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Der Funke des Chronos

Titel: Der Funke des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Jacke. Er breitete sie unter ihrem Körper aus und faltete einen der Ärmel zu einem Kissen, auf das er ihren Kopf bettete. Anschließend fühlte er nach ihrem Puls und tätschelte aufgeregt ihre Wangen. »Caroline? Caroline?«
    Sie reagierte nicht. Tobias machte sich große Vorwürfe. Warum nur hatte er sie in diese Sache mit hineingezogen?
    Er war ein verdammter Egoist! Er brauchte Wasser oder so etwas wie Riechsalz. Gerade wollte sich erheben, als er bemerkte, wie der Brenner auf dem Labortisch flackerte. Ein Luftzug.
    Er schaute auf und wurde im selben Augenblick von einem schweren Tritt getroffen. Gurgelnd krachte er gegen die Elektrisiermaschine. Die Glaskugel zersplitterte, und ein Scherbenregen ging auf ihn nieder. Bunte Nebel tanzten ihm vor den Augen. Der Kahlköpfige!
    Mit einem gutturalen Laut packte ihn der Hüne am Kragen und zog ihn zu sich hoch. Tobias starrte in ein unrasiertes Gesicht, das ihn angrinste. Der Unheimliche besaß tatsächlich keine Zunge. Verzweifelt versuchte sich Tobias loszureißen, doch ein brutaler Faustschlag traf ihn im Gesicht und raubte ihm fast die Besinnung. Blut troff ihm von der Unterlippe. Benommen bemerkte er noch, wie ihn der Hüne auf den Sitz des primitiven Stromstuhls wuchtete. Einen Augenblick später spürte er, wie sich an beiden Armen die Lederschlaufen zuzogen.
    Ein leises Stöhnen war zu hören. Caroline erwachte. Der Kahlköpfige grunzte und ließ von ihm ab. Seine Blicke glitten über den Körper der jungen Frau.
    »Lass sie in Ruhe, du Schwein!« Tobias zerrte und ruckelte verzweifelt an den Fesseln. Der Kahlköpfige feixte ihn an und lallte etwas Unverständliches. Dann packte er das Mädchen grob an den Haaren und griff nach ihren Brüsten. Doch sein Blick galt allein ihm.
    »Ich mache dich fertig!« schrie Tobias. »Wenn ich hier frei komme, mache ich dich fertig, du Dreckskerl!«
    Caroline erwachte nun endgültig und schrie entsetzt auf. Der Kahlköpfige hielt ihr kurzerhand den Mund zu und entkorkte mit der Linken ein Glasgefäß auf dem Labortisch, in dem sich die Reste einer klaren Flüssigkeit befanden. Im Raum roch es sofort nach Chloroform. Caroline kratzte und versuchte ihren Peiniger zu beißen. Der Hüne ließ sich jedoch nicht beirren. Er tränkte einen schmutzigen Lappen und hielt ihn seiner Gefangenen vor die Nase. Caroline erschlaffte.
    Grunzend ließ der Kahlköpfige sein Opfer fallen und lallte etwas Bedrohliches. Grob stieß er Tobias’ Kopf nach hinten und versuchte auch diesen mit der metallenen Klammer zu arretieren. Tobias zerrte erneut an den Lederriemen, richtete den Unterkörper auf und trat seinem Gegner mit Wucht gegen die Brust. Mit einem Schrei krachte der Hüne gegen einen Labortisch und starrte Tobias hasserfüllt an. Mit einer raschen Bewegung zog er ein Messer – als ihn eine fremde Stimme innehalten ließ.
    »Lassen Sie die Waffe fallen, oder ich schieße Ihnen ein Loch in den Kopf!«
    Tobias, der bereits jede Hoffnung aufgegeben hatte, wandte sich erleichtert dem Eingang des Kellerlabors zu. Dort stand ein bärtiger Mann Mitte Vierzig. Doch Tobias hatte ehrlich gesagt in diesem Augenblick nur Augen für die Pistole in der Hand des Fremden, deren Lauf geradewegs auf den Kopf seines Gegners gerichtet war. Der Kahlköpfige knurrte und ließ das Messer fallen. Mit leisem Klirren fiel es auf den Boden.
    »Treten Sie zurück!« befahl der Unbekannte.
    Der Kahlköpfige gehorchte und zog sich zurück, bis er gegen den Labortisch stieß. Lauernd blickte er seinen Gegner an. Der Bärtige löste sich mit ernster Miene vom Kellereingang und kam langsam auf den Stuhl zu. »Bleiben Sie stehen! Eine Bewegung, und ich schieße. Sie wären nicht der erste.«
    Mit einer Hand befreite er Tobias von einem der Lederriemen, während er die Waffe weiter auf den Zungenlosen gerichtet hielt.
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Jetzt schon. Der Kerl wollte uns umbringen.«
    »Und die junge Frau dort?« Der Fremde blickte zu Caroline.
    »Sie …« Weiter kam Tobias nicht.
    Der Kahlköpfige nutzte die Ablenkung, schleuderte dem Unbekannten mit einem lauten Schrei einen Glaskolben entgegen und warf sich nach vorn. Tobias hörte, wie die Pistole seines Retters gegen eine der Wände flog. Im nächsten Augenblick lagen die beiden Männer hinter dem Stuhl am Boden und rangen miteinander. Tobias hielt es nicht mehr auf dem Stuhl. Hastig befreite er sich von dem anderen Lederriemen und sprang auf. Die Waffe. Er brauchte die Waffe. Doch das Florett lag im

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