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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Spielchen mit uns treiben. Ich bin Ihnen gefolgt und beobachte Sie schon seit einer Stunde. Falls Sie mir nicht glauben, ich habe gesehen, wie Sie die Karte und den Füller gekauft haben.«
    Abel runzelte entgeistert die Stirn. Er hatte die Metro und zwei verschiedene Taxis genommen und auch sonst stets darauf geachtet, dass ihm auf dem Weg zum Treffpunkt niemand folgte. Wie zum Teufel hatte es dieser Mann trotzdem geschafft, ihn im Auge zu behalten?
    »Ich finde, Sie haben sie lange genug warten lassen«, flüsterte der Mann und beugte sich so weit vor, dass seine Lippen nur wenige Zentimeter von Abels Hals entfernt waren. Er wusste, dass sein warmer Atem seinen potenziellen Geschäftspartner noch mehr beunruhigen würde, was ihm nur recht war. Angst war das Einzige, was die Leute in diesem Metier bewog, ehrlich zu bleiben. »Gehen Sie jetzt … und kommen Sie ja nicht auf die Idee, sich umzudrehen. Sie wären tot, noch bevor Sie mein Gesicht gesehen hätten. Verstanden?«
    Abel fürchtete, dass ihm die Stimme versagen würde, und antwortete deshalb mit einem stummen Kopfnicken. Der Druck der Hand an seinem Hals ließ nach, und er wurde in Richtung Café geschoben. Mit weichen Knien trat er zum Randstein vor, wo er stehen blieb, um nach links und rechts zu blicken, ehe er die Straße überquerte. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm die Drohung des Mannes ein, und er verzichtete darauf, den Kopf zu drehen – aus Angst, der Mann könnte glauben, dass er sich umdrehen wollte. Er blickte in beide Richtungen, indem er nur die Augen bewegte, so wie es jemand machen würde, der nach einem Unfall eine Halskrause trug. Als die Straße frei war, trat er vom Randstein hinunter. Steif wie ein Roboter überquerte er die Straße, während er in Gedanken rekapitulierte, was er nach dem Verlassen des Hotels genau getan hatte. Verdammt, der Kerl wusste, dass er die Karte und den Füller gekauft hatte, und sein Englisch war perfekt. Petrow hatte gesagt, dass der Mann und die Frau Franzosen wären. Konnte es sein, dass es noch eine dritte Person gab? Es war ihm jedenfalls ziemlich peinlich, dass sie ihn dermaßen übertölpelt hatten. Diese beiden waren entweder wirklich gut, oder er wurde langsam nachlässig.

13
    Seine Beine fühlten sich immer noch etwas wackelig an, als er zu dem Tisch kam. Die attraktive Brünette blickte mit ihrer dunklen Brille zu ihm auf und fragte: »Ça vous amuse de faire attendre les gens?« Macht es Ihnen Spaß, die Leute warten zu lassen?
    Abel räusperte sich und bemühte sich, locker zu wirken. »J’ai eu un contretemps.« Es ist etwas dazwischengekommen.
    »Ach ja?«, erwiderte sie zweifelnd. »Zum Beispiel, dass Sie es vorgezogen haben, da drüben zu stehen und so zu tun, als würden Sie eine Zeitschrift lesen?«
    »Ich wollte eben vorsichtig sein«, rechtfertigte sich Abel und fragte sich, woher sie bloß wissen konnten, wie er aussah.
    »Nicht vorsichtig genug.« Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ich habe gesehen, dass Sie meinen Geschäftspartner getroffen haben.«
    Abel blickte zu dem Zeitungskiosk zurück. Die Ecke war weder besonders belebt noch menschenleer. Leute kamen und gingen, doch es stand niemand dort, der zu ihnen herübergeblickt hätte. Abel war immer noch ein wenig durcheinander. »Das war also Ihr Geschäftspartner«, war alles, was er hervorbrachte.
    »Ja«, antwortete sie lächelnd. »Er ist ein überaus fähiger Mann. Jemand, den man sich nicht zum Feind machen sollte.«
    Abel erinnerte sich an den heißen Atem des Mannes im Nacken und unterdrückte ein Schaudern. Er fasste sich wieder und zeigte auf den Sessel mit dem Regenschirm. »Darf ich mich setzen?«
    »Aber gern«, antwortete sie und hängte den Schirm an ihre Armlehne. Sie unterließ es bewusst, sich vorzustellen. Wenn sie sich so weit einig waren, dass sie zum nächsten Schritt übergehen konnten, würde sie ihm einen Decknamen nennen.
    In dem Bemühen, die Stimmung ein wenig aufzulockern und die schmerzliche kleine Niederlage zu verdrängen, die man ihm soeben zugefügt hatte, sagte Abel: »Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie habe warten lassen, aber ich bin bei solchen ersten Treffen immer ein bisschen aufgeregt.«
    »Machen Sie so etwas öfter?«
    Die dunkle Sonnenbrille verhinderte, dass man das Gesicht der Frau zur Gänze sah, was, wie er vermutete, auch so beabsichtigt war. »Immer wieder einmal, aber ich habe eine kleine Liste von Leuten, mit denen ich normalerweise zusammenarbeite.«
    »Wenn Sie andere

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