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Der Frauenjäger

Der Frauenjäger

Titel: Der Frauenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Rückkehr gesehen hatte, dass Polizei in seinem Haus war? Wenn er es gesehen hatte, ehe er bemerkt wurde?
    «Haltet euch in den nächsten Tagen von Jägers Haus fern», bat sie. «Nur zur Sicherheit, bis wir genau wissen, dass der Kerl im Gefängnis ist.»
    Johanna nickte hektisch und zückte ihr Handy, um Kirsten und Julia zu warnen. Marlene griff ebenfalls zum Telefon. Killing Me Softly, dachte sie, mit einem schönen Gruß von Karola. Wobei es keine Garantie gab, dass Karola tatsächlich softly gekillt wurde, weil der Mistkerl eine Scheißwut auf sie hatte.
    Warum? Was hatte Karola dieser dreisten Bestie denn getan? Ein Weib in den Himmel gehoben, das seiner Meinung nach unter die Erde gehörte. Wie das nun alles einen Sinn ergab. Aber was um alles in der Welt hatte der Mistkerl bei Herrn König gewollt? Sich die beiden Kinder anschauen, deren Mutter er auch unter die Erde gebracht hatte? Oder Herrn König über die Nachbarschaft aushorchen?
    Bei Karola meldete sich wie üblich der Anrufbeantworter. «Ich bin’s, Marlene», sagte sie nach dem Piepton. «Nimm ab, es ist wichtig.» Sie wartete etliche Sekunden, dann sagte sie: «Du hattest recht, was den Kerl anging, der zur Lesung kam und sich mit mir im Kölner Hauptbahnhof getroffen hat. Er hat Mona auf dem Gewissen und Barbara König und einige andere. Und er war am Freitagabend bei Barbaras Mann. Wahrscheinlich ist er danach der Polizei in die Arme gelaufen. Aber das weiß ich nicht sicher. Pass auf dich auf.»
     
    Werner ließ sich von ihren Befürchtungen und der damit verbundenen Nervosität nicht anstecken. «Jetzt mach dich nicht verrückt», sagte er. «Die Polizei ist nicht blöd. Sie werden den Kerl unten an der Landstraße in Empfang genommen haben,damit die Spuren auf dem Berg ihn nicht vorwarnen konnten.»
    Sich das durch einen Anruf bestätigen zu lassen, sah er nicht ein. «Am Telefon bekommen wir sowieso keine Auskünfte. Wir fahren zur Polizei nach Euskirchen, gleich nach dem Essen. Jetzt beruhige dich.»
    Damit sie sich nicht an den Herd stellen musste, besorgte er nochmal etwas vom Chinesen. Ihre Knie sahen immer noch mitleiderregend aus. An einigen Stellen hatte sich Wundschorf gebildet, der bei jeder Bewegung spannte.
    Wie versprochen, trug er sofort nach dem Essen die Reisetasche mit Gerdamarie Ammers Kleidung und den vier DVDs, die er wieder in die Manteltaschen gesteckt hatte, zu seinem Wagen. Während der Fahrt erzählte Marlene ihm endlich, dass der angebliche Fischer sie angerufen und sie sich mit ihm im Kölner Hauptbahnhof getroffen hatte. Werner hörte sich das an, ohne eine Miene zu verziehen. Als sie zum Ende kam, meinte er: «So lange du dich nicht erinnerst, ob und wo dieser Fischer am Donnerstag deinen Weg gekreuzt hat, ist das als Beweis ziemlich dürftig.»
    Um ihre Erinnerung eventuell aufzufrischen, steuerte er das Marienhospital an. Es lag näher an der Autobahnausfahrt als die Wache, in der er die Sachen aus der Tasche abgeben wollte. Bei der Gelegenheit statteten sie Andreas noch einen Besuch ab.
    Der sah schon etwas besser aus. Sein Gesicht war nicht mehr fahl und grau, sondern rosig angehaucht. Was vielleicht daran lag, dass Karola an seinem Bett saß und ihm das ein wenig peinlich war, als Werner loslegte: «Was machst du denn hier? Hältst du Wache, damit er nicht entwischt, ehe die Polizei ihn wegen mehrfachen Mordes an unbekannten Anhalterinnen festnehmen kann?»
    Karola blickte angestrengt in Richtung Fenster.
    «Lass gut sein, Wewe», sagte Andreas. «Cleo hat nun mal eine blühende Phantasie. Aber sie meint es nicht böse.»
    «Cleo», wiederholte Werner mit unüberhörbarem Sarkasmus. «So weit seid ihr schon wieder? Alle Achtung, das geht ja genauso fix wie damals.»
    Andreas grinste kläglich. «Hey, ich bin der böse Bube, schon vergessen? Ich bin der Kerl ohne Verantwortungsgefühl, der Frau und Kinder ihrem Schicksal überließ, weil er unbedingt in die Wüste wollte. Wenn sie darüber hinwegsehen kann, solltest du nicht so kleinlich sein, ihr ein Märchen übelzunehmen. Damit hat sie keinem wehgetan.»
    Das sah Marlene ein wenig anders. Karola hatte schließlich mehr als ein Märchen erzählt und sie angehalten mitzumachen. Wenn Karola ihr gestattet hätte, die Sache mit der Freundschaft noch im Studio richtigzustellen, hätte der angebliche Fischer keine Veranlassung gehabt, sie anzurufen. Oder doch? Hatte er sie nicht schon unmittelbar nach der Lesung im Visier gehabt? Warum sonst hätte er sie auf dem

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