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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verdörrt das Herz«, wiederholte Birinair, als er seine Ruten verteilt hatte. »Hüte dich davor, Gast.«
    »Aber Höflichkeit ist wie ein Trank aus einem Bergbach«, erklärte Tohrm leise und grinste verstohlen wie aufgrund eines versteckten Scherzes.
    »So ist es«, bestätigte Birinair und verließ den Raum.
    Tohrm zwinkerte Covenant zu. »Er ist als Lehrmeister nicht so streng«, flüsterte er, »wie man meinen möchte.« Dann ging auch er hinaus und ließ Covenant mit Lord Mhoram allein.
    Mhoram schloß die Tür, und Covenant durfte zum erstenmal einen der vielgenannten Lords aus der Nähe betrachten. Mhoram besaß einen allzu menschlich unregelmäßigen Mund, und auf seinen Lippen lag noch der Rest eines Lächelns der Zuneigung für die beiden Herdwarte. Seine Augen jedoch bildeten zu seinen Lippen ein Gegengewicht. Sie waren gefährliche Augen – die graublaue Iris schillerte von goldenen Flecken –, die mit jedem scharfen Blick durch sämtliche Tarnungen bis ins Mark sogar des bloßen Vorsatzes vorzudringen imstande waren; Augen, die selbst etwas Unbekanntes von solcher Macht verschleierten, hatte man den Eindruck, daß Mhoram dazu in der Lage sein mochte, auch dem Schicksal eine Überraschung zu bereiten, sobald es ums Ganze ging. Und zwischen seinen gefährlichen Augen und dem freundlichen Mund saß eine kantige Nase wie ein Steuerruder für seine Gedanken. Dann bemerkte Covenant Mhorams Stab. Er war mit Metall bereift, so wie der Stab des Gesetzes, den er in Seibrichs Froschfingern gesehen hatte, aber ihm fehlten die kunstvollen Schnitzereien, die am Stab des Gesetzes so auffielen. Mhoram hielt seinen Stab mit der Linken, während er mit der Rechten Covenant den Willkommensgruß erwies. Danach verschränkte er seine Arme auf der Brust, klemmte den Stab in die Beuge des Ellbogens. Mhorams Lippen zuckten in einer Mischung aus Belustigung, Unsicherheit und Wachsamkeit, als er sich an Covenant wandte. »Laß mich von vorn beginnen! Ich bin Lord Mhoram, Sohn Variols. Sei willkommen in Schwelgenstein, Thomas Covenant, den man den Zweifler nennt, der du durch unser dir fremdes Land gezogen bist und zu uns als Bote kommst. Birinair ist Herdwart und höchster Lillianrill zu Herrenhöh – aber nichtsdestotrotz, es bleibt noch Zeit bis zum Abendgebet. Daher habe ich mich zu dir begeben, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens, um dich willkommen zu heißen. Zweitens, um dir, da du ein Fremder bist, etwaige Fragen zu beantworten – und drittens, um dich nach dem Anlaß zu fragen, der dich zum Großrat bringt. Vergib mir, sollte ich allzu ungehobelt auf dich wirken. Du bist ein Fremder, daher weiß ich nicht, wie ich dir die gebührende Ehre erweisen soll.«
    Covenant hätte ihm gerne irgend etwas Vernünftiges erwidert. Doch er fühlte sich noch zu sehr von Dunkelheit umnachtet; er brauchte Zeit, um in seinem Kopf Klarheit zu schaffen. Für einen Moment blinzelte er den Lord ratlos an, dann sagte er, um das Schweigen zu beenden, was ihm gerade einfiel: »Der Bluthüter mißtraut mir.«
    Mhoram lächelte schief. »Bannor hat mir mitgeteilt, daß du annimmst, du seist ein Gefangener. Auch das ist ein Grund, warum ich den Vorsatz faßte, noch heute abend mit dir zu reden. Es ist beileibe nicht unser Brauch, Gäste langwierigen Untersuchungen auszusetzen, ehe sie unsere volle Gastfreundschaft genießen dürfen. Aber zunächst muß ich wohl ein bis zwei Worte über die Bluthüter sagen. Wollen wir Platz nehmen?« Er schob sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder, den Stab so natürlich über seine Knie gelegt, als gehöre er zu seinen Körperteilen. Covenant setzte sich an den Tisch, ohne seinen Blick von Mhoram zu wenden. »Thomas Covenant«, fuhr der Lord mit seinen Ausführungen fort, als er saß, »ich wünsche ganz offen mit dir zu sprechen ... ich unterstelle, daß du ein Freund bist – oder wenigstens kein Feind –, bis wir dich geprüft haben. Du bist unser Gast und mußt mit Höflichkeit behandelt werden. Und wir haben ja den Friedensschwur geleistet. Aber du bist uns so fremd, wie wir sicherlich dir sind. Und die Bluthüter haben einen Eid abgelegt, der ganz und gar keine Ähnlichkeit mit unserem Friedensschwur hat. Sie haben geschworen, den Lords und Schwelgenstein zu dienen – uns durch die Kraft ihrer Treue vor allen Bedrohungen zu schützen.« Er seufzte versonnen. »Ach, es demütigt, erhält man solche Dienste ... trotzig wider Zeit und Tod. Doch schweifen wir nicht ab. Zweierlei muß ich

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