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Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)

Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)

Titel: Der Frühling kommt! Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
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Sekunden mehr Herzlichkeit als meine ganze Hamburger Sippschaft in einem Jahr. »Und lass bloß den ‚Onkel’ weg!«, ergänzt er verschmitzt. »Sonst fühle ich mich zwanzig Jahre älter.«
    Während wir in seinem Jeep – natürlich mit Chauffeur – zweihundert Kilometer übers Gebirge fahren, muss ich ihm alles erzählen, was in den letzten zweiunddreißig Jahren in Hamburg so passiert ist. Und er erzählt mir, wie er sich als Achtzehnjähriger mit Hilfsarbeiten über Wasser gehalten hat, wie er eisern gespart und sich nach und nach hochgearbeitet hat, buchstäblich vom Tellerwäscher zum Millionär. Mit leuchtenden Augen schwärmt er dann davon, wie er seinen Freund kennenlernte, wie ihre anfängliche Rivalität zu Liebe wurde und wie glücklich er seit Jahren mit ihm ist.
    »Hast du auch einen richtigen Freund?«, fragt er mich gespannt.
    Ich schüttele bedauernd den Kopf. »Eine Menge One-Night-Stands, aber nie was Dauerhaftes.«
    »Das solltest du versuchen«, meint er schmunzelnd. »Das Leben ist so viel schöner, wenn man liebt.« Er schlägt mir mit seiner kräftigen Pranke auf die Schulter. »Aber hier bei uns Aussis gibt es jede Menge Klassemänner, du wirst sehen!«
    Ich grinse verlegen. Was soll mir ein Aussi nutzen, wenn ich ja doch nach vier Wochen wieder nach Hamburg zurück muss?
    Der Jeep biegt in das Farmgelände ein. Unendliche Schafweiden ziehen sich bis zum Horizont hin. Die Asphaltstraße führt an einem kleinen Fluss entlang bis zum Herzstück des Anwesens. Ich bin sprachlos. So riesig, so weitläufig und modern hatte ich mir das nicht vorgestellt. Zwischen dem schneeweißen Haupthaus und den vielen Nebengebäuden und Häusern für die Angestellten sind wunderschöne Gärten mit Eukalyptusbäumen und Akazien und einer Fülle von Blumen angelegt. Weiße und schwarze Kakadus streiten in den Bäumen um Macadamianüsse, und ab und zu hüpfen kleine Kängurus über die Rasenflächen. Weiter hinten erkenne ich zahllose Wirtschaftsgebäude, Windräder, Schafspferche, Pferdeställe, Lagerschuppen und Kühlhäuser. Das alles ist Sheep Town, wirklich eine kleine Stadt. Jerry erklärt mir, dass er die Wolle und das Fleisch der Schafe selbst verarbeiteten lässt, das spart Geld für Zwischenhändler und sichert ihm guten Absatz. Ich bewundere ihn grenzenlos und komme mir mit meiner bescheidenen Versicherungsagentur richtig ärmlich vor.
    Als wir aussteigen und auf das Haupthaus zugehen, kommt uns ein großer, gut aussehender Mann in Jerrys Alter entgegen. Er hat dunkles, grau meliertes Haar und freundliche, braune Augen. Die beiden Männer umarmen sich zur Begrüßung so zärtlich, als hätten sie sich jahrelang nicht mehr gesehen.
    »Das ist Fergus, mein Mann«, stellt Jerry ihn mir vor.
    Fergus reicht mir die Hand.
    »Willkommen in Australien«, sagt er herzlich. »Ich hoffe, du bleibst mindestens ein Jahr, damit du siehst, wie schön es hier ist.«
    »Vielleicht«, sage ich höflich und strahle ihn an.
    Ich finde Fergus wirklich klasse. Er verkörpert eine sehr erotische, aber nicht übertriebene Männlichkeit, genau so, wie ich es mag. Ich stelle ihn mir mit Jerry vor, nachts, in ihrem Doppelbett. Zusammen sind sie rund hundert Jahre alt, aber ist das wichtig für die Liebe? Die Vorstellung, dass die beiden Sex miteinander haben, regt mich mindestens genauso an, als ob sie zwanzig Jahre jünger wären.
    Selbstverständlich ist Fergus für mich tabu, sonst würde ich meinem Onkel seine Gastfreundschaft übel vergelten. Aber ich genieße seine Gesellschaft. Überhaupt genieße ich es, für die nächsten vier Wochen in schwuler Geselligkeit zu leben. Mir fällt zum ersten Mal auf, wie langweilig mein Single-Leben doch ist, trotz der Sexabenteuer, die ich reichlich habe.
    »Du bist genau zur richtigen Zeit angekommen«, sagt Jerry beim Mittagessen. Es gibt superzarte Lammkoteletts. »Nachher haben wir hier einen Schafscherer-Wettbewerb. Das machen wir alle drei Monate, und es wird immer ein kleines Volksfest.«
    »Es spornt unsere Männer an, wenn sie ab und zu etwas gewinnen können für die Arbeit, die sie sowieso machen müssen«, ergänzt Fergus.
    Wir lachen.
    »Wie viele Schafe gibt es überhaupt in Australien?«, frage ich.
    »So um die 125 Millionen, und rund dreizehntausend hauptberufliche Schafscherer«, antwortet Jerry.
    Ich staune wieder mal. In Australien scheint alles gigantisch zu sein.
    Jerry zeigt mir noch mein Gastzimmer, und dann gehen wir gemeinsam hinaus auf den großen

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