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Der Flug des Falken

Der Flug des Falken

Titel: Der Flug des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Republik der Sphäre
    15. August 3134
    »Ziehen Sie sich zurück«, sagte Tara Campbell flehentlich in das Mikrophon in ihrer Hand. Sie war über das Mobile HQ mit dem Anführer des Himmelfahrtskommandos verbunden. »Das ist ein direkter Befehl, Colonel terHorst.«
    »Bedauerlicherweise«, antwortete terHorst, »bin ich dazu gar nicht in der Lage, Countess.« Am Tag zuvor war er noch ein Bäcker gewesen.
    Tara fletschte die Zähne. Kapitänin Tara Bishop stand neben ihr und zitterte förmlich vor Wut darüber, dass sie ihrer Vorgesetzten und Freundin so gar nicht helfen konnte. »Sie müssen es tun, Joop! Verdammt, das soll ein Störangriff werden. Er soll den Vormarsch der Jadefalken aufbrechen. Aber Malvina rückt nicht vor! Und gegen eingegrabene Jadefalken können auch Sie nichts ausrichten. Das wäre nur ein völlig sinnloses Abschlachten!«
    Wie erwartet, hatte sich Malvina kopfüber in die Falle der Feuerwachenbande gestürzt. Jetzt aber bewies sie völlig unvorhersehbar plötzlich Verstand. Die Luftüberwachung hatte ergeben, dass sie ihre
    überlebenden Truppen südöstlich des noch immer qualmenden Tagebaus in einem auf New Aberdeen ausgerichteten Halbkreis befestigt hatte. Hinter der Linie lauerte ein halbes Dutzend     JES-II-
    Raketenwerfer.
    »Sie sind jetzt schon außerhalb der Long-Tom- Feuerzone«, teilte Tara terHorst mit. »Drehen Sie um und kommen Sie zurück. Oder lassen Sie die Fahrzeuge, wo sie sind und ziehen Sie sich zu Fuß aus der Stoßrichtung der Jadefalken zurück. Bewegen Sie Ihre Leute in Richtung Nordosten, nach Cowpens.«
    »Wir sind schon zu weit gekommen...«
    »Verstehen Sie denn nicht? Ich kann keine Truppen zu Ihrer Unterstützung schicken. Lassen Sie Ihre Leute anhalten!«
    »Ich habe ihnen den Befehl gegeben, Countess. Aber sie gehorchen mir nicht. Wenn ich versuche, ihnen den Weg zu verstellen, werden sie an mir vorbeifahren.« Sie konnte hören, dass er die Achseln zuckte. »Was bleibt mir anderes übrig, als ihnen weiter voranzugehen, nachdem ich sie so weit gebracht habe?«
    Tara Campbell presste die Augen fest zusammen, um nicht laut zu weinen. Sie wollte auf die Knie sinken und so lange heulen, bis sie starb. Ich darf jetzt nicht zusammenbrechen, machte sie sich dann jedoch Mut. Ich führe immer noch den Befehl.
    »Dann sei Gott unser aller Seelen gnädig«, flüsterte sie.
    Wie er es sich gewünscht hatte, war Joop terHorst der Erste, der starb. Der blaue Kuss eines Partikelprojektorstrahls zerfetzte sein Befehlsfahrzeug: einen Schwebelieferwagen mit improvisierter Panzerung.
    Mit einem Todesmut, auf den Ritter der Sphäre hätten stolz sein können, schwenkte der Rest der Kolonne wie ein Mann von der Straße und stürmte über das freie Gelände auf die Jadefalken-Linie zu. Alle wollten sie nahe genug kommen, um einen guten Treffer mit der Waffe zu landen, die an jedes dieser praktisch schutzlosen Fahrzeuge montiert war, sei es ein Maschinengewehr, ein Lichtwerfer oder eine Rakfaust.
    Manche schafften es. Ein paar nahmen sogar einen Jadefalken mit.
    In dem horizontalen Feuersturm jedoch, mit dem Malvina Hazen auf den Angriff antwortete, fanden sie alle einen schnellen Tod, ganz gleich, ob ihre letzte Anstrengung Erfolg gehabt hatte oder nicht.
    Zwanzig Kilometer weiter östlich stand Tara Campbell auf dem grünen Rasen des Seminars und hörte sie sterben.
    Westlich von New Aberdeen, Skye Präfektur IX, Republik der Sphäre
    15. August 3134
    Zwischen Berghängen, die von kahlen Wäldern be-deckt waren, und Feldern mit terranischen Sonnenblumen, so hoch wie Elementare, die ihre tellergroßen Blüten der Sonne zukehrten, rückte Aleksandr Ha-zens Galaxis Zeta zügig vor.
    Immer wieder gerieten Vorausfahrzeuge, meist schnelle Nacon- oder Fuchs-Schweber, in einen Hinterhalt und gingen in Flammen auf. Schweres Geschützfeuer von Mechs und Panzern brachte den Verteidigern ein schnelles Ende. Überlebende wurden von Infanterie aufgescheucht und von Elementaren niedergebrannt. Die Kolonne im Marsch auf New Aberdeen wurde langsamer, hielt aber nicht an.
    Zu einem Halt kam es nur, wenn sie auf schwer bewaffnete Straßensperren trafen. War es möglich, sie ohne längeren Aufenthalt mit Panzer- und Mech-geschützen oder indirektem Beschuss durch Langstreckenwaffen und Kampfhubschrauber einzureißen, so taten die Jadefalken dies. Falls nicht, umgingen sie die Sperren einfach. Ihre BattleMechs ebenso wie die Kettenfahrzeuge und Schweber rückten problemlos über Land vor. Dasselbe

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