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Der Feind

Titel: Der Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Hotel Balzac, einem kleinen luxuriösen Haus in der Nähe des Arc de Triomphe. Er hatte beschlossen, schon etwas früher im Hotelrestaurant zu speisen, wenn es noch nicht so voll war. Man gab ihm einen kleinen, aber ansprechenden Tisch, und er studierte gerade die Speisekarte, als sich ein Paar ungefähr in seinem Alter an einem anderen Tisch niederließ, der von seinem Platz aus gut zu sehen war. Abel beobachtete, wie die beiden sich an den Händen hielten und angeregt miteinander sprachen. Sie schienen recht verliebt zu sein. Als er gerade beim Hauptgericht war, kam ein anderes Paar ins Restaurant. Die beiden waren etwas jünger als Abel, und es zeigte sich bald, dass auch sie ein Liebespaar waren. Sie erinnerte ihn an die Frau mit der dunklen Sonnenbrille, die er heute getroffen hatte.
    Abel musste immer wieder an die geheimnisvolle Frau in dem Café denken. Die ruhige Selbstsicherheit, die sie ausgestrahlt hatte, wirkte auf ihn stärker als jedes Aphrodisiakum. Sie hatte vom ersten Augenblick an aus einer Position der Stärke mit ihm gesprochen. Sie hatte sogar gewusst, dass er sie von der anderen Straßenseite aus beobachtet hatte. Es war ihm immer noch peinlich, wie selbstgefällig er gewesen war. Nun musste er befürchten, dass die beiden viel mehr über ihn wussten, als ihm lieb sein konnte. Das ganze Treffen hatte für Abel etwas ziemlich Beunruhigendes gehabt. Bisher war er es gewohnt gewesen, selbst aus einer Position der Stärke zu verhandeln. Er war immer der Profi gewesen, dem nichts entging und der nichts von sich preisgab.
    Abel hatte keinen großen Appetit und beschloss, ein wenig spazieren zu gehen. Er holte seinen schwarzen Trenchcoat von seinem Zimmer und ging dann in südlicher Richtung zur Seine hinunter. Die Abendluft war sehr kühl, was ihm jedoch nichts ausmachte. Es tat gut, sich in der frischen Luft zu bewegen, und es half ihm, einen klaren Kopf zu bekommen. Irgendetwas sagte ihm, dass dieses merkwürdige Paar, das Petrow ihm empfohlen hatte, genau richtig für diesen Job war, aber er brauchte jetzt Gewissheit. Abel hatte nach dem Treffen eine Telefonzelle aufgesucht, um seinen alten russischen Chef anzurufen. Stunden später ging ihm das Gespräch immer noch durch den Kopf.
    Nach einem kurzen Geplänkel hatte er Petrow gefragt: »Hast du den beiden meinen Namen verraten?«
    »Sie haben angerufen, um sich zu vergewissern, dass wir uns kennen«, gab Petrow zu. »Ich habe ihnen bestätigt, dass wir uns kennen und dass sie dir vertrauen können.«
    »Sonst nichts?«, fragte Abel.
    »Nichts. Was ist los? Du klingst irgendwie besorgt.«
    »Sie sind mir zum Treffpunkt gefolgt«, gab Abel etwas verlegen zu.
    »Sonst noch was?«
    »Sie haben meinen Namen gekannt.«
    »Ich habe dir ja gesagt, dass sie gut sind«, erwiderte Petrow lachend. »Engagiere die zwei – sie werden dich nicht enttäuschen.«
    Abel hatte das deutliche Gefühl, dass Petrow sich über seine etwas peinliche Lage amüsierte. »Sie sind ein bisschen unflexibel bei ihren Forderungen.«
    »Das trifft auch auf einen gewissen Deutschen zu, den ich zufällig kenne.«
    »Na ja, aber ich bin immerhin derjenige, der sie anheuern will.«
    »Und sie sind diejenigen, die ihren Kopf riskieren. Ich sage dir … engagiere sie und lass sie nur machen.«
    Abel überlegte, ob er Petrow erzählen sollte, dass ihm der Mann gedroht hatte, ihm das Rückenmark zu durchtrennen, ließ es dann aber sein. Petrow würde ohnehin nur lachen. »Was kannst du mir über die Frau sagen?«, fragte er stattdessen.
    »Hast du sie getroffen?«
    »Ja.«
    »Ha«, stieß Petrow hervor. »Ich habe gehört, dass sie sehr schön sein soll. Und sehr geheimnisvoll. Siehst du das auch so?«
    »Sie ist eine attraktive Frau«, bestätigte Abel und bemühte sich, nicht zu interessiert zu klingen. »Was weißt du über sie?«
    »Schlag sie dir aus dem Kopf. Ich habe gehört, dass die beiden mehr als nur Geschäftspartner sind, und glaub mir … dieser Mann ist keiner, mit dem man sich anlegen sollte.«
    »Mag sein. Woher kommt er?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Ich sage dir zum letzten Mal – engagiere die beiden und lass sie machen.« Mit diesem Ratschlag legte der Russe auf.
    So ungern er es sich eingestand, aber Abel kam sich ziemlich dumm vor, als er durch die Straßen dieser alten Stadt spazierte. Als er beim Fluss ankam, wurde ihm klar, dass er die beiden wahrscheinlich anheuern würde, aber nicht gleich. Petrow wurde allmählich alt, und der Wodka

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