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Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition)

Titel: Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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Zimmer in der Provinz angepriesen hatte, trug diese Bezeichnung ganz zu Recht. Die Kapokmatratzen rochen nach Schweiß und Schlimme rem, und die Füllung war völlig verklumpt. Dem Getrip pel winziger Füßchen auf dem Blechdach nach zu urteilen, veranstalteten die Eichhörnchen dort oben Ringelpiez mit Anfassen. Phosy hatte den Gedanken an eine Mütze Schlaf längst aufgegeben. Er saß auf der Verandatreppe, trank dünnen Tee aus der Gemeinschaftsthermoskanne und wartete auf die Sonne. Er hatte Daeng zwar nichts davon gesagt, aber er machte sich Sorgen wegen Siri. Die thailändische Grenze war nicht weit. In den Hügeln hausten Rebellen, und Aufständische kamen über den Fluss, um Unheil zu stiften. Banditen und bewaffnete Räuber hatten es auf fahrbare Untersätze abgesehen. Eine gut erhaltene Triumph war ein begehrter Fang. Er hatte nicht daran gedacht, sich bei den Polizeiposten, die sie passiert hatten, nach dem Doktor zu erkundigen, und da er seit wer weiß wie vielen Stunden kein Auge zugetan und obendrein eine Mordswut im Bauch hatte, malte er sich in den düstersten Farben aus, was seinem Freund alles zugestoßen sein könnte.
    »Leiden Sie unter Schlafstörungen, Inspektor?« Phosy verrenkte seinen steifen Hals und sah Daeng im Kerzenschein stehen. Sie setzte sich neben ihn auf die Treppenstufen, und er schenkte ihr Tee ein.
    »Sind die Jungs etwa auch schon auf?«, fragte sie.
    »Nein, die sind biegsam wie die Gerten. Die könnten selbst auf einem Stapel Jackfrüchte schlafen.«
    »Verglichen mit den Betten da drinnen dürfte ein Stapel Jackfrüchte recht komfortabel sein.«
    Das Schwarzgrau des Himmels verfärbte sich langsam zu einem freundlicheren Blau, und in der Ferne waren fröhliche Stimmen zu hören.
    »Ob das unsere Jagdgesellschaft ist?«, fragte Phosy.
    »Das will ich hoffen. Ich möchte zeitig los.«
    Phosy lächelte. »O nein, Madame Daeng. Gestern habe ich mich von Ihnen erpressen lassen und Sie mitgenommen. Das passiert mir kein zweites Mal.«
    »Aber Inspektor, Sie werden ein armes Mädchen doch nicht mutterseelenallein in der Wildnis zurücklassen?«
    »An der Hauptstraße gibt es ein gutes Restaurant. Dort können Sie mit dem Koch Nudelrezepte austauschen. Das hier ist eine polizeiliche Ermittlung, keine Vergnügungsfahrt.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie auf einen zusätzlichen Schützen verzichten können?« Sie tätschelte ihre pralle Handtasche.
    »Wäre ich auch nur im Traum auf die Idee gekommen, dass Sie eine Waffe bei sich haben, hätte ich Ihnen auf der Stelle Handschellen angelegt.«
    »Warum hat mir eigentlich niemand solche Angebote gemacht, als ich noch nicht verheiratet war?«
    »Madame Daeng!«
    »Schon gut. Kleiner Scherz am Rande. Dann hole ich mir eben ein paar kulinarische Anregungen und häkle ein wenig, während Sie sich männlichen Aktivitäten widmen.«
    »Brav.«
    Die Stimmen waren lauter geworden, und im Morgennebel über der dämmrigen Straße zeichnete sich eine kleine Schar zufriedener Jäger ab. Erst schien es, als steckten sie in riesigen Tierkostümen, doch sie waren lediglich über und über mit Kadavern behängt. Eine beängstigendere Galerie seltener, wunderschöner und blutender Kreaturen hatte Daeng noch nie gesehen.
    »Erfolgreiche Nacht gehabt?«, rief sie ihnen zu.
    »Fantastisch, Tante«, sagte einer.
    »Die meisten sind vor lauter Schreck aus den Bäumen gefallen, als sie die Schüsse hörten«, sagte ein anderer. Alle lachten.
    »Bravo.« Sie klatschte Beifall.
    »Wer von Ihnen ist Sounthon?«, fragte Phosy.
    Ein kleiner, dicker Mann mit einem Kranz aus großäugigen Loris um den Hals trat vor. »Ich.«
    »Ich bin Inspektor Phosy vom Nationalen Polizeihauptquartier, und ich muss unbedingt wissen, wo sich die Zensusbeamten aufhalten.«
    »Genosse«, sagte der Mann lachend, »ich komme gerade von …«
    »Und wenn Sie geradewegs von der Nordfront kämen und von Gewehrkugeln durchsiebt wären, ich brauche ihren genauen Standort, und das möglichst vor zehn Minuten, wenn ich bitten darf.«
    Sounthon hatte die Besucher auf drei Dörfer verteilt, die jeweils den Mittelpunkt eines Erhebungsgebietes markierten. Sie lagen etwa dreißig Kilometer auseinander und bildeten auf der Karte ein nahezu perfektes Dreieck. Leider wusste der Stellvertreter nicht, welcher Beamte sich wo aufhielt. Das mussten sie selbst herausfinden. Phosy und seine beiden jungen Kollegen waren noch neun Kilometer von der ersten Ortschaft – einem Dorf namens Ban Noo – entfernt. Die

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