Der Fremde vom anderen Stern
Streich, doch Starbuck hätte schwören können, daß ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel umzuckte. Natürlich hätte er es dabei belassen können, doch er spürte, daß er Charity die ganze Wahrheit schuldig war.
„Ich habe gehofft, sie umstimmen zu können."
Sie preßte die Lippen aufeinander, und aller Glanz wich aus ihren Augen. „Ich bin sicher, es wird dir gelingen. Wenn du dir etwas vornimmst, schaffst du es auch", meinte sie tonlos.
Wie gern hätte er ihr gesagt, daß sie sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Wie gern hätte er sie in die Arme genommen und mit ihr das erlebt, wovon er in seinen leidenschaftlichen Träumen nie genug bekommen konnte. Er wünschte, er könnte für immer bei ihr bleiben.
„Von meiner Großmutter habe ich ein altes Sprichwort gelernt", sagte Charity ruhig. „Es heißt: Wenn Wünsche Pferde wären, würden alle Bettler reiten."
Er schaute sie prüfend und eindringlich an. Hatte er schon wieder die Kontrolle über sich verloren und laut ausgesprochen, was er nur denken wollte? Oder hatte sie seine Gedanken gelesen?
„Es ist fast so, als wären wir seelisch und geistig miteinander verbunden", erklärte er gedehnt. „Du hast nach mir gerufen ..."
„Habe ich nicht."
Ungeduldig winkte er ab.
„Du hast mich gerufen", wiederholte er hartnäckig. „Also ich bin gekommen. Und nun liest du meine Gedanken, obwohl das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist."
„Ich habe deine Gedanken nicht gelesen."
„Woher weißt du dann, was ich mir wünsche?"
„Deine Miene und dein Blick haben dich verraten", erwiderte sie. „Du hast ein sehr ausdrucksvolles Gesicht."
„Wirklich?" An diese Möglichkeit hatte er noch nie gedacht. Wenn er erst wieder auf Sarnia war, würde er sich in Ruhe damit auseinandersetzen
Charity lachte, als sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck sah. Dieser Mann war so offen und ehrlich, ganz anders als Steven, ihr Exmann, für den Lüge und Betrug zum Alltag gehörten.
„Du hast aber auch ein ausdrucksvolles Gesicht", flüsterte Starbuck und zog mit den Fingerspitzen die Konturen ihrer feingeschwungenen Lippen nach.
„Ich hoffe, du runzelst nicht meinetwegen die Stirn."
Die sanfte Berührung dieses Mannes - des Mannes, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte -
setzte ihren Körper in Flammen. Warum konnten sie beide nicht aufhören, sich immer wieder zu berühren, obwohl sie sich ständig sagten, daß ihre Beziehung keine Zukunft hatte?
„Nein. Ich mußte an jemand anders denken."
„An den Mann, der dich so schlecht behandelt hat."
„Ich habe keine Lust, über Steven zu reden", wiegelte sie mit eisiger Stimme ab. „Ich möchte noch nicht einmal an ihn denken."
Einmal hatte sie den Fehler gemacht, ihrem Herzen zu folgen anstatt ihrem Verstand. Sie hatte sich geschworen, daß ihr dies nie wieder passieren sollte. Doch nun war sie dabei, sich erneut ins Unglück zu stürzen.
Starbuck nickte. „Das kann ich gut nach vollziehen. Dieses Erlebnis war bestimmt sehr schmerzlich für dich."
„Nein", fuhr sie ihn an. „Es hat mich unglaublich wütend gemacht."
Fasziniert schaute er in ihre funkelnden blauen Augen, und wieder raubte ihm sein Verlangen den Atem. Er mobilisierte all seine Willenskraft dagegen und erinnerte sich daran, daß er Charity keine gemeinsame Zukunft bieten konnte.
Die Kuckucksuhr schlug die volle Stunde, und der lärmende Kunstvogel zerriß die Stille, die die Spannung zwischen Charity und Starbuck beinahe ins Unerträgliche gesteigert hatte.
„Du solltest lieber schnell zum Laboratorium fahren."
„Ja", meinte Starbucks widerwillig.
„Du kannst den Jeep nehmen. Ich fahre heute nicht mehr fort."
„Danke." Er nickte. „Du bist sehr großzügig."
„Das scheint eins meiner größten Probleme zu sein."
Er fixierte sie nachdenklich. „Möglich", erklärte er schließlich. „Aber es ist auch eine Eigenschaft, die dich sehr anziehend macht."
Er konnte nicht länger widerstehen und umfaßte ihr Kinn. Dann küßte er zärtlich ihre weichen, verlockenden Lippen. Als er den Kuß beendete, ließ er seine Hand, die auf einmal zitterte, sinken und trat zurück.
„Statische Aufladung", brachte Charity mit bebender Stimme hervor. Ihre Lippen prickelten noch von seinem Kuß. „Das liegt am Teppich, er hat eine Kunststoff Unterseite."
„Das wird es sein", stimmte Starbuck hastig zu. Verzweifelt klammerte er sich an jede wissenschaftliche Erklärung für seine heftigen körperlichen
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