Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
murmelte Tobias ausweichend. »Ein neues Transportmittel, das mir anvertraut wurde. Finde ich die Maschine nicht wieder, dann habe ich Schwierigkeiten am Hals, die Sie sich nicht im entferntesten ausmalen können.«
    »Hebb sej dat Ding stoolen?« wollte Kristian wissen. Er sah, als er Carolines mahnenden Blick bemerkte, davon ab, seinen Priem in den Kanal zu spucken. Verlegen kaute er weiter.
    Tobias schüttelte den Kopf. »Wie ich schon sagte: Die Apparatur wurde mir anvertraut. Sie ist unendlich kostbar. Man könnte sogar sagen, mein Leben hängt davon ab, ob ich sie wieder finde.«
    Caroline und Kristian warfen sich verstohlene Blicke zu.
    »Das heißt, Sie arbeiten für einen unbekannten Auftraggeber?« wollte seine Begleiterin wissen. »Sie haben mit Ihrem Leben für diese Erfindung gebürgt?«
    »So ähnlich.«
    »Ich hoffe wirklich, Herr Tobias, Sie treiben nicht bloß einen Scherz mit mir.«
    »Ganz sicher nicht, Mamsell«, versicherte er. »Vor allem heißt das, dass mir nun wirklich nichts anderes übrig bleibt, als diesen Kahlköpfigen aufzuspüren. Es würde mich nicht wundern, wenn er nach den Ereignissen der letzten Nacht an diesen Ort zurückgekehrt ist und die Maschine geborgen hat. Ihm ist es zuzuschreiben, dass sie in den Kanal stürzte.«
    Kristian warf Tobias einen misstrauischen Blick zu und kratzte sich an seinem ausladenden Schnurrbart. Endlich überwand er sich und spuckte den braunen Sud, auf dem er herumkaute, diskret auf einen Haufen Abfall. »Ich schlage vor, dat ik de Herrschaften nu zum Landsitz bringe. Beter, wi stehen hier nich länger rum.« Beschwörend sah er den Studenten an. »Is ja durchut mööchlich, dat de Karl hie noh jümmerwo rumlungern deiht.«
    Tobias blickte sich verstohlen um. Verflucht, daran hatte er nicht gedacht. Er war nur froh, dass Kristian bislang nichts von der Leiche wusste. Sollte der Kutscher irgendwann erfahren, dass ihr Angreifer von letzter Nacht auch im Verdacht stand, ein Serienmörder zu sein, konnte er sich darauf verlassen, dass Kristian aus Sorge um Caroline Mittel und Wege finden würde, ihm die Hölle auf Erden zu bereiten.
    Das Netz aus Lügen und Halbwahrheiten, mit dem er sich und sein Geheimnis zu schützen suchte, widerte ihn schon jetzt zutiefst an. Doch was sollte er tun?
    Die einzige Möglichkeit, zumindest die Gasse mit dem Toten zu finden und damit den möglichen Fundort der Zeitmaschine einzugrenzen, bestand darin, sich diskret in diesem Stadtviertel umzuhören. Er hielt es für unmöglich, dass die Ereignisse der letzten Nacht unbemerkt geblieben waren. Solange aber Kristian bei ihnen weilte, war es besser, diesen Plan einstweilen für sich zu behalten.
    »Was halten Sie von folgendem Plan, Herr Tobias?« schreckte ihn Caroline aus seinen Gedanken. »Etwas Zeit haben wir noch. Wir könnten auf dem Weg zum Millerntor dort vorbeischauen, wo uns dieser Unhold überfallen hat.«
    »Im großen Beckergang?« murmelte Kristian unglücklich. Besorgt nahm er die Mütze ab und fuhr sich durch das zerstrubbelte rote Haar. »Ik weet nich, Mamsell. Mi dücht dat nich as een gooder Einfall.«
    »Ach komm, Krischaan! Nun sei mal nicht so ’ne Bangbüx. Vielleicht finden wir eine Spur, die uns zu diesem Mann führt.«
    »Hm, keine schlechte Idee!« fand Tobias und erntete einen bösen Blick des Kutschers.
    »As sej wünschen, Mamsell«, murrte der.
    Die drei begaben sich wieder zur Droschke, und kurz darauf fuhren sie den Herrengraben entlang. Sie kamen an der Schaarthorbrücke vorbei, um dann ratternd in eine gepflasterte Straße einzubiegen, die links und rechts von Wohnhäusern gesäumt wurde, deren Scheiben im Sonnenlicht blitzten. Handwerker und einfache Bürger kreuzten ihren Weg. Wenige Minuten später gelangten sie auf den leicht abschüssigen Schaarmarkt, von dem ihm Caroline bereits erzählt hatte. Dort herrschte geschäftiges Treiben. Tobias streckte den Kopf aus dem Fenster der Droschke und ließ sich von den Eindrücken ringsum gefangen nehmen. Sein Blick schweifte über die Markisen einiger Marktstände, in deren Schatten rotwangige Bauern Gemüse feilboten. Bunt gekleidete Vierlanderinnen mit platten runden Strohhüten verkauften aus großen Weidenkörben Veilchen – und in der Nähe eines Wasserwagens, auf dem in geschnörkelter Schrift die Worte »Bestes Trinkwasser« prangten, waren Höker zu entdecken, die mit spitzbübischem Lächeln Manufakturwaren anboten. Schmunzelnd fasste er auch die hübschen Hamburger Dienstmädchen ins

Weitere Kostenlose Bücher