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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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jenen Salon, in dem die Dienstmädchen am Nachmittag die Speisen angerichtet hatten. Der Raum war verschlossen, doch dass sich jemand darin aufhielt, war an dem schwachen Lichtschein leicht zu erkennen, der sich in der Finsternis unter der Tür abzeichnete.
    Plötzlich stolperte er über einen weichen Gegenstand, der mitten im Gang lag, tastete nach dem Hindernis und biss erschrocken die Zähne aufeinander. Vor ihm lag ein Mensch. Wahrscheinlich Groth. Ein Griff zur Halsschlagader überzeugte ihn – als Medizinstudenten – sofort davon, dass der Hausverwalter nur bewusstlos war.
    Zornig erhob er sich. Wenn er mit diesen Einbrechern fertig werden wollte, brauchte er eine Waffe.
    In diesem Augenblick fielen ihm wieder die beiden Klingen ein, die er vormittags im Kaminzimmer entdeckt hatte. Grimmig schürzte er die Lippen und eilte lautlos weiter. Augenblicke später drückte er die Tür zu dem getäfelten Zimmer mit der Feuerstelle auf. Dort roch es leicht nach Pfeifentabak. Das Kaminzimmer lag genau neben dem Salon, in dem sich die Einbrecher aufhielten.
    Leider half ihm hier nicht einmal das Mondlicht. Die Hausangestellten hatten die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen. Wenn er auf der Suche nach den Klingen nicht gegen ein weiteres Hindernis stoßen wollte, brauchte er Licht. Leise schloss er die Tür, nahm eines der Streichhölzer zur Hand und tastete die Schachtel nach einer Reibefläche ab. Vergeblich.
    Richtig, zu dieser Zeit erfreuten sich die Phosphorhölzchen noch immer großer Beliebtheit. Er entzündete das Streichholz kurzerhand an der Wand neben der Tür und bemerkte erst durch das Flackern der Flamme den leichten Luftzug im Raum. Eines der Fenster stand offen.
    Zu spät erkannte Tobias seinen Fehler. Mit raschelndem Geräusch wurde rechterhand einer der Behänge beiseite gezogen, und im ersten Moment traute er seinen Augen nicht: Vor ihm stand sein Gegner von gestern Nacht. Der Kahlköpfige war soeben mit einem schweren Vorschlaghammer durch eines der Fenster in den Raum eingestiegen. Auch er starrte ihn verblüfft an. Doch die Überraschung des Fremden währte nicht lange. Mit wütendem Grunzen wuchtete der Unheimliche den Hammer in die Höhe und stürmte auf ihn zu. Tobias tauchte sofort ab. Keinen Augenblick zu spät, denn bereits im nächsten Moment spürte er den Luftzug der mörderischen Waffe. Nur knapp neben seinem Kopf krachte sie gegen die Wand neben der Tür. Putz bröckelte zu Boden.
    Ungestüm schlug Tobias mit der Laterne zu, und ein Regen aus Glassplittern prasselte zu Boden. Der Kahlköpfige stürzte wimmernd neben dem Streichholz zu Boden, das noch immer mit winziger Flamme brannte. Nebenan wurde eine Tür aufgerissen. So schnell er konnte, stürmte Tobias zum Kamin, griff nach einem der beiden überkreuzten Florette, die über dem Rauchabzug hingen, und fuhr herum.
    Die Tür zum Kaminzimmer flog auf, und Laternenlicht durchflutete den Raum. Zwei Maskierte drängten herein.
    Bei ihrem Anblick lief Tobias ein Schauer über den Rücken. Ungläubig starrte er auf die befiederten Vogelmasken mit den spiegelnden Glasaugen, die sich die beiden Eindringlinge über den Kopf gestreift hatten. Sie ähnelten der Maske, die sie am Ort des Überfalls gefunden hatten, bis in die kleinste Einzelheit.
    Die Eindringlinge blieben stehen und starrten Tobias an. Der breitschultrigere der beiden führte neben der Laterne einen großen, klobigen Lederkoffer mit sich. Er ließ ihn zu Boden fallen und griff nach der Brechstange, die in seinem Gürtel steckte. Schon wollte er sich auf Tobias stürzen, als er von seinem Begleiter daran gehindert wurde. Bei diesem Kerl handelte es sich offenbar um den Anführer der Bande. Im Gegensatz zu seinem Untergebenen trug er einen auffälligen schwarzen Kapuzenmantel, der ihm bis zu den Waden reichte, und taxierte Tobias aufmerksam aus glitzernden Glasaugen.
    Auf seinen Wink hin beugte sich der Breitschultrige über den Kahlköpfigen und rüttelte ihn so lange, bis er wieder zu sich kam. Aufgeregt leckte sich Tobias über die Lippen. Hier gab es mindestens zwei Gegner zuviel.
    Mit katzenhafter Gewandtheit näherte sich ihm der Anführer des Trios und schlug mit theatralischer Geste den Umhang zurück. Darunter verbarg er eine Pistole und ein Rapier mit leicht gebogenem französischem Griff. Beide Waffen waren mit wertvollen elfenbeinernen Applikationen versehen.
    Herausfordernd langsam näherte sich die Hand des Unheimlichen der Pistole, nur um dann doch zur Klinge zu

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