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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ausschreiten tasteten seine tauben Füße unsicher über den Bürgersteig, als wären selbst die Pflastersteine aus Verzweiflung erweicht. Er glaubte, daß er Mut zeigte, weil er nicht blindlings fortrannte. Einige Augenblicke später ragte vor ihm wieder das Gerichtsgebäude empor. Davor stand auf dem Bürgersteig der alte Bettler. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Noch immer starrte er aufwärts zur Sonne, immer noch brabbelte er sinnlos vor sich hin. Hab acht! hieß es auf seinem Schild, zwecklos wie eine verspätete Warnung. Als sich Covenant ihm näherte, fiel es ihm auf, wie bar jeglicher Habe der Bettler wirkte. Bettler und Fanatiker, Prediger und Propheten der Apokalypse gehörten nicht am hellichten Tag auf diese Straße; die strengen Augen oberhalb der Säulen, die alles und jeden zur Zwergenhaftigkeit verurteilten, kannten keine Nachsicht für solche prätentiösen Auftritte. Der Anblick verursachte Covenant eine verschrobene Regung von Mitleid. Fast wider Willen blieb er vor dem Alten stehen. Der Bettler rührte sich nicht, ließ von seiner ungehemmten Bewunderung der Sonne nicht ab. Seine Stimme jedoch veränderte sich; aus dem Einheitsbrei seines Gebrummels brach ein einzelnes deutliches Wort hervor. »Gib!« Die Forderung klang wie direkt an Covenant persönlich gerichtet. Und wie auf Befehl senkte er den Blick auf die Bettelschale. Aber das barsche Verlangen, der Verdruß der Nötigung erzeugten in ihm neuen Ärger. Ich schulde dir nichts , brauste er insgeheim auf. Aber ehe er seinen Weg fortsetzen konnte, öffnete der Alte erneut den Mund. »Ich habe dich gewarnt.«
    Covenant erstarrte. Unerwartet fühlte er sich von der Feststellung betroffen wie von einer Erkenntnis, einer intuitiven Zusammendrängung all seiner Erfahrungen des letzten Jahres. Noch inmitten seines Grolls fällte er einen spontanen Entschluß. Mit gequälter Miene zerrte er an seinem Ehering. Noch nie hatte er den weißgoldenen Ehering entfernt; trotz der Scheidung, trotz Joans antwortlosem Stillschweigen hatte er den Ring am Finger behalten. Er war eine Ikone seiner selbst. Er erinnerte ihn daran, was er einmal gewesen und was er heute war – an abgelegte und gebrochene Versprechungen, zerronnene Gefährtenschaft, Hilflosigkeit und seine verkümmerte Menschlichkeit. Nun riß er ihn sich von der linken Hand und ließ ihn in die Bettelschale fallen. »Das Ding ist mehr als ein bißchen Kleingeld wert«, sagte er und trottete weiter.
    »Warte!« Das Wort klang so gebieterisch, daß Covenant wieder verharrte. Er stand still, bezähmte seinen Zorn, bis er die Hand des Mannes an seinem Arm spürte. Da wandte er sich um und blickte in die hellblauen Augen, die so ausdruckslos dreinschauten, als ermäßen sie noch die geheime Glut der Sonne. Der Alte war plötzlich groß von verborgener Stärke.
    Eine plötzliche Verunsicherung erfaßte Covenant und verwirrte ihn, ein Gefühl der Nähe zu Dingen, die er nicht begriff. Aber er unterdrückte die Anwandlung. »Faß mich nicht an«, sagte er. »Ich bin ein Aussätziger.«
    Der leere Blick nahm ihn anscheinend überhaupt nicht wahr, als existiere er nicht oder als seien die Augen blind; die Stimme des Alten jedoch klang deutlich und fest. »Du lebst in einer Hölle, mein Sohn.«
    Covenant befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. »Nein, Alter«, entgegnete er. »Das ist normal. Menschen sind nun einmal so. Gewohnheitsmäßig oberflächlich.« Als zitiere er eine Grundregel für Leprakranke, fand er. Oberflächlichkeit ist das maßgebliche Charakteristikum des Lebens. »So ist das Leben. Ich habe nur weniger Scherereien als andere Menschen damit, mich in die Tatsachen zu fügen.«
    »So jung ... und schon so verbittert.«
    Seit langem hatte Covenant kein Mitgefühl zu spüren bekommen, und dieser mitleidige Tonfall traf ihn hart. Sein Ärger kehrte wieder, verengte ihm die Kehle, machte seine Zunge schwerfällig. »Komm, Alter«, sagte er. »Wir haben die Welt nicht geschaffen. Wir müssen bloß darin leben. Wir sitzen alle im selben Boot ... aus dem einen oder anderen Grund.«
    »Nicht?« Doch ohne eine Erwiderung abzuwarten, begann der Bettler wieder seinen fremdartigen Singsang zu brummen. Er hielt Covenant fest, bis er in seinem sonderbaren Gesinge irgendwie eine Lücke erreichte. Danach besaß seine Stimme eine neue Eigenschaft, einen aggressiven Ton, und er hieb nun in die Kerbe von Covenants offenbarter Schwäche. »Warum scheidest du dann nicht aus dieser Welt?«
    In Covenants

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