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Der Friedhofswächter

Der Friedhofswächter

Titel: Der Friedhofswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augenwinkeln. »Aber wer käme denn noch in Frage?«
    Ich hob die Schultern. »Wir haben es bei Nadine mit zwei Dingen zu tun. Erstens ist da nur noch ihr Körper. Der menschliche Geist hat ihn verlassen. Zum anderen spielt noch eine dritte Kraft mit. Ein Werwolf namens Dorian Asher. Das haben wir inzwischen herausgefunden. Es kann sein, daß er Johnny gelockt hat.«
    Sheilas Augen erinnerten mich an Glasmurmeln, als sie eine Antwort gab. Die Stimme klang kratzig, war kaum zu verstehen. »Und dann wird dieser Werwolf ihn töten, wie?«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Was soll das heißen?« Sie schrie plötzlich. »John, weißt du mehr? Was ist mit meinem Sohn?«
    Es fiel mir auch nicht leicht, keine Gefühle zu zeigen, aber ich mußte mich beherrschen. »Hoffen wir, daß Johnny in diesem gefährlichen Spiel als Größe einkalkuliert worden ist und noch gebraucht wird. Dann bestünde eine Chance.«
    »Theorien!« hauchte sie. »Das sind doch alles Theorien. Wir müssen ihn suchen. Auch du, Bill!«
    »Ich weiß, aber wo willst du anfangen? Wir waren auf dem Friedhof, haben das Grab entdeckt, von dem Johnny gesprochen hat, aber wir sahen keinen Werwolf. Der hält sich verborgen, hat sich versteckt, was weiß ich alles.«
    Sheila senkte den Kopf. »Dann haben wir keine Chance mehr, nicht?«
    »Abwarten«, sagte ich.
    Sie hob die Arme und ballte die Hände zu Fäusten. »Ich will aber nicht abwarten. Ich habe lange genug gewartet. Ich will meinen Sohn zurück, versteht ihr?«
    »Das wollen wir auch, Sheila.«
    »Dann laßt uns etwas tun!«
    Bill schüttelte den Kopf. »Wir können nicht agieren. Die andere Seite muß etwas unternehmen.«
    »Ja, Bill, ja! Dann ist es zu spät für Johnny. Viel zu spät.« Sheila riß sich von ihrem Mann los und rannte weg.
    Bill rief hinter ihr her, aber sie hörte nicht. Sheila verschwand im Gasthaus.
    Auch mein Freund machte einen verzweifelten Eindruck. »Hätten wir ihn doch in London gelassen! Jetzt mache ich mir auch Vorwürfe. Wenn ihm etwas zustößt, werde ich meines Lebens nicht mehr froh. Können wir wirklich nichts tun?«
    »Vor der Dunkelheit nicht.«
    Bill schaute zum Himmel. Der Mond war noch nicht zu sehen, nur der blasse Ball der Sonne.
    Er senkte den Kopf und ging. So wie er sich fühlte, erging es mir auch. Es war zum Heulen. Mein Blick fiel auf das Dach eines Hauses. Auf dem First sahen wir sechs Krähen. Sie und auch die artverwandten Raben hatte man als Totenvögel bezeichnet. Waren sie schon das böse Omen?
    ***
    Der Werwolf bot ein grauenhaftes Bild!
    Das Fell wuchs struppig von den Füßen bis zum Kopf. Und zwischen diesem Pelz schimmerte etwas heller ein Gesicht, das eine breite, leicht abgeflachte Schnauze besaß, über der Augen in einem kalten Bernsteingelb leuchteten. Das Maul war offen. Johnny konnte die Zahnreihen erkennen, die ebenfalls gelblich leuchteten. Die Eckzähne des Unterkiefers ähnelten Dolchen. Mit ihnen riß die Bestie diese schrecklichen Wunden. Wie ein Denkmal stand er am Rand der Mulde und starrte in die Tiefe. Von ihm ging eine Aura des Schreckens aus, die auch Johnny entgegenwehte. Er fing an zu frieren. Es war keine normale Kälte, die über seinen Körper kroch, diese drang von innen hoch und ließ ihn bis in die letzte Haarspitze erschaudern.
    Er wäre am liebsten weggerannt, aber die Bestie bekam Macht über ihn. Eine dämonische, hypnotische Macht, die allein von den bösen Augen ausging und den Jungen auf der Stelle bannte.
    Er erschrak, als sich die Bestie in Bewegung setzte. Sie ging geschmeidig, setzte zuerst das rechte, dann das linke Bein vor, unter ihren fellbedeckten Füßen erklang ein leises Rascheln, als er durch das alte Laub schritt.
    Als er den Innenrand der Mulde erreichte, sah es für einen Moment so aus, als würde er fallen, doch mit einem gewaltigen Sprung legte er die Distanz zurück und prallte dicht vor den Füßen des Jungen zu Boden. Johnny hörte das dumpfe Geräusch, wie durch einen Filter gedämpft, überhaupt kam es ihm vor, als stünde er zwar in der normalen Welt, die er jedoch nicht richtig wahrnahm.
    Keinen Laut vernahm er. Das Untier bewegte sich schweigend. Einen Arm streckte es aus, und plötzlich lag die Pranke auf der rechten Schulter des Jungen.
    Erst jetzt öffnete Johnny seinen Mund. Die Augen blieben dabei unnatürlich vergrößert. Es sah so aus, als wollte er einen Schrei ausstoßen, der aber blieb ihm im Halse stecken. Nicht einmal ein dumpfes Krächzen drang über seine Lippen.
    Er war vor

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