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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
Autoren: Rhianne Aile
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geworden.
    »Und wem gehört das Land jetzt?«, fragte Tristan, der seinen Teller inzwischen zur Seite geschoben und sich auf die Ellenbogen aufgestützt hatte, als Mary eine tragische Begebenheit nach der nächsten zur Sprache brachte.
    »Inzwischen wurde es öfter an den Bezirk zurückgegeben als ich sagen kann. Sie bieten es nicht mal mehr zum Verkauf an, weil es sowieso niemand aus der Gegend haben will. Wenn Sie es sich ansehen wollen, sage ich einem der Stalljungen, dass er Sie hinbringen soll. Mit einem Pferd erreicht man die Lichtung schneller. Können Sie reiten?«, wollte Mary wissen.
    Tristan nickte abwesend, seine Gedanken rasten. »Ja, ich hab‘ zwar schon ein paar Jahre lang nicht mehr auf einem Pferderücken gesessen, aber einen kleinen Ausritt werde ich schon schaffen.«
    In der Vergangenheit hatte er gelernt, dass es auf der Erde bestimmte Kraftfelder gab, die häufig als verflucht bezeichnet wurden. Die meisten übernatürlichen Phänomene hatten irgendwo eine Ursache. Und dass ein so geschichtsträchtiger Ort hier in der Nähe lag, war garantiert kein Zufall.
    »Ich sage Josh, dass er Sie hinbringen soll. Er hat einen guten Draht zu den Pferden und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Er ist etwas weiter die Straße rauf aufgewachsen. Er kann Ihnen mit Sicherheit noch viel mehr interessante Geschichten erzählen. Aber zuerst: Aufessen, sonst gibt es keinen Kuchen«, drohte Mary ihm an, während sie vom Tisch aufstand und einen kleinen Teller aus dem Schrank holte.
    Tristan grinste, schob sich die nächste volle Gabel in den Mund und konnte den nächsten Morgen gar nicht abwarten.
     
    ***
     
    Eine halbe Stunde später schleppte er sich die Treppe nach oben, träge von zu viel leckerem Essen. Nachdem er sicher in seinem Zimmer angekommen war, dachte er darüber nach, wie er am besten Kontakt mit Will aufnehmen konnte. Durch die Zeitverschiebung war es zu Hause früher Morgen, aber sein Bruder war der Frühaufsteher schlechthin, der ihn gnadenlos damit aufzog, dass er morgens so lange brauchte, um in die Gänge zu kommen. Es würde dem Mistkerl nur recht geschehen, um vier Uhr morgens geweckt zu werden.
    In der letzten Woche hatte es sich seltsam angefühlt, Wills Präsenz nicht mehr dauerhaft in seinem Geist zu spüren. Allerdings war es nicht so, dass sie ständig gegenseitig ihre Gedanken abhörten, vielmehr war es wie eine Art Telefon, bei dem man jederzeit den Hörer abnehmen konnte und sofort eine Verbindung hatte.
    Er versuchte sich daran zu erinnern, wann genau er die Verbindung verloren hatte, aber er war so aufgeregt und nervös aufgrund seiner Reise gewesen, dass es ihm nicht wirklich aufgefallen war. Noch nie hatte er ganz bewusst versucht, mit Will Kontakt aufzunehmen, und nun war er sich nicht ganz sicher, wie er das überhaupt anstellen sollte.
    Über diese große Entfernung hinweg schien es ihm besser zu sein, möglichst wenige Hindernisse überwinden zu müssen, also öffnete er kurzerhand das Fenster, obwohl ihm Benjamins Warnung über geöffnete Türen und Fenster im Kopf herumging. Als ihm jedoch kalte Nachtluft entgegen wehte und er zu zittern anfing, änderte er seine Entscheidung und ließ das Fenster doch lieber nur gekippt.
    Danach zündete er zwei Kerzen an und schaltete das elektrische Licht aus. Den Elementen hatte er sich schon immer stärker verbunden gefühlt und daher bevorzugte er das natürliche Licht des Feuers. Aus seinem Koffer nahm er ein Stoffsäckchen mit Salbei, einen kleinen Eisenkessel, den er extra für die Reise gekauft hatte, und ein Glasfläschchen mit Meerwasser von der Küste in der Nähe ihres Hauses.
    Er streifte die Schuhe ab und grub die Zehen in den Wollteppich. Mit einem Stirnrunzeln rollte er den Teppich beiseite und legte den blanken Holzboden frei. Viel besser!
    Im Kessel entzündete er den Salbei und nutzte ihn als Räucherwerk, als er damit einen Kreis beschritt. Er wiederholte die Runde ein zweites Mal, verspritzte dabei das Wasser und murmelte die Worte, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen waren wie ein alter Kinderreim.
    Nachdem er den Kreis abgeschritten hatte, hob er die Arme und bedankte sich, während er sich gleichzeitig der höheren Macht und dem Universum öffnete. Dann nahm er in der Mitte des Kreises Platz, leerte seine Gedanken und rief sich ein Bild seines Zuhauses ins Gedächtnis.
    Vor seinem inneren Auge tauchte das kleine Häuschen auf, das er sich mit Will teilte, und Tristan ging den Weg entlang, der direkt
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