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Der Fürst der Maler

Der Fürst der Maler

Titel: Der Fürst der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Skizzen war die Luft in der Werkstatt geladen wie vor einem Gewitter.
    Vor der Cappella di San Angelo, wo in einem Reliquienschrein der Ehering der Madonna verwahrt wurde, blieben Violetta und ich stehen. Ich betrachtete Pietros Gemälde der Vermählung der Jungfrau, das ich vor drei Jahren für eine Kirche in Città di Castello kopiert hatte.
    Atalanta Baglioni, die mir während der Messe unruhige Blicke zugeworfen hatte, trat neben mich. Sie schien mir etwas sagen zu wollen. Wollte sie mich warnen? Doch bevor sie Luft holen konnte, kam Gian Paolo Baglioni mit seinem Schlägertrupp aus Verwandten und Gefolgsleuten zu mir herüber. Madonna Atalanta trat unauffällig zwei Schritte zurück, bekreuzigte sich und verschwand lautlos.
    Gian Paolo Baglioni war im Januar 1503 von Cesare Borgia aus Perugia vertrieben worden. Wenige Monate später war er mit dem für die Baglioni üblichen Blutvergießen in die Stadt zurückgekehrt, um die Macht wieder zu übernehmen. Als Julius vor wenigen Wochen Perugia erobert hatte, war Gian Paolo Baglioni zähneknirschend vor ihm in die Knie gesunken, um sich der Kirche als Vasall zu unterwerfen. Seinen Eid hatte er so leise gesprochen, dass in Perugia das Gerücht umging, es sei ein Schwur blutiger Rache gewesen. Es war ein Wunder, dass Julius die Siegesmesse im Dom überlebt hatte.
    Gian Paolo Baglioni stellte sich direkt neben mich, so nah, dass er mich an der Schulter berührte. Seine Hand ruhte auf dem Griff seines Degens. Seine Gefolgsleute bildeten einen engen Halbkreis um Violetta und mich.
    Pietro hielt sich etwas abseits, hinter ihm Gianni. Gio’ war unter einem Vorwand in der Bottega geblieben, um allein und ungestört den Sabbat nachzuholen.
    Ein Blick verriet mir, dass zwei Cousins von Gian Paolo Baglioni mir den Fluchtweg zum Domportal verstellten. Sie hatten ihre Hände in die Gürtel gesteckt und gaben sich keine Mühe, auch nur auszusehen, als würden sie beten.
    Violetta schaute sich unruhig um.
    »Dein Fresko der Trinità in San Severo gefällt mir, Maestro Raffaello«, begann Baglioni, nachdem ich mein Gebet beendet hatte und mich dem Domportal zuwenden wollte. »Schade, dass du es nicht mehr vollenden wirst.«
    »Ich werde es nicht beenden, Signor Baglioni?«, fragte ich ruhig.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du morgen Perugia verlassen wirst«, erklärte mir Gian Paolo Baglioni meine eigenen Reisepläne.
    »Und wohin …«, begann ich.
    »Entweder du packst deine Sachen und reitest mit deinen Gehilfen zurück nach Florenz, oder du wirst Perugia in einem Leichensack in Richtung Friedhof verlassen.«
    Violetta ergriff meine Hand, um mich vor einem unüberlegten Wort zu bewahren. Baglioni sah verärgert zu Pietro hinüber – Violettas Anwesenheit irritierte ihn.
    Gianni trat zwei Schritte näher, als wollte er mir zu Hilfe kommen. Er war achtzehn Jahre alt und sehr kräftig – aber was wollte er gegen Gian Paolo Baglioni ausrichten?
    »Und falls ich mich für keine dieser beiden Alternativen entscheide, Signor Baglioni?«, fragte ich kalt.
    »Dann malst du deine eigene Grablegung, Raffaello, nicht die meines Cousins Grifonetto!«, warnte Baglioni mich so laut, dass es alle Umstehenden hören konnten.
    In der Kirche war es totenstill. Selbst die Glocken des Doms schwiegen für einen Augenblick angesichts dieser unverhüllten Drohung.
    Meine eigene Grablegung. Raffaellos Grablegung. Ich sah Pietro an, aber er wich meinem Blick aus. Der Zorn stieg wie heiße Lava in mir hoch. Nur mühsam konnte ich mich beherrschen. Welches Spiel wurde hier gespielt?
    Gian Paolo Baglioni stand direkt vor mir, sein Schlägertrupp versperrte mir den Weg zum Ausgang. Er trug seinen Degen, ich nur meinen Dolch. Ich hatte keine Chance: Wenn ich Weihnachten noch erleben wollte, musste ich mich ihm fügen.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
    »Wohin willst du?«, fragte er mich.
    »Nach Florenz«, antwortete ich so leise, dass er meine Worte für eine Niederlage halten konnte. Aber ich würde mich noch lange nicht geschlagen geben!
    Die Menge teilte sich vor mir wie das Meer vor Moses. Hasserfüllte, verächtliche Blicke geleiteten mich bis zum Domportal.
    Violetta hatte meine Hand nicht losgelassen.
    Pietro folgte uns nach draußen. »Am besten verlässt du Perugia noch heute. Du kennst Gian Paolo Baglioni«, riet er mir eindringlich.
    Auf den Stufen des Doms blieb ich stehen und wandte mich zu ihm um. »Nein, Pietro, ich kenne ihn nicht – nicht so gut wie du.« Alle Verachtung, zu

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