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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das ihn fast wolkenartig umgab.
    Dunkel schimmerte das Wasser einer kleinen Pfütze. Hier unten war es noch stickiger und schwüler.
    Bisher hatte er kaum Angst verspürt. Das änderte sich nun. Er kam sich plötzlich allein und verlassen vor. Etwas preßte seinen Brustkasten zusammen, so daß ihm das Atmen schwerfiel. Auf einmal kam ihm der Wald bedrohlich vor. Wie Giganten umstanden ihn die Bäume. Die Äste und Zweige schienen zu gewaltigen Armen zu werden, die sich neigten, um ihn zu umfangen.
    Er schüttelte sich, als hätte ihn jemand mit kaltem Wasser Übergossen. Aus einer Baumkrone flatterten Vögel mit wilden Flügelschlägen hoch und verschwanden.
    Johnny aber blieb in der Mulde. Eine fremde Kraft zwang ihn dazu, sich nicht zu bewegen. Er hatte sich geduckt hingestellt und schaute sich auch scheu um, aber es war niemand da, den er sehen konnte. Die Ruhe vor dem Sturm…
    Sollte er weitergehen?
    Wieder blickte er hoch. Das gedämpfte Licht zwischen den Stämmen und dem Geäst der Bäume wirkte geheimnisvoll.
    An die ihn umgebenden Geräusche hatte er sich zwar gewöhnt, aber sie kamen ihm plötzlich bedrohlicher und auch gefährlicher vor. Irgendwie waren sie anders geworden.
    Und dann hörte er den Laut.
    Zuerst zuckte er zusammen, als hätte man ihn geschlagen. Dieser Laut paßte nicht in den Wald. Kein normales Tier hatte ihn abgegeben. Ein Jaulen und langgezogenes Klagen, dessen Echo zwischen den Bäumen schwang, bevor er in die Grube fuhr und auch die Ohren des Jungen erreichten.
    Johnny hatte eine starre Haltung angenommen und die Augen weit geöffnet. Er atmete durch den Mund. Auf seinem Rücken lag eine Gänsehaut.
    Im Gegensatz zu den übrigen Kindern in seinem Alter wußte er, wer dieses Heulen abgegeben hatte.
    So meldete sich nur ein Wolf!
    Nun war Johnny gewissermaßen mit einer Wölfin aufgewachsen. Er hatte Nadine des öfteren heulen hören und konnte ihre ›Stimme‹ sehr gut von anderen unterscheiden.
    Er war sich sicher!
    Dieses Heulen war nicht von Nadine abgegeben worden. Es mußte ein anderer Wolf sein.
    Aber wo? Er schaute sich um, der Wolf jedoch war nicht zu sehen!
    Dafür vernahm Johnny das Heulen lauter. - Es hörte sich jetzt auch bedrohlicher an. Der Wolf mußte in der Nahe lauern. Johnny wurde unsicher, hatte Nadine ihn in eine Falle gelockt? Johnny war nicht zum erstenmal in eine so bedrohliche Lage geraten. Er hatte stets gerettet werden können. Auch die Wölfin hatte ihn schon aus gefährlichen Situationen herausgeholt, aber er besaß kein Vertrauen mehr zu ihr. Das Heulen wiederholte sich abermals…
    Diesmal hatte Johnny das Gefühl, als würde der Wolf direkt neben ihm stehen. So war es auch. Er stand am Rand der Mulde!
    Es war aber kein normales Tier.
    Das Wesen, das aus seinen kalten, gelben Raubtieraugen in die Mulde starrte, war ein Werwolf!
    ***
    Wir hatten nicht lange gehen müssen, um den Friedhof zu erreichen. Zuvor waren wir noch dort stehengeblieben, wo sich das Auto um den Baumstamm gewickelt hätte.
    Bill und ich schauten uns die Sache an. Es war klar, der Fahrer hatte seinen Wagen frontal gegen den Baumstamm gesetzt. Allerdings, so fragten wir uns, welcher Teufel mußte den Fahrer geritten haben, so zu fahren? Bill hatte wohl die Erklärung. »Es kann sein, daß man ihn gejagt hat, John.«
    »Ein Werwolf?«
    »Ja.«
    Blutspuren entdeckte ich im Wagen. Als braune Flecken bedeckten sie auch den Boden nahe der Fahrerund Beifahrertür.
    Bill suchte ebenfalls den Untergrund ab. »Manchmal hinterlassen diese Bestien Spuren«, erklärte er dem Pfarrer, aber hier war seine Mühe vergebens.
    »Gehen wir zum Friedhof«, sagte ich.
    Der Pfarrer hob die Schultern. »Ich glaube kaum, daß dort etwas Böses existieren kann.«
    »Wieso nicht?«
    »Es sind Grabsteine in Kreuzform vorhanden.«
    »Überall?«
    »Nein…«
    Sehr weit brauchten wir nicht zu gehen, um die Stelle zu erreichen, wo der andere Fremde sein Leben gelassen hatte. Auf den Spitzen der Gitter sahen wir noch die Spuren. Der Mann mußte einen furchtbaren Tod gehabt haben. Mir rann es kalt die Arme hinab. Am Gitter gingen wir weiter. Manchmal brachte der Wind den Geruch von Blüten mit. Schwer und süßlich kam er mir vor. Fast verwesend, aber genau in diese Umgebung passend.
    Der Friedhof lag außerhalb des Dorfes. Er paßte mit seiner Düsternis in diese Umgebung. Außen vor dem Gitter wuchs das hohe Gras und streichelte unsere Hosenbeine.
    Zum Eingang führte ein Weg. Die sich im Untergrund abzeichnenden

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