass die ganze Familie Yilmaz etwas damit zu tun haben soll.«
    Woraufhin Manhart ein weiteres Mal abschweift und betont, wie wichtig doch die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und tschechischen Polizei sei. Und wenn Peggy gefunden werde, dann sei das ja ein gemeinsamer Erfolg.
    Damit ist der Termin beendet.
    *
    In der Zeit danach sorgt Soko-2-Chef Geier persönlich dafür, dass die Spur auf Ahmet Yilmaz nicht wieder aus dem Blickfeld gerät. Er holt die Dolmetscherin, die bei dem Treffen in Waidhaus dabei gewesen war, fest ins Soko-Team. Ihr Job besteht darin, regelmäßig in Prag anzurufen und den V-Mann-Führer ans Telefon zu bekommen. Das sollte volle fünf Wochen lang misslingen. Erst am 28. März 2002 ist Herr Vesely endlich zu sprechen. Allerdings hat er nichts Neues mitzuteilen. Unglücklicherweise habe sich sein V-Mann noch nicht aus Moskau zurückgemeldet. Doch er habe ja noch mehr Gewährsleute, die er auf den Fall Peggy ansetzen und die er vor allem um das versprochene Foto bitten könne.
    Das ist nicht gerade das, was Kriminaldirektor Geier hören wollte. Er notiert für die Akte: »Es entsteht der Eindruck, dass Herr Vesely keinen persönlichen Kontakt mit seiner VP [Vertrauensperson] zustande kommen lassen will. In seinem Verhalten und seinen Aussagen schwingt eine gewisse Überheblichkeit mit. Trotzdem ist die Information seiner VP von Interesse und könnte einen Suchansatz bieten.«

    Geier plante zu diesem Zeitpunkt bereits, die Ermittlungen gegen Yilmaz parallel zu der tschechisch-bulgarischen V-Mann-Spur vor Ort voranzutreiben, in der Türkei. Er hatte bei seinen Vorgesetzten schon das entsprechende Gesuch um Bewilligung einer Reise eingereicht. Begleiten sollte ihn dabei Ralf Behrendt. Bis die Genehmigung durch war, hielt er seine Ermittler an, alles in Erfahrung zu bringen, was sich von Deutschland aus bewerkstelligen ließ. Immer wieder telefonierten die Beamten deswegen vor allem mit ihren tschechischen Kollegen, aber in Prag wie in Sokolov wurden sie ein ums andere Mal an den unergiebigen V-Mann-Führer Vesely und dessen ominösen bulgarischen Informanten verwiesen.
    Hier kam man also nicht weiter. Geier war offenbar so entnervt und misstrauisch, dass er seine Männer anwies, die bevorstehende Türkeireise vor den tschechischen Beamten geheim zu halten. Gleichzeitig ließ er seine Beziehungen innerhalb der bayerischen Polizei spielen und bat alle Kollegen um Unterstützung, die über vertrauliche Kontakte in die Türkei verfügten.
    Tatsächlich meldet sich am 12. April ein Ermittler der Kripo Würzburg mit einer brisanten Nachricht. Er verfüge über eine Vertrauensperson, die einen Lehrer kenne, der früher in Deribagi unterrichtet habe, einer Ortschaft in der Nähe von Elmabagi. Dieser Mann sei kürzlich mehrere Tage an seiner damaligen Wirkungsstätte gewesen und habe ehemalige Schüler nach einem deutschen Mädchen befragt. »Laut Aussage des Lehrers erzählt man sich in Deribagi tatsächlich, dass dort ein deutsches Mädchen festgehalten würde«, hält Geier in einem Aktenvermerk fest. »Niemand hat jedoch dieses Mädchen bisher gesehen.«
    Aber immerhin gibt es nun endlich Einzelheiten über deren vermeintlichen Aufenthaltsort, von dem bisher kaum mehr als der Name bekannt gewesen ist. In Elmabagi würden nur während des Sommers Menschen leben. Im Winter harrten dort nur »Wächter« aus. Der Würzburger Kripo-Kollege habe außerdem erfahren, »dass diese Gegend für Fremde sehr gefährlich sei, vor allem, wenn unliebsame Fragen gestellt werden«.
    Eine Woche später liefert die Kripo Würzburg weitere Details – die Soko-Chef Geier aus unbekannten Gründen vor der Justiz verheimlicht. Und das, obwohl die Neuigkeiten die deutschen Ermittler in Hochstimmung versetzt hatten. Der Aktenvermerk, den Geier dazu anlegen lässt, trägt den Hinweis: »VS – NICHT FÜR DIE GERICHTSAKTE BESTIMMT!«
    Die türkische Vertrauensperson des Würzburger Beamten hatte handfeste Informationen geliefert, etwa den Namen des Lehrers. Er heiße Zeki Özer und wohne heute in der Stadt Kayseri. Außerdem hätten mehrere Leute unabhängig voneinander versichert, »dass die gesuchte Peggy dort [also in Elmabagi] aufhältlich sei«, allerdings in einem Versteck. Elmabagi, die »Sommerresidenz der wohlhabenderen Familien von Deribagi«, sei derzeit bis auf einen einzelnen Wächter unbewohnt, heißt es in dem Vermerk. Der Lehrer Özer habe darüber hinaus mitgeteilt, dass Peggy »in

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