Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
anderen zu ärgern. Ein Hauch von Alex’ Geruch änderte jedoch schnell seine Meinung. Sie waren nicht länger zwei ungebundene Werwölfe. Sie hatten beide einen Gefährten, etwas das Benjamin nie verstanden hatte, bevor er Tristan begegnet war. Mit einem Nicken in Richtung Kleiderschrank gab er seine Erlaubnis; Raul kannte sich aus.
»Wie bist du rein gekommen?«
»Durch deine Hundeklappe.« Raul grinste, als er in Jeans und T-Shirt schlüpfte, erleichtert darüber, dass sie ungefähr dieselbe Statur hatten. Benjamin hatte ihm den geheimen Eingang seines Urgroßvaters gezeigt, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. »Du solltest vielleicht mal über ein Schloss für das Ding nachdenken.«
»Was für einen Sinn hätte sie dann noch?«, fragte Benjamin. »In Wolfsgestalt kann ich wohl kaum ein Schloss öffnen.«
»Nach dem, was ich gehört habe, ist das jetzt wohl kein Problem mehr und wird auch nie wieder eines sein.« Raul zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben das Bett. Er legte die nackten Füße auf die Matratze und schlug sie an den Knöcheln übereinander. »Hat der Hexer die Wahrheit gesagt? Wurde der Fluch wirklich gebrochen?« Rauls Blick wechselte zwischen Benjamin und dem Wolf hin und her.
»Der Hexer ist mein Gefährte und sein Name ist Tristan«, knurrte Benjamin, mit einer unüberhörbaren Warnung in seiner Stimme.
In einer beschwichtigenden Geste hob Raul die Hände. »Tut mir leid. Er hat es zwar auch gesagt und dem Geruch zufolge war es die Wahrheit, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hexen prinzipiell lügen und sehr gut darin sind, ihre eigenen Versionen der Wahrheit zu spinnen.«
Benjamin nickte verständnisvoll. Raul war der Beta des Cayuga-Rudels gewesen, bevor sein Zwillingsbruder und dessen Geliebte – eine Hexe – ihn mit Magie betäubt und mitten ins Gebiet des Onondaga-Rudels gebracht hatten. Sie hatten damit gerechnet, dass er von dem fremden Rudel gefunden und – da er keine Erlaubnis hatte, sich auf ihrem Gebiet zu bewegen – hingerichtet werden würde.
Als Alpha des Onondaga-Rudels war Alex dafür bekannt, sich streng an die traditionellen Rudelgesetze zu halten. Hätte Benjamin ihn nicht als Erster gefunden, wäre Raul vor Gericht gestellt, für schuldig befunden und vermutlich getötet worden.
»Tristan ist nicht Sienna, Raul.«
Raul zuckte zusammen, als der Name der Gefährtin seines Zwillings fiel. »Ich bin sicher, du hast recht.« Er entspannte sich und grinste leicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du dein Herz jemandem schenken würdest, der unehrenhaft ist. Und der Fluch ist wirklich gebrochen?«
»Manchmal frage ich mich, ob ich nicht von einem Fluch in den nächsten gestolpert bin. Aber ja, der Fluch, der vor Jahrhunderten auf meine Familie gelegt wurde, ist gebrochen. Das Mal ist verschwunden. Bei mir genauso wie bei Charles.«
Rauls Grinsen verwandelte sich in ein echtes Lächeln. »Ich freue mich für dich.«
Benjamin legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand. Der Wolf kuschelte sich an ihn, schmiegte sich gegen Benjamins Kniekehlen und legte den Kopf auf seinen Beinen ab. Seine Augen folgten jeder von Rauls Bewegungen und alle Anzeichen seiner früheren Lethargie waren verschwunden.
»Was ist letzte Nacht passiert, Raul?«
Raul erstarrte und sah hinauf an die Decke, wählte seine Worte sehr sorgfältig. »Dein Gefährte hat sich mit einem formellen Anliegen an das Rudel gewandt und um Hilfe gebeten.«
»Das weiß ich auch schon. Was ich wissen will, sind die Details.«
»Er kam zum Versammlungsplatz zusammen mit deinem Stalljungen – Josh?« Raul wartete auf Benjamins Bestätigung, was den Namen betraf, bevor er fortfuhr. »Josh hat Familie im Rudel.«
»Das wusste ich gar nicht«, stellte Benjamin fest und fragte sich, ob es noch mehr Dinge gab, die er über seine Angestellten nicht wusste.
»Sie haben sich den Wächtern gestellt und sie um Begleitung gebeten. Offensichtlich hat Tristan eine ziemliche Show abgezogen, um sie davon zu überzeugen, dass er Alex seine Bitte möglichst schnell vortragen muss.« Raul erzählte Benjamin in allen Einzelheiten von Tristans Besuch und endete damit, dass Alex die Bitte abgelehnt und Tristan den Wolf weggetragen hatte.
»Alex war ziemlich barsch. Dass dein Wolf allein vor ihm stand, nicht in der Lage, sich zu verwandeln, weil er von dir getrennt ist, hat alles in Frage gestellt, was Alex über uns zu wissen glaubte. Das hat ihn ziemlich erschreckt. Mein
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