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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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ihrem Morgenmantel an sich, setzte sich hin und überließ sich dann ganz der Stille des frühen Morgens und dem sanften, rhythmischen Saugen des Babys, während sie ihm die Flasche gab. Als die Tür aufging und Lyn erschien, war sie beinahe eingeschlafen.
    »Joss! Was machst du denn da?« Auch Lyn hielt ein Fläschchen in der Hand.
    »Ich gebe meinem Sohn sein Frühstück«, sagte Joss und öffnete die Augen.
    »Aber das sollte doch ich machen!« Lyn stand da, bereits fertig angezogen und mit frisch gebürstetem Haar.
    »Hast du nicht Luke in der Küche gesehen? Er macht Tee. Er hätte dir sagen sollen, daß ich ihn füttere. Tut mir leid, Lyn. Könntest du Tom aufwecken?«
    Lyn schluckte eine scharfe Erwiderung hinunter, knallte die Flasche auf den Tisch und drehte sich um. »Vielleicht kannst du mir das nächste Mal, wenn du ihn füttern willst, vorher Bescheid geben, dann brauche ich nicht umsonst in aller Frühe aufzustehen. «
    »Oh Lyn, das tut mir wirklich leid…«
    »Ist schon okay. Ich wollte dich nur daran erinnern.«
    Damit war sie verschwunden. Seufzend küßte Joss ihr Baby auf die Stirn und hörte zu, wie sich Lyns Tonfall von beißendem Sarkasmus zu heller Munterkeit verwandelte. »Guten Morgen, Tom-Tom! Zeit zum Aufstehen, Liebling! Tom-Tom?« Abrupt wurde ihre Stimme dünn und ängstlich. »O mein Gott, Tom!«
    »Lyn? Was ist los?« Joss stand auf, legte Ned in sein Bettchen zurück und lief in Toms Zimmer. »Lyn, was ist passiert?« Hinter ihr schrie voller Entrüstung das Baby.
    Lyn hatte Tom bereits aus dem Bett gehoben. »Schnell, er hat irgend etwas verschluckt. Er ist schon ganz blau!«

    »Drück ihm auf den Bauch – schnell…« Joss nahm den Kleinen und legte ihn sich bäuchlings über den Arm. Er schnappte zweimal verzweifelt nach Luft, dann hustete er einen winzigen hölzernen Vogel heraus und spuckte etwas Blut. Danach begann er heftig zu weinen.
    »Tom!« Joss umarmte ihn. »Tom, Herzchen…«
    »Guter Gott, warum hast du ihm die bloß gegeben? Du weißt doch, daß er sich alles in den Mund steckt!« Lyn hielt mehrere der kleinen Vögel in der Hand, die im ganzen Bett verstreut lagen.
    »Ich habe sie ihm nicht gegeben.« Joss versuchte, das schluchzende Kind zu trösten.
    »Still, Liebling, bitte. Tom – bitte wein nicht mehr. Es ist alles gut. Es ist alles wieder gut.«
    »Blut! Joss, das ganze Bett ist voller Blut!« Lyn schlug die Decke zurück. »Oh mein Gott, Tom. Wo blutet er?«
    »Er blutet nicht.« Endlich gelang es Joss, ihn zu beruhigen. »Es ist alles in Ordnung. Er ist nur erschrocken, weiter nichts.«
    »Ich rufe Simon an. Sieh mal, er hat Blut am Mund…«
    »Aber das ist doch fast nichts, Lyn. Ihm fehlt nichts.« Jetzt, da ihre anfängliche Panik vorüber war, gewann Joss viel rascher die Fassung wieder als Lyn.
    »Ihm fehlt schon etwas! Woher kommt das Blut in seinem Bett?«
    »Ich vermute, von mir. Ich habe mich letzte Nacht in den Finger gestochen, und es wollte nicht aufhören zu bluten.«
    »Also warst du letzte Nacht bei ihm. Du hast ihm dieses Spielzeug gegeben.« In Lyns Stimme schwang sowohl ein Vorwurf mit als auch ein kleiner Triumph darüber, Joss ertappt zu haben.
    »Ich habe das Recht, das Zimmer meines Sohnes zu betreten, Lyn!« sagte Joss heftig; jetzt verlor sie doch die Geduld. »Und dieses Spielzeug habe ich ihm selbstverständlich nicht gegeben. Ich habe dir schon einmal gesagt, daß ich nicht so dumm bin!«
    »Also gut, wer dann? Luke vielleicht?«
    »Natürlich nicht Luke.«
    »Wer denn dann? Wenn du schon alles weißt, Joss – wer war’s?«
    »Ich weiß nicht, wer.« Joss hielt Toms Kopf an ihre Schulter. »Jetzt geh, Lyn, geh und ruf Simon an. Vielleicht kann er auf dem
Weg ins Krankenhaus kurz vorbeischauen. Geh schon«, wiederholte sie, als Lyn zögerte.
    Widerstrebend ging Lyn hinaus. Als sie verschwunden war, trug Joss Tom in Neds Zimmer. »Bleibst du mal ganz nahe bei Mummy, Tom? Ich muß nur kurz nachsehen, ob dein kleiner Bruder noch ein Bäuerchen machen muß, bevor ich ihm die Windel wechsle.« Nur widerwillig ließ Tom sich auf den Boden setzen, aber wenigstens fing er nicht wieder an zu weinen. Er hielt sich mit einer Hand an ihrem Morgenmantel fest, während der Daumen der anderen in seinen Mund wanderte. Joss beugte sich über den schreienden Ned, holte ihn aus seinem Bett und legte ihn sich über die Schulter.
    »Wer hat dir diese kleinen Vögel gegeben, Tom-Tom?« fragte Joss so beiläufig wie möglich. Sie rieb Ned über den

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