Der Fotograf
durch die Straße.
Der Mann kippte nach vorn und schlug auf den Bürgersteig.
Anne Hampton stand da wie gelähmt. Sie versuchte, die Hände vor die Augen zu legen, rührte sich aber nicht, sondern starrte nur entsetzt auf die Stelle.
Jeffers war im selben Moment über dem Mann, der mit dem Gesicht nach unten in einer immer größer werdenden Blutlache lag. Er achtete darauf, weder den Mann noch das Blut zu berühren. Der Mann bewegte sich nicht. Jeffers beugte sich nach unten, gab noch einen Schuss in den Rücken, in die Herzgegend ab. Dann steckte er mit einer einzigen fließenden Bewegung die Pistole zurück und zog dafür die Nikon heraus. Er hob sie ans Auge, und sie hörte das Surren des Motordrives, der den Film transportiert. Ebenso schnell war er fertig und schob die Kamera wieder in die Tasche.
Er packte Anne Hampton am Arm und zerrte sie Richtung Wagen.
Er riss die Tür auf und warf sie auf den Sitz. Im nächsten Moment war er auf der Fahrerseite und sprang hinein. Er fuhr nicht mit quietschenden Reifen weg, sondern warf ruhig und sicher den Motor an, dann rollte er langsam an der Leiche auf dem Bürgersteig vorbei.
Binnen Sekunden waren sie weg.
Sie sah, dass Jeffers eine geplante Route fuhr. Sie spürte, wie er sich konzentrierte, so als brächte er mit seiner schieren Intelligenz ein empfindsames Sinnesorgan hervor. Nach einer Viertelstunde sah sie, dass sie eine verlassene Stelle in einer Lagerhausgegend unweit vom Zentrum erreicht hatten. Jeffers hielt an und stieg wortlos aus. Sie wartete darauf, dass er sie aus dem Wagen ließ, doch das geschah nicht.
Am Heck entfernte er das Nummernschild von Missouri, wischte es mit einem Lappen ab und warf es in eine dunkle Plastiktüte. Die Tüte wiederum warf er in einen Abfallbehälter und kletterte extra daran hinauf, um sich davon zu überzeugen, dass die Tüte sich mitten zwischen anderem Müll befand.
Er stieg wieder ein, und sie fuhren durch die Stadt in eine Vorortgegend. Jeffers hielt an einem kleinen Laden und nutzte das Licht, um zu sehen, was er tat: Zuerst zog er wieder die Plastikhandschuhe an. Dann holte er den Umschlag mit dem Brief heraus, den er am Vormittag geschrieben hatte. Aus seinem Schnellhefter nahm er ein kleines braunes Kuvert. Er drehte es um, und Anne Hampton sah, wie eine Reihe Wörter herausflatterten, die aus Zeitungen ausgeschnitten schienen. Jeffers kramte eine Tube Kleber hervor und brachte damit die Wörter auf dem Umschlag an, dann klebte er ihn zu.
Erst jetzt redete er wieder mit ihr.
»Man kann nicht vorsichtig genug sein. Ich weiß zwar, dass sie von Papier keine Fingerabdrücke nehmen können, wenn ich mir nicht gerade die ganzen Hände mit Tinte vollschmiere. Aber der FBI hat jetzt diese neue spektrographische Ausrüstung, mit der ich mich gerade erst vertraut mache, damit können sie Enzyme aufschlüsseln und Gott weiß, was alles. Deshalb ja keine Spucke! Wenn ich diesen Umschlag hier anleckenwürde, um ihn zuzukleben, könnten sie glatt meine Blutgruppe rauskriegen. Was sag ich, nach allem, was ich darüber weiß, hätten sie am Ende meine Sozialversicherungsnummer. Es ist also Vorsicht angesagt.«
Er sah sie an. Die Worte sprudelten aus ihm heraus, und er wirkte fast wie ein aufgeregter kleiner Junge.
»Hör zu«, sagte er. »Kein Grund zur Sorge. Wir sind fertig. Wir sind davongekommen. Nur noch ein paar Kleinigkeiten, und wir haben unsere Schäfchen im Trockenen.«
Er hatte den Brief verschlossen und legte wieder den Gang ein. Im nächsten Moment fuhr er vor einem großen Postamt vor. Er sprang aus dem Wagen und steckte seine Sendung in einen der Briefkästen.
Als er wieder im Auto saß, erklärte er: »Jetzt nur noch die Waffe und die Munition, und alles ist erledigt. Aber darum brauchen wir uns erst morgen zu kümmern. Wann immer es uns beliebt.«
Als er wieder auf die Autobahn fuhr, schien er immer noch unter Adrenalin zu stehen. Anne Hampton drehte sich ein einziges Mal auf ihrem Sitz nach hinten um und blickte den verblassenden Lichtern der Großstadt hinterher.
Er sah, dass sie zitterte.
»Frierst du?«
Sie nickte.
Er tat nichts.
»Müde?«
Sie merkte, dass sie sich ausgelaugt fühlte. Wieder nickte sie.
»Hunger?«
Sie hatte Angst, dass sie sich übergeben müsste.
»Ich habe einen Bärenhunger«, sagte er.
Sie dachte nur, das hört nie auf.
Nach einer Weile ergriff er wieder das Wort. »Das ist absolutverrückt«, erklärte er in gleichmütigem Ton. »Der Schwulenhasser, der in St.
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