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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reifen-und Radspuren kamen mir fremd vor. Irgendwie hatte man das Gefühl, als würden in dieser Gegend überhaupt keine Autos fahren. Ein rostiges Tor versperrte den Eintritt. Auf ein Schloß hatte man verzichtet. Wir zogen das Tor auf und betraten ein relativ gepflegt aussehendes Gelände, auf dem, wie bei fast allen Friedhöfen dieser Art, ein breiter Mittelweg den Totenacker teilte.
    Sehr alte Gräber sahen wir. Sie stammten aus vorigen Jahrhunderten und waren zum Teil von auf dem Boden wachsenden Efeuranken überdeckt. Aus ihnen schauten die grauen Steine wie Mahnmale hervor, deren Inschriften längst verblichen oder überwachsen waren. Jedenfalls gelang es uns nicht, einen Namen zu entziffern.
    »Werden hier noch Tote begraben?« fragte Bill.
    »Ja.« Pfarrer Kidder blieb stehen und deutete nach vorn. »Hinter den höheren Büschen liegt der neuere Teil. Die Menschen in Trevarrick werden meist sehr alt. Dafür sorgt schon die gesunde Umgebung. Es gibt keine Luftverschmutzung.«
    Der Reporter wandte sich an mich. »Sollten wir nicht auf diesem Teil bleiben? Ich bin fast davon überzeugt, daß wir das Grab, von dem Johnny gesprochen hat, hier finden werden.«
    »Ja«, bestätigte der Geistliche. »Es ist auch hier.« Er strich über seine wenigen Haare und drückte sie nach hinten, doch der Wind wehte sie wieder vor.
    Alfons Kidder führte uns hin. Diesmal gingen wir quer über das Gelände und versanken an manchen Stellen in kleinen Erdlöchern, die Maulwürfe hinterlassen hatten.
    Uns umgab der typische Friedhofsgeruch. Das Aroma irgendwelcher Blüten vermischte sich mit dem Duft der lehmigen Erde. Das Grab lag in einer Ecke, wo es keine christlichen Symbole gab. Hier konnte eine Bestie sich schon aufhalten. Dämonen waren es ja gewohnt, sich in düstere Ecken zu verziehen.
    Ja, es war offen, von innen aufgewühlt, das stellte auch der Pfarrer fest. Er schüttelte sich, als er sagte: »Tatsächlich. Es ist, als wäre jemand hervorgestiegen.«
    »Davon können Sie ausgehen«, sagte ich.
    Er starrte mich an und fragte mit flüsternder Stimme: »Kehren die Toten tatsächlich zurück?«
    »Manchmal gibt es so etwas.«
    »Aber dann wäre das Ende der Welt ja erreicht!«
    Ich hob die Schultern. »So schlimm wollen wir es nicht sehen. Davon einmal ganz abgesehen, ich komme wieder auf die alte Chronik zurück, die Sie gelesen haben. Wissen Sie eigentlich, wer hier in diesem Grab gelegen hat?«
    »Nicht hundertprozentig. Es war sehr schwer, einen Namen herauszubekommen. Wenn mich nicht alles täuscht, muß es ein gewisser Dorian Asher gewesen sein, den man hier als ersten begraben hat.«
    »Dann könnte er der Friedhofswächter sein?« vermutete Bill.
    »Ja, die Legende ist bekannt.« Der Pfarrer hob die Schultern. »Nur, ob man daran glauben soll, obwohl…« Er schüttelte den Kopf und sprach nicht mehr weiter.
    »Was ist denn los?« fragte ich ihn.
    Alfons Kidder wirkte verlegen. »Ich wage kaum, es auszusprechen, weil es so unglaubwürdig klingt…«
    »Tun Sie es trotzdem.«
    »Ich habe vorhin bewußt nicht gesagt, daß man eine Leiche begraben hat. Sie verstehen?«
    »War der Mann lebendig?«
    Der Pfarrer nickte. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Die Stimme war kaum zu verstehen. »Ich mag diese heidnischen Bräuche nicht, aber meine Vorgänger haben sich ihnen unterworfen. Deshalb denke ich, daß man tatsächlich einen lebendigen Menschen in das Grab gelegt hat. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Damit haben wir sogar gerechnet«, erklärte ich ihm. »Deshalb sind wir auch gekommen.«
    Kidder deutete auf das Grab. »Aber wie kann ein Mensch so lange überleben? Das geht doch nicht.«
    »War es ein Mensch?« fragte Bill.
    »Was sonst?«
    »Er konnte zum Beispiel ein Dämon gewesen sein. Oder, was noch näher liegt, ein Werwolf.«
    Kidder trat einen Schritt zurück. »Das meinen Sie doch nicht im Ernst. Es würde ja heißen, daß dieser Dorian Asherkein Mensch, sondern ein Werwolf gewesen ist.«
    »Richtig.«
    »Und das haben diejenigen, die ihn begruben, nicht gewußt?«
    »So kann es gewesen sein. Wer immer dabei war, als sie ihn in das Grab steckten, keiner von ihnen hat geahnt, daß es sich bei diesem Mann nicht um einen Menschen gehandelt hat, auch wenn er so aussah. Er wird ein Werwolf gewesen sein, der sich in der Nacht und bei Vollmond in die Bestie verwandelte. Haben Sie nicht gelesen, daß man ein unheimliches Heulen hört? Das kann er durchaus gewesen sein. Und er muß eine solche Macht

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