Der Frühjahrsputz
»Max?« fragte sie und ging im Lichtschein der Badezimmerlampen vorsichtig zum Bett, um über nichts zu stolpern, das in ihrem Weg liegen könnte. »Max?«
Sie knipste die Nachttischlampe an. Er lag ausgestreckt auf dem Bettüberwurf, seine attraktiven Gesichtszüge völlig entspannt.
»Max?« Sie kletterte auf das Bett und schüttelte ihn leicht. »Liebling?«
In mehreren tiefen Atemzügen, die fast wie Seufzer klangen, holte er Luft, und ihre siebzehn Jahre lange Erfahrung, mit ihm das Bett zu teilen, sagte ihr, dass er jenseits von Gut und Böse war. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, ihn aufzuwecken, würde er sie nur müde anblinzeln und in Wahrheit immer noch weiterschlafen.
Das war also die Belohnung dafür, dass sie auf ihn gewartet hatte.
Klar, hätte sie nicht auf ihn gewartet, wäre er entsetzt gewesen. Genauso wie dieser verdammte Bill.
Sie war so wütend, dass sie ihm gegen die Schulter schlug, woraufhin er jedoch nur das Gesicht verzog, ohne aufzuwachen.
Mit einem frustrierten Aufschrei ließ sie sich neben ihn auf das Bett fallen, aber selbst das weckte ihn nicht auf.
Nichts würde ihn aufwecken. Nicht einmal der Fanfarenstoß zur Wiederkunft Christi.
Allein der Gedanke an ein Kommen jedweder Art ließ sie so wütend werden, dass sie ihm erneut einen Hieb versetzte und dann auf der Suche nach Schlaf unter die Bettdecke kroch.
Als Darla am Samstagmorgen aus dem Bett aufstand, schaute Max ihr auf dem Weg ins Badezimmer blinzelnd hinterher.
»Was trägst du da?« fragte er im Halbschlaf mit vagem Interesse in der Stimme.
»Nichts, was du jemals wiedersehen wirst«, sagte sie und knallte die Badezimmertür zu.
7
Als etwas später an diesem Samstagmorgen Carl Brookner aus der Bank Quinn anrief, saß sie gerade an dem Anrichteblock in der Mitte ihrer Küche auf einem ihrer neuen weißen Hocker, aß ihre Frühstückspfannkuchen in ihrem Haus - in ihrem Haus - und ließ diese vollkommen neue Erfahrung voller Wohlbehagen auf sich wirken, während ihr Hund sich in der Hoffnung, ein paar Leckerbissen abzustauben, zu ihren Füßen platziert hatte. Dies alles gehörte ihr, all dieses Sonnenlicht und dieser Komfort, diese Freiheit und das polierte Holz, ein Ort, um neue Pläne zu schmieden und sich in neue Abenteuer zu stürzen. Wie Nick. Ihm gegenüber müsste sie weitaus offensiver werden Als das Telefon klingelte und sie den Hörer abhob, meldete sich Carl Brookner: »Ms. McKenzie? Es gibt da ein kleines Problem mit Ihrem Kredit. Ich fürchte, dass wir eine Anzahlung in Höhe von zwanzig statt zehn Prozent benötigen.«
Einen Augenblick blieb Quinn wie gelähmt sitzen. »Das wären weitere siebentausend Dollar. Warum -?«
»Richtig«, bestätigte Brookner. »Wir halten Ihren Scheck über die ersten siebentausend selbstverständlich bis zum Rechnungsabschluss am fünfzehnten April zurück, so dass Sie uns die Restsumme bis zu diesem Termin einreichen können. Sie wissen doch, wie das ist. Sie als alleinstehende Frau und so weiter. Wir brauchen lediglich ein wenig mehr Sicherheiten.«
Ich habe aber keine mehr. In Panik versetzt und peinlich berührt legte Quinn auf. Das hatte man davon, wenn man sich auf Bankgeschäfte einließ: Sie vermittelten einem ein Gefühl von Unzulänglichkeit und Armut. Verzweifelt ließ sie den Blick durch ihre sonnendurchflutete Küche schweifen. Und von Verwundbarkeit. Letzte Woche um diese Zeit hatte sie nicht einmal gewusst, dass sie dieses Haus haben wollte. Und nun hatte sie Angst, es zu verlieren.
Erneut nahm sie den Telefonhörer auf und rief Darla an, um ihre Sorgen loszuwerden, aber Darla kam ihr zuvor.
»Dein Nachthemd kannst du zurückhaben«, sagte sie, sobald sie Quinns Stimme hörte.
»Du machst Witze.«
»Er war so müde, dass er sofort in Tiefschlaf gefallen ist.« Darla klang resigniert. »Er hat es nicht einmal gesehen.«
»Das ist meine Schuld.« Quinn klopfte auf ihre Oberschenkel, und Katie sprang auf ihren Schoß, höflich genug, nicht Quinns Frühstücksteller leerzufressen, obwohl sie ihn begehrlich anstarrte. »Der Umzug. Vielleicht -«
»Nein«, sagte Darla. »Es war nicht der Umzug, es ist unsere Ehe. Da läuft nichts mehr.«
»Quatsch.« Quinn brach ein Stück Pfannkuchen ab und fütterte Katie damit, die voller Dankbarkeit und Erleichterung aufseufzte, bevor sie es entgegennahm. »Wir müssen das nur besser timen. Sorge dafür, dass die Jungs irgendwoanders übernachten, damit du früher am Abend loslegen kannst, wenn er noch nicht
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