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Der geheime Basar

Der geheime Basar

Titel: Der geheime Basar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Leshem
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kurze Tage, während der Revolution. Das ist es, was an Revolutionen gut ist, sie gewähren den kurzen Schimmer eines Auswegs, nach dem man sich anschließend sehnen kann. Der Computer versank mit mir in den Laken. Ich übte mein Englisch. Blog TV . Es gab Hunderte Kanäle, ich suchte, es sollte etwas Kurzes sein, das mich tief einschlafen ließ. Ein polnisches Zweigespann, sehr erfreut. «Guten Abend, ihr Mädchen.»
    «Einen wunderschönen Abend, kleiner Perser, wir sind mitten in einer Expedition.»
    «Expeditionen sind immer gut, Polinnen. Wohin?»
    «Es geht nicht wirklich wohin, es ist in Wirklichkeit mehr etwas Innerliches.»
    «Selbstfindung?»
    «So ungefähr. Anthropologische Forschung, um genau zu sein. Wir schlafen mit dreihundert Männern. Das ist die Expedition, du bist eingeladen, unseren Blog zu lesen, den ‹Blog der Polinnen›.»
    «Und wissen die das?»
    «Dass sie Teil des Experiments sind? Nein. Sonst würden sie sich nicht natürlich verhalten. Es wäre schade um die Studie.»
    «Die Armen.»
    «Wieso denn die Armen? Du darfst nicht denken, dass wir weniger in jeden Einzelnen investieren, nur weil wir schon hundertdreiundsechzig hatten. Sie genießen es. Und wir auch. Das ist ein Fest der Gefühle. Glaub mir, keiner lernt mehr über das Leben als wir.»
    «Offenbar.»
    «Wir teilen sie in Gruppen ein, denn auch beim Sex sind wir immer in Gruppen eingeteilt.»
    «Wo gabelt ihr sie denn auf?»
    «Sie sind überall. Wir würden auch dich auf die Liste setzen, wenn du nicht Perser wärst. Wir haben kein Problem damit. Wir lieben schüchterne Jungs wie dich, und es gibt einen ernsthaften Mangel an Jungfrauen bei uns. Aber du bist leider zu weit weg.»
    «Und wenn ihr die dreihundert durch habt, heiratet ihr?»
    «Vielleicht.»
    «Und wird es der Bräutigam wissen?»
    «Vielleicht.»
    «Aber wer seid ihr in Wahrheit?»
    «Was spielt die Wahrheit für eine Rolle?»
    «Und was ist heute Abend geboten?»
    «Heute Abend sind wir auf Sendung, stör uns nicht.»
    Die Polinnen tanzten. Das Internet ist eine phantastische Erfindung. Vierhundert Zuschauer aus allen Ecken des Globus schauten zu.
    «Also, was würdet ihr gerne über uns wissen? Fragt ganz offen.» Sie würden die Kleider ablegen, wenn man sie bittet. Wer würde sie nicht bitten?
    Eine Polin in einem weißen Kleid streichelt einer Polin in einem schwarzen T-Shirt den Kopf, das blasse Gesicht, lässt die Hand über ihre Wange gleiten, greift ihr ins wallende Haar. Die zarte Polin versucht, sich dem Griff zu entwinden, doch die harte Polin verfestigt ihn. Und dann leckt sie ihr mit der Zunge über die rosigen Wangen. Streift ihr das Hemd ab. Mit Gewalt. Die vierhundert Zuschauer, die gerade online sind, lieben es gewaltsam. Jetzt ist sie im rosa Spitzenbüstenhalter. Ein kleiner Busen. Die harte Polin sagt: «Diese Größe reicht für mich, Hauptsache, man kann ihn mit der Hand umfassen.» Ich bin konzentriert. Ich habe Lust, meinen Kopf auf die beiden zu legen und einzuschlafen. Ihr Zimmer verschwimmt in einer Rauchwolke. Sie haben Zigaretten. «Ich kenne Jungen, die wirklich kleine Titten anmachen», entschuldigt sich die eine Polin. «Ich persönlich mag Nacktfotos sehr», sagt die zweite. Und streckt die Zunge heraus.
    «Polinnen, aber was ist, wenn jemand die Website besucht, der euch kennt?», fragte ich.
    Sie lachten. «Was machst du dir für Sorgen, Kleiner?»
    «Macht euch das gar nichts aus? Ich möchte es verstehen. Und was ist, wenn es ein Lehrer oder ein Freund eurer Eltern ist?»
    «Wo bist du denn her, vom Vatikan? Wir haben nichts zu verbergen, wir verstecken uns nicht, soll die geile Welt es genießen.»
    «Sind in Warschau alle so? Ziehen sie sich bei euch ohne Scham aus?»
    «Keine Ahnung. Wir sind nicht aus Warschau.»
    «Woher seid ihr dann, Polinnen?»
    «Aus Givatajim.»
    «Wo ist das, Givatajim?»
    «Israel.»
    «Israel-Israel?»
    «Hast du ein Problem mit Israel?»
    «Nein, ich habe ein Problem mit Lügnern. Warum gebt ihr euch als Polinnen aus? Auch ich gebe mir manchmal einen falschen Namen im Netz, aber ich lüge nicht. Ich habe ein wichtiges Ziel, das ist etwas anderes.»
    «Komm, kleiner Perser, zieh dich aus, sei still und tanze.»
    «Nein, das ist nichts für mich, so was.»
    «Bist du hübsch? Wir hoffen, dass du nicht zu hübsch bist. Hässlich ist jetzt sexy.»
    «Ich bin weder hübsch noch hässlich, und ich schalte keine Kamera ein, was kümmert es euch also?»
    «Was hast du an, kleiner Perser? Warum bist du

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