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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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verwirrt zu sein. »Wie meinst du das, Hannes?«
    Die Eltern blieben vor der Tür stehen, als wollten sie den Eingang ins Haus versperren. Susannas Blicke streichelten das Antlitz des Geliebten. Hannes hatte sich verändert, hatte breitere Schultern und kantigere Züge bekommen, sah männlicher aus. Ein blonder Bart überwucherte die untere Hälfte des geliebten Gesichts.
    »Überall wird doch gestorben, Meister Almut.« Seine Stimme klang samtig und dunkel, seine Augen wurden schmal. »Im Hessischen, in der linksrheinischen Kurpfalz. Und habt ihr denn nicht gehört, wie fern im Osten gestorben wird, in der Oberpfalz? Ich habe Angst bekommen. Angst um Susanna, Angst um meine Familie, Angst um Euer Haus, Meister Almut.«
    »Man erzählt, die Spanier ritten Ausfälle bis in den Odenwald hinauf«, sagte der Vater heiser.
    »Ja, auch dort rauben und brennen sie.« Hannes machte ein hartes, grimmiges Gesicht. »Wir wappnen uns, haben Schwerter und Spieße gegen Holz und Obst getauscht. Sogar eine Muskete gibt es oben im Dorf.« Er trat näher und sprach leiser. »Im Wald haben wir Verstecke angelegt und hingebracht, was für den Winter nötig ist. Er kommt bald, sagt mein Vater.«
    »Was soll denn euch da oben schon geschehen?«, zischte die Mutter. »Ihr seid doch Papisten!« Einen ganzen Schritt war sie ins Haus zurückgewichen.
    »Darum kehrst du zurück?«, fragte der Vater zweifelnd. »Weil der Krieg in den Odenwald gekommen ist?« Beinahe hoffnungsvoll klang er.
    »Die Angst hat mich nach Hause getrieben, Meister Almut. Die Angst um Susanna vor allem, ich sag’s ganz ehrlich.«
    Die Eltern sahen einander an – der Vater ratlos, die Mutterböse. Susanna war einfach nur froh; sie nahm Hannes’ Hand. Eine Zeitlang sprach keiner ein Wort.
    »Wir müssen reden, Meister Almut«, brach Hannes schließlich das Schweigen. »Soll es hier auf dem Hof geschehen?« Er versuchte ein Grinsen, hob die Schultern, deutete mit dem Kopf zu den Nachbaranwesen. »Vielleicht hätten wir doch ein paar Zuhörer zu viel, was meint Ihr?«
    »Es ist doch längst alles gesagt, Fritz!« Die Mutter machte kehrt und rauschte zurück ins Haus.
    Der Vater trat zur Seite, sein unsicherer Blick streifte Susanna. »Gut. Komm rein.«
    An ihm vorbei ging Hannes ins Haus, Susanna folgte ihm und ergriff seine Hand. Die ließ sie auch nicht los, als sie durch die Küche und danach durch die Werkstatt gingen. Die Blicke der anderen machten ihr gar nichts aus: nicht der böse Blick der Mutter, nicht der verächtliche des Gesellen, nicht die mitleidigen oder einfach nur neugierigen Blicke der anderen. Hannes grüßte nach allen Seiten.
    In der Stube, die an die Küche grenzte, nahmen sie Platz – Susanna, ihr Vater und Hannes. »Und nun, Hannes Stein?«, begann der Vater. »Was soll nun werden?«
    »Ich will Susanna zur Frau.«
    Susanna hielt den Atem an. Im Türrahmen standen die Großeltern und die Tante, glotzten und machten die Ohren lang.
    »Wir haben doch darüber gesprochen, Hannes.« Wie zugeknöpft wirkte des Vaters Miene.
    »Und ich will den Hannes zum Mann!«, platzte es aus Susanna heraus. »Ihn oder keinen.«
    Der Vater wich ihrem Blick aus. »Bringe deine Wanderschaft zu Ende, Hannes. Komme danach herunter nach Handschuhsheim, und wir werden sehen.«
    »Es ist nicht die Zeit, irgendetwas zu Ende zu bringen, Meister Almut!« Viel zu laut klang Hannes in Susannas Ohren. Warumkonnte er nicht ein wenig höflicher auftreten? »Es ist aber die Zeit, sein Leben zu retten. Und das gilt für jeden von uns.«
    »Hitzköpfiges Geschwätz!« Auch der Vater wurde nun lauter. »›Sein Leben retten‹ – vor den Spaniern? Vor Tilly? Der Dänenkönig hat sich mit dem König von England gegen den Kaiser und die Papisten verbündet, hast du es nicht gehört?«
    »Diplomatie betreibt er, der fromme Mann. Harmlosen Streit mit viel zu vielen Worten.« Hannes winkte ab. »Wo ist denn das große englische Heer? Und wo steht denn der Däne? Irgendwo im Niedersächsischen. Córdobas Leute aber graben bereits Schanzen rund um Frankenthal, und seine Krabaten sind längst auf Weinheim losgegangen!«
    »Niemals werden sie Frankenthal nehmen«, hielt Meister Almut dagegen. »Was weißt du schon, Hannes? Die Engländer und die Holländer verteidigen die Stadt. Engländer und Holländer halten die Festung Mannheim. Engländer und Holländer verteidigen das Schloss zu Heidelberg und befestigen die Mauern der Stadt.«
    »Viel zu spät, Meister Almut, viel zu spät.« Hannes

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