Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Jahren tauchte ein Pfarrer auf, geschickt vom Erzbischof von Bogotá. Wie reagierte Mercedes Ordaz? Betete sie? Sang sie wie heute mit wogenden Brüsten? Scheiße! Sie schickte ihm zwei ihrer Weiber ins Haus, ließ sie nackt durch das Pfarrhaus tanzen und aus den Fenstern jubeln: Ha, wie kann er's gut! Der Kerl macht uns alle verrückt! Der arme Pfaffe raufte sich die Haare und beteuerte seine Unschuld, er lief herum und wollte alles klarstellen, er predigte mit Verzweiflung … aber alle lachten ihn nur aus! Da flüchtete er aus der Stadt. Seitdem kamen nur noch dreimal Priester nach Penasblancas, betrachteten die in ein Magazin umfunktionierte Kirche, riefen die Behörden zu Hilfe, wurden nachts von Unbekannten verprügelt und flüchteten wieder in die Arme ihres Erzbischofs. Das waren normale Zustände. Und jetzt? Kniet sich hin und schluckt eine Hostie! Diese verdammte Aas! Stimmen will sie sammeln, Stimmen gegen mich! Den Handel will sie an sich reißen, mit Hilfe der Kirche, und der Pfaffe ist auch noch so blöd und merkt das nicht!«
    »Pater Cristobal ist ein anderer Gegner! An ihm wird Mercedes noch Freude haben!« Dr. Mohr ging in sein Zimmer und holte seinen Koffer vom Schrank. Revaila, der ihm gefolgt war, stieß ihm die Faust in den Rücken.
    »Doctor, was soll das?«
    »Ich ziehe um.«
    »Aha! Und wohin?«
    »In die Berge. Zu den Guaqueros.«
    »Warum dieser Umweg? Wenn Sie unbedingt erschossen werden wollen … ich kann das auch! Im übrigen habe ich von Don Alfonso den Auftrag, auf Sie aufzupassen. Das kann ich nur hier.«
    »Weil Sie sich in den Bergen nicht blicken lassen dürfen.«
    »Halleluja! Wenigstens das haben Sie begriffen.«
    »Hier liegt der Unterschied zwischen Ihnen und mir: Ich kann mich in den Bergen sehen lassen. Deshalb ziehe ich um.«
    »Nicht ohne Don Alfonsos Erlaubnis. Und Sonntag kann ich ihn nicht erreichen. Sie müssen bis morgen warten.«
    »In einer halben Stunde reite ich los.«
    »Doctor, wollen wir uns streiten?« Revaila ergriff den Koffer Dr. Mohrs und warf ihn wieder auf den Schrank. »Das bringt nichts ein.«
    Dr. Mohr lehnte sich gegen die Wand und betrachtete den bulligen, vor Kraft strotzenden Christus Revaila. Ein Muskelpaket wie ein Stier.
    »Eine Stadt voller Wunder, dieses Penasblancas«, sagte er ruhig. »Da fliegen Koffer von selbst durch die Luft. Revaila, lassen Sie ihn wieder runterkommen.«
    »Vielleicht am Montag.«
    »In einer Minute.«
    »Wir werden Ihr Rezept von vorhin einlösen, Doctor. Trinken wir einen Schnaps zusammen!«
    »Revaila, ganz kurz: Wenn Sie Don Alfonso sprechen, sagen Sie ihm, daß ich ihn an unsere Abmachung erinnere: Völlig freie Hand! Ich mache hier das, was ich für gut erachte, nicht Sie und schon gar nicht Don Alfonso, weit weg in Bogotá. Wenn er anderer Ansicht ist, betrachte ich unser Abkommen für erledigt.«
    Revaila sah ihn entgeistert an und schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie das, Médico«, sagte er. »Sie machen sich lächerlich.«
    »Es ist schade. Eigentlich hat alles so gut begonnen.« Dr. Mohr betrachtete seinen Koffer auf dem Kleiderschrank. Ich muß beweisen, daß ich hierhin gehöre, dachte er. Immer und immer wieder. Vor jedem, der es nicht glauben will, muß ich demonstrieren, daß ich kein weiches Kerlchen aus der großen Stadt bin. Hier sind Menschen, die nur durch Sehen begreifen, nicht durch Reden. Ein einziges Zeichen von Schwäche, und man ist abgeschrieben, der Lächerlichkeit preisgegeben, ein Hase, den man hetzen und schließlich erlegen darf. Was ich jetzt tue, Christus Revaila, hat nichts mit Arztsein zu tun – aber tue ich es nicht, werde ich nie euer Arzt sein können.
    »Der Koffer«, sagte Dr. Mohr hart.
    »Ein schöner Koffer, Doctor«, grinste Revaila.
    Es war der letzte vernünftige Satz, den Revaila in den nächsten Stunden sagte. Wie ein Blitz traf Mohrs Faust den verdutzten ›König von Penasblancas‹ und schmetterte ihn gegen den Schrank. Revaila wollte zu seinem Revolver greifen, aber ein in seiner Schnelligkeit fast unsichtbarer Karatetritt traf seinen Unterarm. Der Knochen knirschte deutlich. Revaila stieß einen dumpfen Schrei aus, breitete dann die Arme und warf sich mit dem Kopf zuerst auf Dr. Mohr. Er raste direkt in die vorgestreckte Faust, wurde zurückgeworfen und taumelte wie blind um die eigene Achse. Der dritte Schlag machte der Demonstration ein Ende. Revaila fiel in die Knie und legte sich dann auf die Dielen. Dr. Mohr kreuzte die Hände auf Revailas Rücken und

Weitere Kostenlose Bücher