Der Gastprofessor
war.«
»Er nicht, aber Word Perkins.« Lemuel grunzt zufrieden. »Aus psychologischer Sicht entbehrt es nicht einer gewissen Logik, daß ein Schwerhöriger seine Opfer ins Ohr schießt.«
Der Sheriff kippt mit dem Sessel nach vorne, bis die Schreibtischkante in seinen Bauch schneidet. »Es warn keine Blutspritzer um das Fahrzeug, das bedeutet, daß Honeycut woanders erschossen und seine Leiche in den Toyota geschafft wurde.«
»Lassen Sie uns einmal durchspielen, wie es gewesen sein könnte.« Lemuel schließt die Augen. »Die beiden Partner sind sich auf die Nerven gegangen, seit Honeycut sich von Word Perkins’ Schwester scheiden ließ. Eines Nachts taucht Honeycut in Word Perkins’ Wohnung in Hornell auf. Vielleicht streiten sie wegen Geld: Honeycut hat jahrelang das Geschäft gemolken, und Word Perkins ist der Meinung, daß er nicht angemessen am Gewinn beteiligt wird. Vielleicht streiten sie auch über Politik: Honeycut ist sein Leben lang Republikaner gewesen, Word Perkins ist ein liberaler Demokrat. Aber wie auch immer, die Dynamik der Geschichte bleibt dieselbe. Honeycut gibt keinen Zentimeter nach. Word Perkins zieht eine Pistole. ›Ich hab Kerle, die auf dem sitzen, was sie wissen, noch nie leiden könn‹, schreit er. Honeycut weicht zurück, hält eine Hand hoch, versucht verzweifelt, ihn vom Druck auf den Auslöser abzuhalten. ›Du kommst nie davon‹, argumentiert er. ›Die Polizei wird dich verdächtigen, sobald sie erfährt, daß du bei meinem Tod das Geschäft erbst.‹ Word Perkins kichert grausam. ›Ich hab schon vierzehn Menschen umgebracht und mir alle Opfer so ausgesucht, daß niemand einen Zusammenhang zwischen den Morden entdecken konnte. Du bist der fünfzehnte.‹ Honeycut erkennt, daß er sich nicht retten kann, aber er kann aus dem Grab auferstehen und mit anklagendem Finger auf seinen Mörder zeigen: Unauffällig steckt er das Reserve-Hörgerät ein, das auf einem Tisch liegt, um damit der Polizei einen Hinweis zu geben.«
»Wir müssen jetz eins machen«, sagt der Sheriff aufgeregt, während er sich den Telefonhörer schnappt und Knöpfe drückt, »wir müssen feststellen, ob die Stärke von dem Hörgerät, das in Purchase Honeycuts Tasche gefunden wurde, der Hörbehinderung des mutmaßlichen Täters entspricht. Wenn das der Fall ist, fahren wir nach Hornell, belehren Mr. Word Perkins über sein Recht zu schweigen und prügeln dann die Wahrheit aus ihm raus.«
Lemuel geht ins Vorzimmer hinaus und holt sich einen Becher Wasser aus dem Kühler. Ein Fernschreiber rattert in einer Ecke vor sich hin und spuckt Papier aus, das sich in einem Karton auf dem Boden sammelt. Zwei Hilfssheriffs spielen an einem Schreibtisch an der Tür Karten. Ein dritter sitzt rittlings auf der Bank und wienert seine knielangen Lederstiefel mit Spucke. Lemuel sieht, daß die Socken des Hilfssheriffs Löcher an den Fersen haben. Norman ist nirgends zu sehen, aber seine Stimme kommt durch eine Trennwand. Anscheinend telefoniert er mit jemandem.
»Na und ob der Sheriff da mit dabei sein will. Nein, nein, er hat nix dagegen, daß die Staatspolizei die Verhaftung durchführt, aber es muß klar sein, daß es der Sheriff war, der dem Hinweis nachgegang is, daß der Sheriff den Fall gelöst hat, daß der Sheriff hergegang is und die Verhaftung angeordnet hat. Ja. Er hat den Deal mit der Atommülldeponie nich vergessn … Der Sheriff weiß schon, daß er Ihn was schuldig is, deshalb hat er auch nix dagegn, daß einer von euch mit aufs Foto kommt. Wenn wir sie abführn, könnt doch der Sheriff auf der einen und einer von euch Jungs auf der andern Seite von ihr gehn. Rechts oder links. Das is ihm egal. Kein Problem, sie kann mit Handschelln an den Officer von der Staatspolizei gefesselt sein, wenn der Sheriff sie fest am andern Ellbogen packen kann. Ja, klar, dealt im großen Stil, kauft und verkauft, alle möglichen Drogen, was Sie wollen, LSD und Amphetamine, Shit jeder Art.« Norman wiehert ins Telefon. »Nich zu glaubn, in einem ausgehöhlten Sexbuch mit dem Titel Weight Report oder Height Report oder so ähnlich, obwohl ich ja verdammt noch mal nich einseh, was Gewicht und Körpergröße mit Sex zu tun haben solln. Nein, wir rechnen nich damit, daß das belastende Material schwer zu finden is. Ich war sogar schon mal in der ihrer Wohnung, dienstlich, und ich kann mich nich erinnern, daß da massenweise Bücher rumgeflogn warn.. Genau. Gebongt. Treffpunkt Kampus Kave an der South Main, um acht. Da genehmigen
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