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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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dir gleich angemerkt, dass du Krieg und Tod ins Auge geschaut hast – dein Degen, dein Koller, dein Rappen, die eiserne Entschlossenheit in deinem Blick.« Jan hielt Hannes am Arm fest, sah ständig um sich, beugte sich noch näher an sein Ohr, flüsterte jetzt beinahe. »Und der Krieg hat erst angefangen, glaub mir das nur, und wohl dem Mann, der in diesen Zeiten nicht auf Zimmerei oder Tuchhandel baut, sondern auf das Kriegshandwerk. Und ich kenne da einen Feldherrn, das kannst du mir glauben, der weiß, wie man Schlachten gewinnt, und der auch weiß, wie man den Sold für seine Fähnriche und Hauptleute zusammenbringt …«
    Er sprach Hannes vom Krieg, redete von Kampf und Mannesehre, von vielen Dukaten, die ein guter Kämpfer wert sei, von Kameradschaft und Abenteuer und immer wieder von seinem rätselhaften Feldherrn, der Männer wie Hannes brauche und der noch keinen Kampf verloren habe.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte Hannes. »Hab schon zu viele zur Hölle geschickt und manche wohl auch in den Himmel.« Seine Zunge gehorchte ihm nur noch widerwillig, die Silben zerflossen ihm im Mund.
    »Eben, das sieht man dir an, mein Lieber«, versicherte der noch völlig nüchterne Jan Edelmann. »Glaub doch nicht, dass ich jeden anspreche! Nein, Männer wie du haben es mir angetan. Was war dein letzter Rang, mein lieber Hannes? Feldwebel?«
    »Nix da, Rang.« Hannes stemmte sich von der Bank hoch. »Werd’ jetzt zu ihr gehen. Werd’ den Kerl verdreschen. Werd’ sie zwingen, mit mir …« Er rutschte an der Tischkante ab, krachte schräg auf die Bank, knallte mit dem Kopf gegen den Tisch.
    Im Hof der Schenke erhob sich Gelächter. »Holt sein Pferd!«, rief einer. »Damit es ihn unter dem Tisch heraus und nach Hause ziehe!« Ächzend richtete Hannes sich auf der Bank auf. Unzählige Fackeln, zwei Wirtinnen und viel zu viele Männer an viel zu vielen Tischen drehten sich, zwei Edelmänner mit Marderaugen beobachteten ihn. »Rutsch ja nicht noch einmal weg!« Dieselbe Stimme krakeelte weiter. »Ein zweites Mal schaffst du es nicht mehr nach oben, dann landest du morgen früh mit dem Kehricht im Scheißhaus der Frau Wirtin!« Ein Bursche seines Alters mit rundem Gesicht und rötlichem Haarzopf. In der Schenke quittierten sie seine Worte mit grölendem Gelächter. In Hannes’ Brust loderte die Wutflamme auf.
    Er fasste das doppelte runde Gesicht ins Auge, blinzelte, bis er nur noch eines sah. Dann stieß er einen Schrei aus, warf den Tisch samt Weinkelchen und Krug um und stürzte sich auf den Burschen. Blindlings schlug er auf ihn ein, riss ihn zu Boden, würgteihn, wurde selber von Tritten und Fausthieben getroffen. Gebrüll umgab ihn, hundert Hände zerrten an ihm, hielten ihn fest.
    Irgendwann ragten Stiefel, Musketenkolben und Hellebardenstiele vor ihm auf. Er blinzelte an ihnen hinauf, strenge Gesichter verschwammen neben Musketenläufen, unter Hellebardenklingen und über steifen Halskrausen. Die Bürgerwacht. Man packte ihn unter den Achseln, und dann fiel er aus der Welt und stürzte ins Dunkle.
    Am nächsten Morgen weckte ihn die Vormittagssonne. Sie schien durch ein kleines Gitterfenster. Hannes lag auf schroffem Steinboden, seine Knochen schmerzten, in seinem Kopf klopfte es, sein linkes Auge war zugeschwollen, Geschmack von Blut und Galle lag ihm auf der Zunge. Er richtete sich auf, hob die Arme. Ketten klirrten. Auf der anderen Seite der Zelle kauerte der Bursche mit dem runden Gesicht und dem rötlichen Haarzopf. Er glotzte ihn an. Auch ihn hatten sie angekettet.
    »Gut geschlafen, die Herren?«, tönte es spöttisch von der Gittertür. Der Schädel pochte schmerzhafter, als Hannes ihn drehte, um hinzusehen. Ein breiter, bärtiger Kerl stand an der Kerkertür, schlug den Prügel gegen sein rechtes, klirrte mit einer Kette gegen sein linkes Bein. »Dann auf zum Tagwerk!« Er entriegelte die Tür. »Der Pranger ist schon aufgebaut, die braven Nürnberger haben Pferdemist und faule Eier mitgebracht!« Er lachte gehässig, die Gittertür quietschte, dass es Hannes durch Mark und Bein fuhr.
    Doch statt einzutreten, machte der Henkersknecht einen Schritt zur Seite und ein anderer tauchte unter der Zellentür auf – Jan von Brüggen, der freundliche Edelmann vom Niederrhein. »Männer wie diese hier willst du an den Pranger schrauben?« Von Brüggen schnalzte mit der Zunge und schüttelte wie tadelnd den Kopf. »Eine Sünde, wenn ich bedenke, wie viel sie dem Kaiser und dem Reich noch dienen könnten!«
    Er kam in

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