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Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition)

Titel: Der Fall Peggy: Die Geschichte eines Skandals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Jung , Christoph Lemmer
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nicht. Nämlich dass Ulvi endlich »seine Ruhe« haben wollte. In seinen Gesprächen mit dem Gutachter äußerte Kulac mehrfach, er habe den Kriminalbeamten nur erzählt, was diese offenbar hatten hören wollen. Er habe ja gemerkt, dass die Ermittler nicht lockerließen, sie hätten ihn immer wieder mit Fragen gequält. Er habe die Peggy nicht entführt und nicht umgebracht und die Leiche auch nicht verräumt. Sondern all das nur gesagt, weil sie ihm alles andere nicht geglaubt hätten. Auch, dass die Beamten »überhaupt nicht nett« waren, hatte Ulvi zu Kröber gesagt. Es gibt Pfleger aus dem Bezirkskrankenhaus Bayreuth, die das bestätigen. Ulvi sei jedes Mal völlig fertig gewesen, wenn er vom Verhör zurückgekommen sei, er habe gezittert und geheult und musste im Krankenhaus erst einmal in den Ruheraum gebracht werden. Bei einem der Verhöre soll ihn einer der Ermittler am Kragen gepackt und gesagt haben, er solle endlich zugeben, dass er die Peggy umgebracht habe.
    Im Gutachten von Kröber spielen diese möglicherweise fragwürdigen Umstände des Zustandekommens von Ulvis Geständnis keine Rolle. Hätte er festgestellt, dass das Geständnis tatsächlich auf Druck zustande gekommen war, hätte es vor Gericht nicht verwertet werden können.
    Ob Kröber zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre, hätte er alle Unterlagen zur Einsicht und alle Informationen zum tatsächlichen Stand der Ermittlungen erhalten, lässt sich nicht beantworten. Kröber lehnte unsere Bitte um eine Stellungnahme zum Fall Peggy ab. Leichtfertig hat er sein Gutachten gewiss nicht abgegeben. Die Folgen waren gleichwohl gravierend. Kröbers Gutachten war für die Strafkammer der letzte Baustein, um das Geständnis als Beweis werten, Ulvi wegen Mordes anklagen und schließlich auch verurteilen zu können. Trotz Ulvis hartnäckigem Leugnen selbst vor Gericht wurde die »Glaubwürdigkeit [des Geständnisses] durch das Gutachten des Sachverständigen Professor Dr. Kröber untermauert«, heißt es später im Urteil.
    Als wirklichen Beweis hatte es freilich auch sein Urheber nicht gesehen – seine Untersuchung, so Kröber, spreche lediglich »für die Annahme«, dass die Aussagen im Geständnis »in tatsächlichem Erleben begründet sind«.

Kapitel 18
    »Drang nach Aufmerksamkeit«
    A ls Professor Kröber mit der Erstellung seines Gutachtens begann, wandte sich die Soko Peggy 2 noch an einen zweiten Psychiater, von dem sie sich Aufschluss über den Wahrheitsgehalt von Ulvis Geständnis erhoffte. Es handelte sich um Dr. Rudolf Pappenberger, einen Arzt und Psychiater aus dem Bezirkskrankenhaus Bayreuth, der seit dem Frühjahr Ulvis Therapeut war. Die Vorwürfe, die inzwischen gegen seinen Patienten erhoben wurden, kannte Pappenberger bis dahin im Wesentlichen vom Hörensagen und in kleinen Portionen aus richterlichen Schreiben.
    Im August 2002 suchten die Ermittler Pappenberger in der Bayreuther Klinik auf. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall gewesen sein. Ulvi leugnete inzwischen konsequent, auch Kröber gegenüber, Peggy umgebracht zu haben. Die Beamten suchten nach Hinweisen, ob sich Ulvi möglicherweise bei früheren therapeutischen Sitzungen des Mordes an dem Mädchen bezichtigt haben könnte.
    Als Erstes fragten sie Pappenberger, ob Ulvi einen übersteigerten Sexualtrieb habe. Nicht unbedingt, antwortete der Psychiater. Ulvi habe früher sehr häufig onaniert, aber in der Klinik sei er in dieser Hinsicht nicht auffällig gewesen. Ebenso wenig hätten sich pädophile Neigungen oder andere Abnormitäten gezeigt. Im Gegenteil, er habe im Laufe der Zeit festgestellt, dass sein Patient Fortschritte mache. Seine sexuellen Belästigungen oder Missbräuche schätze Ulvi inzwischen kritischer ein. Dabei habe es sich ja zumeist um Exhibitionismus gehandelt, nur in wenigen Fällen sei es auch darum gegangen, dass er Jungen aufgefordert habe, ihn anzufassen oder sich anfassen zu lassen. »Aus den vielen Gesprächen war zu ersehen, dass das soziale Umfeld des Patienten die Täterschaft [bezüglich Exhibitionismus und Onanierens] anscheinend teilweise mitgetragen hat und er deshalb kein Unrechtsbewusstsein hatte«, sagte Pappenberger den Beamten. Diese Sichtweise habe sich während der Therapie geändert. Mittlerweile habe Ulvi »durchaus Reue gezeigt und auch inzwischen ein Unrechtsbewusstsein entwickelt«. Gänzlich wirkungslos seien indes die Versuche gewesen, seinen Intellekt weiterzuentwickeln. »Bezüglich seiner Minderbegabung wird wenig Änderung zu

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