Der Flammenengel
Ihn konnte ich abschmettern. Unser Abenteuer mit den Großen Alten, die bis auf den Namenlosen auch vernichtet sind. Ständig stand das Kreuz im Mittelpunkt. Die Hölle will es zerstören und greift zu immer raffinierteren Tricks. Jetzt haben Luzifer und seine Helfer sogar den Erzengel Uriel von den anderen lösen können, wobei ich mich frage, weshalb die anderen drei nicht eingegriffen haben, aber das müssen wir hinnehmen. Für uns zählt jetzt nur noch Uriel. Wenn wir ihn befreien, kann ich auch mein Kreuz zurückbekommen.«
»Und weshalb hat er es an sich genommen?« fragte Suko. »Was bezweckte er damit?«
»Er wollte sich schützen. Klar, er ist bewaffnet, aber was ist schon ein Schwert im Vergleich zu meinem Kreuz. Ein Nichts. Wenn ich die Sache so betrachte, bin ich eigentlich ganz froh, dass Uriel mein Kreuz an sich genommen hat.«
»Obwohl er sich für das Feuer verantwortlich zeigt«, erwiderte Suko, dem die vier Erzengel sowieso nicht ganz geheuer waren.
»Das stimmt. Fragt sich nur, ob er aus eigener Kraft gehandelt hat oder ob Luzifer ihn dazu trieb?«
»Du findest immer eine Ausrede.«
»Nein, ich zähle nur eins und eins zusammen.«
Suko schüttelte den Kopf. »John, es hat keinen Sinn, bis zwei zu rechnen. Wir müssen eine Zahl weitergehen.«
»Wen meinst du damit?«
»Die Toten. Nicht ohne Grund sind in diesen bestimmten Häusern die Brände aufgeflammt. Wir müssen uns mit den Namen näher beschäftigen. Gab es eine Verbindung?«
»Moment.« Ich hob den Hörer des Autotelefons ab und wählte die Nummer von unserem Büro. Glenda verband mich sofort weiter, und ich bekam Sir James an die Strippe. Von Sheila berichtete ich ihm nichts. Ich wollte nur wissen, wer sich zur Zeit des Brandes im Theater aufgehalten hatte.
»Sie haben Glück, die Meldung ist gerade erst eingetroffen. Wir haben von zwei Bühnenarbeitern den Namen erfahren. Zur Zeit des Brandes hielt sich eigentlich nur ein Mann im Theater auf. Es war der Choreograph Aaron Myer.«
»Danke, Sir. Und jetzt hätte ich zur Sicherheit gern noch die anderen Namen der Toten.«
»Ich habe nicht alle.«
»Die Haupttoten, wenn ich das mal so nennen darf.«
Sir James diktierte mir die Namen. Suko hörte mit und notierte sie auf einem Zettel. Bevor ich die Verbindung unterbrechen konnte, hatte Sir James noch etwas zu sagen. »John, ich bitte Sie und Suko sehr herzlich, alles zu tun, was in Ihrer Macht steht. Den Theaterbrand haben wir löschen können, aber jeder weitere Brand in London verschlimmert die Sache. Überlegen Sie mal, was geschehen kann, wenn plötzlich im Ölhafen die großen Feuer auflodern?«
»Ich weiß, Sir.«
»Dann beeilen Sie sich. Geben Sie ihr Bestes und noch ein wenig mehr. Danke.«
Suko atmete schnaufend aus. »Das hat den Alten ganz schön mitgenommen«, erklärte er. Ist es ein Wunder?« fragte ich.
»Wohl kaum. Mir wäre auch nicht wohl in meiner Haut, wenn plötzlich überall Brände aufflackerten.«
Er reichte mir den Zettel. Halblaut las ich die Namen vor. »David Sternheim, er war der Tote in dem Sarg, dann ein Rabbi, außerdem Lewis Coleman, dem das Haus hier gehörte, und last not least dieser Choreograph. Er heißt Aaron Myer.«
»Das war's« meinte Suko.
Sheila meldete sich. »Könnt ihr etwas mit diesen Namen anfangen?« fragte sie.
»Nein, wir nicht. Du?«
Sie sah mich an und bewegte den Kopf von links nach rechts. »Tut mir leid, nie gehört.«
»Dennoch müssen sie zu Uriel eine Verbindung gehabt haben«, murmelte ich und las die Namen noch einmal vor.
»Vielleicht müssten wir die Namen der anderen Toten auch noch haben«, vermutete Suko. »Ist Colemans Frau nicht auch umgekommen?«
»Ja.«
»Wie viele Tote hat man denn hier geborgen?«
»Keine Ahnung. Man spricht von vier Leichen. Ob Coleman dabei gewesen ist, weiß ich nicht.«
Wir hörten Sheilas Fingerschnippen. »Ich glaube, ich habe eine Verbindung gefunden.«
»Und welche?« fragte ich gespannt.
»Schaut euch die Namen noch einmal genau an. Wenn mich nicht alles täuscht, sind es Juden, die leider durch die Brände ums Leben gekommen sind.«
»Das meinst du«, wunderte sich Suko.
»Ja, und jüdisch ist auch das alte Testament. Denke an die Namen der Engel. Sie sind jüdisch. Mit ihnen hatte alles begonnen, John. Ich glaube, wir sollten uns darauf konzentrieren.«
»Und wie?«
»Bill kennt sich da aus. Am besten ist es, wenn wir ihn ins Vertrauen ziehen.«
Da der Vorschlag von Sheila kam, waren wir einverstanden. Bis zu
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