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Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Der falsche Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Der falsche Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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    »Ihr seid fies!« Pat hörte sich an, als würde er gleich losheulen.
    »Dann frag doch mal Leonid, was er davon hält!«
    Dschingis langte nach einer Flasche Bier. Mit einem Blick bat ich ihn um die Erlaubnis, sein Handy zu benutzen.
    »Erzähl ihr, dass du bis über beide Ohren in Arbeit steckst!«, riet mir Bastard. »Dass es um einen Auftrag geht, der dir enormes Geld einbringt. So was schlucken Frauen immer.«
    »Vika?«
    »Ljonka?« In ihrer Stimme schwang echte Überraschung mit. »Wo bist du?«
    »Ich bin zu Freunden gegangen. Wir haben Bier getrunken, danach noch Wodka … Was würdest du dazu sagen, wenn ich erst ziemlich spät nach Hause käme? Vielleicht übernachte ich sogar hier …«
    Ich wollte ihr etwas von Romka erzählen. Am liebsten hätte ich geweint und mir alles von der Seele geredet. Immerhin wusste Vika, wer Romka war.
    Dennoch sagte ich ihr kein einziges Wort davon, denn ich war ja nicht allein. Es gab hier Leute, mit denen ich fluchen und trauern, mit denen ich Wodka trinken konnte.
    Endlich gab es wieder jemanden. Völlig überraschend und ohne große Anstrengung war jemand aufgetaucht.
    Vika dagegen war in diesem Moment allein.
    Deshalb durfte ich sie am Telefon nicht mit dieser Geschichte überfallen.
    »Sie kann doch auch herkommen«, schlug Dschingis vor.
    »Du brauchst nicht auf die Uhr zu gucken, notfalls kannst du auch da schlafen«, sagte Vika. Sie klang unsicher und zerstreut. »Deine Stimme klingt nicht so, als wärest du betrunken. Falls du doch nach Hause kommst, klingel mich nicht aus dem Bett und mach keinen Lärm.«
    »Wahrscheinlich komme ich gegen Morgen«, teilte ich ihr mit. »Also hol dir lieber keinen Lover ins Bett, das gibt nur Ärger. Oder willst du vielleicht auch herkommen? So ein Haus siehst du nicht alle Tage. Und die Leute sind wirklich nett.«
    Ich spürte ihre Unentschlossenheit sogar durchs Telefon. Seit ewigen Zeiten waren wir nicht zusammen aus gewesen. Vika ging nicht mehr in die Tiefe , und in der realen Welt … lagen unsere Interessen zu weit auseinander.
    »Lieber nicht. Es ist schon spät. Trink nicht zu viel, ja?«
    »Mach ich nicht.«
    »Dann viel Vergnügen. Freut mich, dass du mal wieder aus dem Haus kommst.«
    Als ich das Gespräch beendete, fing ich Bastards begeisterten Blick auf.
    »Wo hast du denn diese Frau her? Der du sagen kannst, dass du noch mit Freunden trinken willst.«
    »Aus der Tiefe .«
    »Ja, so was kommt vor«, bestätigte Bastard mit finsterer Miene. »Ich habe auch mal eine getroffen … Aber dann hat sich herausgestellt, dass sie schon vierzig ist und ein Mann, der Chef von einem SM-Club.«
    »Kann dein Auftraggeber dir vielleicht noch was sagen, Bastard? Dieser Diver?«
    »Kaum«, erwiderte er. »Das Geld hat er mir sofort überwiesen. Auf sehr professionellem Weg. Ein weiteres Treffen war nur bei Erfolg der Operation geplant.«
    »Tritt trotzdem noch mal mit ihm in Kontakt.«
    »Ich kann’s zumindest versuchen, aber versprich dir nicht zu viel davon. Wir müssen wohl mit dem zurechtkommen, was wir haben: mit New boundaries und ihrem perfiden Sicherheitssystem. «
    »Er wusste etwas«, sagte ich. »Garantiert wusste er, dass die Sache stinkt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Bei uns ist … war es nicht üblich, andere bei so einem Job vorzuschicken. Wie hat er ausgesehen, dieser Diver?«
    »Wir haben uns dreimal getroffen. Beim ersten Mal trat er als hagerer Typ mit Brille auf, der irgendwie ziemlich naiv aussah, schusselig, mit einem europäischen Gesicht. Kein Standardavatar, aber auch nicht sehr ordentlich designt. Beim zweiten Mal war es eine üppige Blondine, eine Individualanfertigung, Typus Haute Couture. Beim dritten Mal trat mir ein älterer, müder und irgendwie besorgter Mann entgegen.«
    »Verstehe. Hatten diese drei Figuren irgendwas gemeinsam?«
    »Sie waren alle drei europäisch.« Bastard dachte kurz nach. »Mehr nicht.«
    »Konntest du ihn verfolgen?«
    »Er hat ziemlich alte Sicherheitssoftware benutzt, Leonid. Die war vielleicht vor anderthalb Jahren mal aktuell. Aber sie war von guter Qualität und funktionierte einwandfrei. Da wollte ich ihm lieber nicht hinterher, wer weiß, vielleicht hätte er dann noch ein paar Asse aus dem Ärmel gezogen.«
    »Was ist, bleibst du hier?«, fragte Dschingis. »Ein Bett finden wir schon für dich, darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen. «
    »Unser Bett ist das Mousepad!«, stieß Bastard aus und fing an, schallend zu lachen. »Komm, Diver, bleib

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