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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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passiert.«
    »Luke?« stotterte sie verständnislos. »Luke, was redest du denn da…«

    Er starrte sie an und ließ sie dann mit einem Seufzer los. »Ich schlage vor, daß du dich mal richtig ausschläfst. Und wenn dein Verstand noch nicht völlig ausgesetzt hat, rufst du morgen früh Simon an und läßt dir von ihm helfen. Sobald ich die Kinder in Sicherheit gebracht habe, komme ich wieder, und dann entscheiden wir, was wir tun.«
    Er schritt aus dem Zimmer und ging nach gegenüber zu Ned. Rasch packt er einen Stapel Kleidung und Windeln in eine Tasche und holte das schreiende Baby aus seinem Bettchen. »Geh schlafen, Joss. Leg dich hin! Wir reden morgen darüber.«
    »Luke!« Verwirrt sah sie ihn an. »Was tust du denn da?«
    »Ich bringe die Kinder weg, Joss. Jetzt sofort. Bevor du einem von ihnen wirklich weh tust. Ich habe Lyn nicht geglaubt. Ich habe ihr verboten, Simon anzurufen. Aber sie hatte recht. Das warst von Anfang an du.«
    »Luke…« Ihre Knie waren so weich, daß sie nicht hinter ihm herrennen konnte; alle Kraft hatte sie verlassen. »Luke, warte…«
    Für einen Augenblick wurde seine Miene weicher. »Ich komme ja wieder, Joss. Später. Sobald wir die Jungen zu Janet gebracht haben. Ich verspreche es dir, Liebling.«
    Und dann war er weg. Sie hörte noch seine Schritte, als er die Treppe hinunterlief. Dann war alles still.
    »Luke.« Sie konnte nur noch flüstern. Sie sah sich in dem leeren Kinderzimmer um; nach dem Lärm und den Schreien der beiden Jungen wirkte die Stille noch schockierender. Die Flamme des Nachtlichts flackerte ein wenig und beruhigte sich dann wieder. Ihr eigener Schatten, bucklig und grotesk im Licht der Kerze, fiel riesig und bedrohlich neben dem Bett an die Wand. Verwirrt starrte sie darauf und zog ihren Morgenmantel fester um sich. In ihrem linken Hausschuh sickerte Blut aus ihrer Schnittwunde in das weiche Schaffell und färbte es rot.
    »Luke?« Ihr leiser, klagender Protest war völlig kraftlos. »Luke, laß mich nicht allein.«
    Sie hörte, wie der Wagen anfuhr. Draußen auf der Auffahrt wanderte der Scheinwerferstrahl über die reifbesetzten Bäume und verschwand dann in Richtung des Dorfes.

    Toms Lieblingsteddybär lag vergessen im Bettchen. Ohne ihn würde er nie einschlafen. Joss hob ihn auf und betrachtete das seidig-braune Fell, blickte in die kleinen Knopfaugen. Der Bär trug einen gelben Strickpullover. Sie drückte ihn an sich, sank auf die Knie und begann zu weinen.
    Eine Weile später waren ihre Beine steif geworden; mühsam stand sie auf und sah sich im Zimmer um. Das Nachtlicht flackerte; der Docht war fast vollständig abgebrannt und schwamm in einer Pfütze von geschmolzenem Wachs. Den Teddybären noch immer an sich gedrückt, ging sie ins Schlafzimmer. Es war bitter kalt im Haus. Sie hörte, wie der Wind die Ranken an der Mauer gegen die Fenster schlug. Vom Kamin kam ein hohles Stöhnen. Am Himmel zogen sich mehr und mehr Wolken zusammen, und Schneeregen begann zu fallen. Ihr Hausschuh war von dem getrockneten Blut steif geworden, und ihr Fuß schmerzte. Nur schleppend kam sie zur Tür und auf den Flur hinaus.
    Am Treppenabsatz blieb sie stehen und blickte nach unten. Luke und Lyn hatten die Lichter ausgemacht; der große Saal lag im Dunkeln. Joss schluckte; mit der rechten Hand hielt sie sich am Pfosten des Treppengeländers fest und lauschte dem Heulen des Windes in dem riesigen Schornstein. Im großen Kamin war seit Tagen kein Feuer gemacht worden, und die Kälte der Herbstnächte hatte den ganzen Raum erfaßt. Sie holte tief Luft und setzte vorsichtig einen Fuß auf die erste Stufe. Das alte Eichenholz knarzte wie zum Protest. Ihr Herz hämmerte so wild, daß sie es bis in die Ohren spürte; es machte sie schwindlig und durcheinander. Sie tat einen zweiten Schritt; das Licht von oben warf ihre Silhouette vor ihr auf die Stufen. Ein Stückchen weiter unten lag etwas auf der Treppe. Verwundert blickte sie darauf – die anderen mußten in der Eile etwas fallen gelassen haben. Sie trat auf die nächste Stufe und sah dabei gebannt auf das sanft schimmernde, polierte Holz. Es war etwas Weißes. Eine Rosenknospe. Unbeweglich blieb sie stehen und starrte wie hypnotisiert darauf; ihre Hand umklammerte das Geländer, Galle stieg ihr in die Kehle.
    »Laß mich in Frieden«, wimmerte sie in die Dunkelheit hinein. »Hörst du mich? Laß mich in Ruhe! Was habe ich dir denn getan?«

    Es kam keine Antwort.
    Sie machte einen weiteren Schritt, wobei sie das

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