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Der Fall Struensee

Der Fall Struensee

Titel: Der Fall Struensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hausen
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klar gemacht, dass sie ihn nicht mochte. Für sie war er die Triebfeder von Christians Eskapaden, die ihn zum Saufen und Huren verleitete. In den schrecklichen ersten Jahren ihrer Ehe hatte sie sehr darunter gelitten. Als Mathilde einmal mit Struensee allein ausritt, sah Holck die Stunde gekommen, sich dem König wieder unentbehrlich zu machen. Ohne Umschweife sagte er zu Christian: „Ich glaube, die Königin ist verliebt.“ Christian erschrak. Auch ihm war aufgefallen, dass Mathilde sich verändert hatte. Früher hatte sie immer nörgelnd und schlecht gelaunt in ihren Zimmern gesessen.
    Nach außen gleichmütig antwortete er: „Ach wirklich? Umso besser. Soll sie sich ruhig einen Liebhaber gönnen. Ich habe als Mann von Welt nichts dagegen. Ich will ja auch nicht, dass sie mir ein langes Gesicht zieht, wenn ich mir eine Mätresse zulege.“ Er seufzte und dachte an die Stiefeletten-Kathrin. „Und lieber Holck, weißt du denn auch, in wen sie verliebt ist?“ Über Holcks Nasenwurzel bildeten sich drei tiefe Querfalten. Er ärgerte sich, dass Christian es so gelassen nahm und stotterte: „Sie – ähh – ich glaube in den Doktor.“
    „In Struensee?“, rief der König aus.
    „Ja, unglaublich nicht? Das müsste Ihnen doch schon aufgefallen sein. Diese Blicke, die sie sich zuwerfen.“
    „ Ich finde es nicht unglaublich. Er ist klug und heiter, sieht gut aus …“
    „Er ist ein Bürgerlicher“, wandte Holck ein. „Dem kann man abhelfen“, sagte Christian nachdenklich. „Ich könnte ihm den Titel eines Grafen verleihen.“ Er lachte leise und fuhr fort: „Holck zieh doch nicht so ein gekränktes Gesicht! Du siehst damit komisch aus. Denk daran, wie oft wir unsere Scherze getrieben haben und besoffen in den Bordellen Kopenhagens herumgefallen sind. Was bedeutet uns schon Liebe? Liebe ist die unbequemste Sache von der Welt. Das Nagelbett eines Fakirs ist dem Nachtlager mit einer Frau, die es mit der Liebe ernst meint, vorzuziehen. Ich muss mir die Freiheit erhalten.“ Christian kicherte spöttisch.
    Holck hatte sein Ziel verfehlt. Er musste sich eingestehen, dass seine Gunst beim König sich dem Ende zu neigte. Und dann tauchte dieser Brandt wieder auf, der Denunziant, der es schon einmal darauf angelegt hatte, ihn aus dem Amt zu drängen. Struensee hatte es also durchgesetzt, dieser Mann hatte offensichtlich großen Einfluss auf den König. Und Christian lieh ihm sein Ohr, obwohl er ihm Hörner aufsetzte. Es war unfassbar. Und noch ungeheuerlicher war es, dass er eine Woche später tatsächlich entlassen wurde.
    Christian entließ seinen Favoriten ohne das geringste Bedauern. Er ließ dem Erstaunten mitteilen, dass er ihn mit einem reichlichen Geldgeschenk aus seiner Umgebung verbanne. Holck hatte in den Jahren seiner Vorzugsstellung genug Schmiergelder und Geschenke eingestrichen und sich zu einem reichen Mann gemacht. Er besaß Güter und Höfe, steuerfrei durch die langjährige Gunst des Königs. In letzter Zeit war er der nicht mehr sehr unterhaltsamen Gesellschaft des Monarchen ohnehin müde geworden, und so war er nach anfänglichem Verdruss bei genauer Betrachtung nicht allzu erschüttert über seine Entlassung.
    Inmitten sanfter Hügel, die von kleinen Wäldchen gekrönt waren, umgeben von weiten Wiesen lag das Lustschloss Travental. Kein großartiger Bau. Einstöckig, hufeisenförmig gebaut, mit vielen grün gestrichenen Fensterläden versteckte es sich unter alten Eichen. Hierhin führte die nächste Etappe, mit sehr wenig Gefolge. Hier waren sie der Natur noch näher, gemäß der Aufforderung Rousseaus „Zurück zur Natur.“ Sie liefen leicht bekleidet barfuß durch die Wiesen, beobachteten Tiere, freuten sich an Schmetterlingen und Vogelstimmen. „Man kann durch Aufmachung nicht brillieren, man gefällt nur durch seine Person. Unsere Kleider sind nicht wir selbst. Oft wirken sie entstellend.“ Rousseau war immer dabei. Und häufig saß die kleine Gesellschaft verschwörerisch zusammen und beriet über zukünftige Reformen.
    Mit von der Partie war inzwischen auch Graf Rantzau, der wieder in Gnaden aufgenommen worden war. Er lud die Gesellschaft auf sein nahes Schloss Ascheberg ein, auf Bälle und Feste, die ihn, dem stets Verschuldeten, ein weiteres Vermögen kosteten. Aber Rantzau hielt das Geld für gut angelegt, wenn es nur seine Freundschaft mit Struensee festigte, vom dem er sich große Dinge versprach. Er gab ein ländliches Fest, auf dem die Bauern auf Eseln mit gepolsterten Lanzen

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