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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dass Disneyland nicht ein paar hundert Kilometer entfernt liegt, dachte er.
    Es gibt auch noch Disney World.
    Aber das kam ihm wiederum zu weit weg vor. Außerdem hatte er gehört, dass es in Florida im Sommer schrecklich sein konnte: brutale Hitze, die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man niemals trocknete, und Moskitos.
    Doch ihm gefiel der Gedanke, irgendwo hinzufahren, wo es einen Freizeitpark gab. Wenn er schon weglaufen und sich verstecken musste, warum sollte er nicht das Beste daraus machen? Betrachte es als Urlaub.
    Er mochte Freizeitparks.
    Konnte nicht genug davon bekommen.
    Disneyland und Disney World waren großartige Orte; freundlich und angenehm und harmlos und voller kindlicher Vergnügungen.
    Für Knott’s Berry Farm sprach die Bodenständigkeit. Außer den ganzen Karussells und den netten Läden gab es dort echte Pferde und ein Museum mit Ausstellungsstücken aus dem Wilden Westen, und auf den Straßen wurden Schießereien nachgespielt.
    Magic Mountain hatte vor allem spektakuläre Fahrgeschäfte zu bieten. Es war ein beliebtes Ausflugsziel für irgendwelche Gangs. Neal wollte sich dort nicht länger aufhalten.
    Außerdem lagen sowohl Disneyland als auch Knott’s Berry Farm und Magic Mountain zu dicht an seinem Wohnort.
    Er musste mindestens ein paar Hundert Kilometer weit wegfahren.
    Der Santa Cruz Boardwalk wäre eine Möglichkeit. Neal war zu spät auf die Welt gekommen, um die großen alten Vergnügungsparks wie Long Beach Pike und den Pacific Ocean Park in Venice zu besuchen, doch der Santa Cruz Boardwalk existierte noch. Es war einer von Neals Lieblingsorten. Im Laufe der Jahre war er fünfmal dort gewesen.
    Wie wär’s damit?, fragte er sich.
    Keine gute Idee. Er hatte Marta dort mit hingenommen.
    Wenn sie versucht, herauszufinden, wo ich bin, wird sie als Erstes daran denken.
    Und wie wär’s mit Funland?, überlegte er.
    Funland lag in Boleta Bay und hatte große Ähnlichkeit mit dem Santa Cruz Boardwalk. Ein Vergnügungspark an der Strandpromenade – alt, kitschig, unheimlich.
    Vielleicht zu unheimlich.
    Vor ein paar Jahren waren dort einige Leute ermordet worden. Es hatte etwas mit einem alten Gruselkabinett zu tun. Obdachlose waren dort eingedrungen und hatten es in eine Art Folterkammer verwandelt, einen grausamen Hindernisparcours. Sie hatten Leute am Strand eingefangen und sie hindurchgeschickt. Solche Sachen.
    Neal war vor diesen Ereignissen dort gewesen. Und für seinen Geschmack war es auch damals schon zu gruselig gewesen. Man stelle sich das Santa Cruz Boardwalk vor, nur älter und heruntergekommener, voller Schausteller, die aussahen, als wollten sie einem die Kehle durchschneiden, mit einem Publikum aus Rockern und Psychopathen, dann wusste man ungefähr, wie das Funland war.
    Ganz zu schweigen von der Monstrositätenschau.
    Eigentlich keine richtige Monstrositätenschau, erinnerte er sich. Krankes Zeug. Jasper’s Oddities hieß es.
    »Scheiße«, murmelte er.
    Er hatte immer noch manchmal Albträume von dem, was er dort gesehen hatte.
    »Vergiss Funland«, sagte er.
    Was gibt’s noch?, überlegte er.
    Er hatte von einem Ort namens The Fort gehört, drüben in Nevada. Angeblich ein Vergnügungspark im Stil des Wilden Westens. Er war noch nie dort gewesen, er glaubte nicht, dass er mit Marta jemals darüber gesprochen hatte, und der Park lag ungefähr sechs- oder siebenhundert Kilometer von Los Angeles entfernt. Genau die richtige Distanz. Nah genug, um an einem Tag mit dem Auto hinzufahren, und weit genug, um keine großen Menschenmengen aus Südkalifornien anzuziehen.
    Soweit er gehört hatte, war dort überhaupt nicht so viel los.
    The Fort hatte vor ein paar Jahren mit viel Trara eröffnet. Aber es war kein großer Erfolg geworden.
    Hoffentlich hat es nicht wieder geschlossen, dachte er.
    Seine letzte Information war, dass es noch in Betrieb war.
    Ich sehe es mir mal an, beschloss er.

21
    21
    Neal freute sich auf seine Reise. Doch als er in die Gasse fuhr, die hinter sein – und Karens – Wohnhaus führte, wurde er nervös.
    Keine Polizeiwagen, Gott sei Dank.
    Karen hatte wahrscheinlich nicht die Polizei gerufen, weil sie befürchtete, Neal könnte etwas von ihrer Beziehung zu Darren erzählen.
    Sie hat bestimmt schreckliche Angst, dass es jemand erfährt.
    Obwohl alles in Ordnung zu sein schien, fuhr Neal langsam und behielt aufmerksam die Gegend vor sich im Auge.
    Er sah niemanden. Keinen Schleicher, keine Penner, keinen Rasputin.
    Keine Karen.
    Ich werde umziehen

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