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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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my pain with his fingers/​Singin my life with his words/​Killing me softly with his song/​Killing me softly with his song/​Telling my whole life with his words   …»
    «Aretha Franklin», kommentierte Werner automatisch. Er saß angespannt und vorübergebeugt auf der Kante des Sessels.
    «Mona Thalmann», sagte Marlene, als Nummer fünf den Kopf hob, den Oberkörper aufrichtete, zitternd ihre nackten Arme vor der Brust verschränkte und sich verwirrt umschaute. «Andy?», rief sie mit einer Stimme, der man deutlich die Benommenheit anhörte. Man hätte glauben können, sie sei volltrunken. «Karel? Macht das Licht an und die Musik aus, Jungs. Mir platzt der Schädel. Und bringt mir eine Decke, mir ist lausig kalt.»
    Es erging ihr nicht anders als Marlene. Nirgendwo regte sich etwas, niemand gab Antwort. Wieder rief sie nach Andy und Karel, wollte wissen: «Was ist das für ein Spiel? Wo sind meine wilden Jäger mit ihren scharfen Speeren?»
    «Du meine Güte», sagte Werner gleichermaßen schockiert wie abfällig. «Wie ist die denn drauf?»
    «Es ist stockdunkel dadrin», meinte Marlene erklären zu müssen. «Sie sieht die Hand vor Augen nicht.»
    «Das ist mir schon klar», erwiderte er gereizt.
    «Und sie denkt, die Männer, mit denen sie zuletzt zusammen war, hätten sie dahin gebracht.»
    «Woher willst du wissen, was sie denkt?», fuhr er sie an.
    «Weil ich dasselbe gedacht habe», sagte sie und schluckte trocken, ehe sie ihn zurechtwies: «Schrei mich nicht an. Ich weiß, dass du wütend auf mich bist, weil mir so etwas passiert ist.»
    «Ich bin doch nicht wütend auf dich», versicherte Werner eilig. «Es ist nur   … Es ist furchtbar. Die Frau ist tot. Du solltestdir das nicht ansehen. Geh lieber hinauf, leg dich ins Bett und ruh dich aus. Du musst dir das nicht antun, wirklich nicht.»
    Marlene hatte eher das Gefühl, dass er sich etwas antat, womit er nicht so leicht fertigwurde, wie er sich das wohl vorgestellt hatte. Vermutlich sah er statt Mona sie in der Kuhle sitzen, hörte sie rufen, betteln, weinen.
    Es dauerte geschlagene zehn Minuten, in denen Mona bibbernd ihre nackten Arme rieb und sich nicht von der Stelle rührte, ehe sie in Tränen ausbrach. Ein regelrechter Weinkrampf schüttelte sie, wobei wieder einige Minuten vergingen. Und vermutlich weinte sie entschieden länger, als es gezeigt wurde. Mehr als einmal brach Aretha Franklin mitten in einer Zeile ab, um an anderer Stelle wieder einzusetzen.
    Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, änderte Mona ihre Strategie. Nun drohte sie ihren wilden Jägern: «Das wird euch teuer zu stehen kommen, ihr Wichser. Für so eine Scheiße bezahle ich euch nicht. Ich will hier raus. Bringt mich sofort zurück in die Stadt, ihr Scheißkerle!»
    Als auch das nicht half, weinte sie erneut und wahrscheinlich wieder viel zu lange, um den zweiten Ausbruch von Verzweiflung in Gänze auf eine DVD zu brennen. Schon nach wenigen Sekunden flackerte das Bild kurz, danach saß Mona nicht mehr in der Kuhle. Sie stolperte mit ausgestreckten Armen umher, tastete unentwegt ins Leere, fiel hin, stand auf, stolperte weiter, fiel wieder hin, rappelte sich erneut hoch, weinte und beschimpfte Aretha Franklin, die nun wirklich nichts dafür konnte: «Halt doch endlich deine Schnauze, du dumme Kuh! Was soll dieser Mist?»
    Als die Kinder mit den Einkäufen zurückkamen, saß Mona wieder irgendwo auf dem steinigen Untergrund und hielt Zwiesprache mit ihrem Mann. Das Bein hatte sie sich noch nicht gebrochen. Aber dass sie sterben würde, war ihr bereits klar.Inzwischen war sie nämlich zu der Überzeugung gelangt, dass diesmal Josch ihre wilden Jäger bezahlt hatte, damit die ihm den Weg frei machten für seine neue Liebe und das Balg, das Heidrun erwartete.
    «Denkt ihr, ich hätte euch geglaubt, als es hieß, ihr tut das nur für mich? Ich habe Augen im Kopf. Ich weiß, dass ihr es noch miteinander getrieben habt, als das Balg sich schon in ihr eingenistet hatte. Warum glaubt ihr wohl, hat Holger sich erhängt? Ich habe ihm erzählt, dass seine geliebte Heidrun lieber mit meinem Mann fickt als mit ihm.»
    «Den Rest schauen wir uns später an», entschied Werner, als die Haustür aufgeschlossen wurde. Er schaltete den Fernseher aus und ging in die Küche, um beim Einräumen der Lebensmittel und bei der Zubereitung des Mittagessens zu helfen. Johanna erbot sich, Geschnetzeltes mit Reis und einer fertigen Gemüsemischung zu machen.
    Marlene blieb mit hochgelegten

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