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Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 05 - Die Streitmacht von Vastmark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schwarze Drache und die Reise, die die Witwe einst auf der Talliarthe unternommen hatte, war wieder zum Leben erwacht und wurde nun lebhafter denn je diskutiert. Mehr noch zerrissen sich die Menschen die Mäuler über Arithons schweigsame Zurückhaltung. Die Tatsache, daß er keinen Vertrauten hatte, daß er niemals mit irgend jemandem seine wahren Absichten besprochen hatte, wurde zum mißtrauenerweckendsten Indiz gegen ihn. Zusammen mit dem, was Augenzeugen von den Greueltaten im Norden berichteten, wurde so aus seiner selbstbeherrschten Eigenbrötelei rasch die Stille eines geheimnistuerischen, ränkeschmiedenden Geistes.
    Auf weitschweifigen Umwegen kam die Wirtin nun zu den Neuigkeiten, die zu überbringen sie geschickt worden war. »Als die Mannschaft der Galeere die Feuerpfeil geentert hat, sollen dort nur noch zwei von Arithons Matrosen gewesen sein. Diese haben sich der Gefangennahme verweigert und auf Leben und Tod gekämpft, aber nicht um ihr Schiff zu retten. Sie hatten das neue Boot längst angezündet und wollten es selbst vernichten. Trotz der Flammen durchsuchten die Offiziere den Frachtraum, und dort haben sie einen Mann gefunden, gefesselt. Er ist unter Deck gefangengehalten worden und war bewußtlos, als sie ihn befreit haben. Jetzt kümmert sich der Leibheiler von Prinz Lysaer um sein Wohlergehen.«
    Jinesse sah von dem Hemd auf, das sie gerade flicken wollte, und ihre Nadel blieb zwischen zwei gequälten Stichen, die sie viel zu fest genäht hatte, in der Luft hängen. Unausgesprochen hing der Name Tharrick zwischen ihnen, als sie sagte: »Arithon hatte keinen Gefangenen.«
    Die Wirtin des einzigen Gasthauses am Ort schnaubte leise, während sie Honig über eines der Gebäckstücke träufelte. »Das habe ich auch gesagt. Der Prinz des Westens hat sich nicht dazu geäußert, aber er hat mich angesehen, als wäre ich ein unwissendes Kind.«
    Der ungebleichte, selbstgesponnene Faden zerknitterte in Jinesses angespannten Fingern, doch auch sie behielt ihre Gedanken für sich. Es schien durchaus denkbar, daß die Mannschaft der Feuerpfeil sich verspätet an Tharrick für seinen vernichtenden Anschlag auf die Werft gerächt hatte. Ihre nächste Frage forderte von Jinesse allen Mut, den sie aufzubringen fähig war. »Was hast du seiner Hoheit erzählt?«
    »Nichts weiter.« Die Wirtin wischte einige Krümel von ihrer Bluse und zuckte mürrisch wie ein Fischer mit den Schultern. »Sollen diese Fremden ihre Probleme doch selbst lösen. Wir sind keine Handelsleut’, wir machen unseren Alltag nicht von Gerüchten abhängig. Die Makrelen werden auch nicht zahlreicher in die Netze schwimmen, wenn wir den Tratsch kaufen und verkaufen, als seien wir gedungene Informanten. Wenn Arithon ein böser Mensch sein sollte, so geht uns das nichts an. In unserer Stadt hat er jedenfalls kein Übel bewirkt.« Doch der unwirsche Ton, mit dem sie endete, verriet, daß die Saat des Zweifels unabänderlich aufgegangen war.
    Die Wirtin faltete das Leintuch zusammen, in dem sie das Teegebäck verpackt hatte. »Da sie nur zwei Männer entdeckt haben, will Prinz Lysaer dich fragen, ob es Überlebende gegeben hat.« Sie erhob sich und glättete den Rock über ihren ausladenden Hüften, ehe sie plötzlich hinzufügte, als wäre es ihr gerade erst eingefallen: »Prinz Lysaer schien brennend an der Anzahl der Matrosen an Bord der Feuerpfeil interessiert zu sein. Ich habe ihm gesagt, daß das Arithons Männer waren.«
    Kläglich schweigend sah Jinesse zu, wie die andere Frau die Speisekammer durchquerte und ihr Haus verließ. Auf der Schwelle bedachte sie den Offizier Lysaers mit einem durchtriebenen Lächeln, und während der Mann auf seinem Posten vor der Tür jedes Wort mit anhören konnte, gab sie ihren letzten Satz zum Besten: »Ich habe gesagt, was geht es uns an?«
     
    Am nächsten Morgen präsentierte sich seine Majestät, der Prinz des Westens, höchstpersönlich vor dem Haus der Witwe, um ihr einen Besuch abzustatten. Inzwischen hatte er genug Erkundigungen eingezogen, zu wissen, daß ihr Gatte bereits vor einem Jahr bei einem Fischereiunfall ertrunken war. Welche Verbindung es auch zwischen ihr und den Männern geben mochte, welche die verlorene Feuerpfeil bemannt hatten, Lysaer war gewappnet und bereit, ihrem Kummer mit Barmherzigkeit entgegenzutreten. Als Eskorte führte er zwei abkommandierte Gardisten mit sich, die den Mann ablösen sollten, der bis dahin auf dem Platz vor dem Haus Dienst getan hatte.
    Jinesse dachte,

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