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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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fand in dem Schiff ein hartes Gefecht zwischen dem vollgelaufenen Heck und dem viel leichteren Bug statt, bei dem die Statik auf eine harte Probe gestellt wurde. Pitt stand angespannt neben der Schleppleine und sah, wie das Schiff erbebte. Er wusste, dass er das Tau sofort loswerfen musste, wenn die
Wereschtschagin
sank, damit sie das Fährboot nicht mit in die Tiefe zog.
    Die Minuten schienen sich endlos hinzuziehen, während sich die
Wereschtschagin
zwar allmählich näher zum Ufer schleppte, ihr Achterschiff aber immer tiefer ins Wasser sank.
    Wieder drang ein metallisches Ächzen aus dem Innern des Schiffes, und ein weiteres Mal erbebte es. Quälend langsam schob sich das Schiff voran, das jetzt immerhin schon in den gelben Schein der Uferbeleuchtung getaucht war. Popowitsch hielt mit der Fähre, die nur einen geringen Tiefgang hatte, genau auf einen schmalen, felsigen Strand neben den zerstörten Bootsanlegern zu. Das Röhren der Maschinen hallte bereits von den Häusern der Stadt wider, der Fährschiffkapitän blieb jedoch beharrlich auf Kurs, bis ein dumpfes Knirschen wenige Meter vor dem Ufer verriet, dass die
Wereschtschagin
auf Grund gelaufen war.
    Popowitsch, der im Ruderhaus der Fähre stand, spürte eher, wie das Forschungsschiff auflief, als dass er es hörte, und stellte sofort die überhitzten Maschinen ab. Eine geradezu unheimliche Stille umgab nun die beiden Schiffe, als die letzten Maschinengeräusche verhallten. Dann ertönte ein lautes Gejohle, erst von der Schiffsbesatzung, die mit ihren Rettungsbooten in der Nähe angelandet war, dann von den Bewohnern der Ortschaft, die sich am Ufer drängten, und schließlich von den an Bord gebliebenen Männern der
Wereschtschagin.
Alle applaudierten Pitt und Popowitsch für ihre geradezu heroischen Anstrengungen.
    Popowitsch bedankte sich mit einem zweimaligen Tröten der Schiffssirene, ging dann zum Heck der Fähre und winkte den Männern auf der Brücke der
Wereschtschagin
zu.
    »Mein Kompliment, Kapitän«, sagte Pitt. »Was Sie da am Ruder geleistet haben, war große Kunst, genauso gekonnt wie Rachmaninoffs Klavierspiel.«
    »Ich konnte doch nicht mit ansehen, wie mein altes Schiff untergeht«, erwiderte Popowitsch und starrte versonnen auf die
Wereschtschagin.
»Auf der Babuschka habe ich mal angefangen. Ich musste ihre Decks schrubben.« Er grinste. »Außerdem ist Kapitän Charitonow ein alter Freund von mir. Ich wollte nicht, dass er Ärger mit dem Staat bekommt.«
    »Dank Ihres Einsatzes wird die
Wereschtschagin
das Wasser des Baikal wieder befahren können. Ich nehme doch an, dass Kapitän Charitonow ihr Kommandant bleibt, wenn es so weit ist.«
    »Das hoffe ich ebenfalls. Er hat mir über Funk berichtet, es sei ein Sabotageakt gewesen. Vermutlich steckt eine dieser Umweltschutzorganisationen dahinter. Die führen sich auf, als ob ihnen der Baikal gehört.«
    Zum ersten Mal dachte Pitt über diese Möglichkeit nach.
    Offenbar handelte es sich um Sabotage, aber von wem? Und zu weichem Zweck? Vielleicht wusste Sarchow eine Antwort darauf.
    In Listwjanka brach zu später Stunde hektisches Treiben aus, als immer mehr Einwohner herbeieilten, um dem knapp einer Katastrophe entronnenen Schiff beizustehen. Etliche kleine Fischerboote brachten Besatzungsmitglieder zum Ufer und wieder zurück, während andere halfen, das auf Grund gelaufene Schiff sicher zu vertäuen. Eine in der Nähe gelegene Fischkonservenfabrik, deren Böden noch von der Flutwelle nass waren, und die nur wenige Stunden zuvor einen Teil des Gebäudes unter Wasser gesetzt hatte, wurde aufgeschlossen und diente den Wissenschaftlern und Besatzungsmitgliedern als Notunterkunft.
    Einheimische Fischerfrauen versorgten sie mit Kaffee, Wodka und frisch geräuchertem
Omul
, falls jemand spätnachts noch Hunger haben sollte.
    Pitt und Popowitsch wurden mit Jubelrufen und Applaus empfangen, als sie die Fabrik betraten. Kapitän Charitonow bedankte sich bei beiden Männern, dann zeigte er eine für ihn untypische Gefühlsregung und schloss seinen alten Freund Popowitsch in die Arme.
    »Du hast die
Wereschtschagin
gerettet. Ich bin dir zu tiefstem Dank verpflichtet, mein Freund.«
    »Ich bin doch froh, dass ich helfen konnte. Allerdings war es Mr. Pitt, der erkannt hat, wozu sich meine Fähre einsetzen lässt.«
    »Ich hoffe nur, dass ich Sie das nächste Mal nicht wieder mitten in der Nacht aufscheuchen muss, Iwan.« Pitt lächelte und warf einen Blick auf die Pantoffeln, die Popowitsch noch immer

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