Der geheime Name: Roman (German Edition)
erwachte, war es warm und trocken. Sie lag auf etwas Weichem, umhüllt von etwas, das sich kuschelig anfühlte. Gleich darauf drang der Geruch von Holzfeuer in ihre Nase, durchmischt mit dem Duft einer heißen Fleischbrühe.
War sie bei ihrer Großmutter? Für einen Moment wollte sie sich umdrehen und gemütlich weiterschlafen.
In der nächsten Sekunde fiel es ihr ein: Sie war ins Moor gestürzt. Sie war beinahe ertrunken!
Fina riss die Augen auf. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Die Wände waren aus brauner Erde. Die Zimmerdecke wölbte sich dicht über sie, und nur wenig entfernt brannte ein Feuer.
Sie war nicht bei ihrer Großmutter! Sie war woanders, in einem dunklen Loch!
Fina fuhr hoch. Die weiche Decke rutschte von ihren Schultern herab und entblößte ihren nackten Oberkörper. Sie schrie auf und zog die Decke wieder über ihre Brüste.
Sie war nackt! Fast nackt! Jemand hatte sie ausgezogen!
Panik schlug wie eine wilde Flut über ihrem Kopf zusammen. Was war mit ihr passiert? Sie wollte aufspringen und davonlaufen, ihre Hände schlugen die Decke zurück – und hielten inne.
Sie trug nur noch ihre Unterwäsche! So konnte sie nicht fliehen!
Finas Herz raste, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Haut. Wer hatte sie hierhergebracht? Was wollte er von ihr?
Sie rutschte wieder unter die Decke, drückte sich ganz flach auf ihr Bett.
Auf ihr Bett? Erst jetzt bemerkte sie, dass es gar kein Bett war. Ihre Decke war ein Schaffell! Ihr ganzes … Lager … bestand aus Tierfellen und Stroh!
Wo zum Teufel war sie?
Fina versuchte, tief einzuatmen und sich zu beruhigen. Sie musste sich umsehen, musste nachdenken und begreifen, was mit ihr geschehen war.
Beruhig dich, Fina. Sie atmete ein, … aus, … zwang sich dazu, gegen das panische Hecheln anzuarbeiten, das sich kaum noch aufhalten ließ.
Tatsächlich schaffte sie es, etwas ruhiger zu werden und sich umzusehen. Der Raum, in dem sie sich befand, musste eine Art Höhle sein. Es gab keine Fenster, keine Türen, nur ein offenes Feuer in der Mitte und ein Loch in der Decke darüber. Abgesehen davon waren die Wände gewölbt und unebenmäßig, so als wären sie …
… in die Erde gegraben worden. Sie war in einer Erdhöhle.
Hastig suchte sie nach dem, der sie hierhergebracht hatte. Doch es war niemand zu entdecken.
Der Unsichtbare! Plötzlich wusste sie, dass er es sein musste. Er war hinter ihr aus dem See aufgetaucht. Schon das Mal davor musste er es gewesen sein, der sie durch den Wald gejagt hatte.
Fina schnappte nach Luft. Er hatte ihr eine Falle gestellt, hatte sie durch das Moor gehetzt und dann verschleppt, hatte sie nackt ausgezogen und anschließend hier eingesperrt.
Doch wo zum Teufel war er jetzt? War er noch immer unsichtbar? Saß er irgendwo in der Höhle und sah ihr zu?
Finas Panik kehrte zurück. »Wo bist du?«, kreischte sie. »Was willst du von mir?«
Niemand antwortete, selbst der unsichtbare Atem war nirgendwo zu hören.
Vielleicht war sie auch verrückt? Oder tot? Vielleicht war dies der Grund unter dem Moor, eine Welt, aus der noch niemand zurückgekehrt war?
Plötzlich bewegte sich etwas hinter dem Feuer. Jemand kam durch eine Art Tunnel in der Erdwand herein, halb verdeckt von den Flammen. Langsam trat die Person um das Feuer herum. Es war ein Mann. Ein buschiger Bart bedeckte sein Gesicht, schwarze, zerzauste Haare fielen über seine Schultern.
Fina fuhr auf, krabbelte rückwärts gegen die erdige Wand und zog die Decke eng um ihren Körper. Der Fremde war nahezu nackt. Nur um die Hüften trug er ein Ledertuch.
Finas Hände klammerten sich noch fester in das Schaffell, ihre Muskeln zuckten mit jeder Bewegung, die er machte, während er etwas vom Boden hochhob.
Seine Haut schimmerte in einem bräunlichen Teint, graue Dreckschlieren zogen sich darüber. Für Sekunden sah er sie an, aus dunklen, undurchdringlichen Augen – bevor er auf den Gegenstand blickte, den er in seinen Händen trug.
Es war etwas Kleines, Rundliches, das von seinen großen Händen fast verdeckt wurde.
Fina erstarrte, als er auf sie zukam. Er ließ sich vor ihrem Bettende auf die Knie, beugte sich nach unten und schlug das Fell über ihren Füßen zurück.
Fina kreischte auf: »Geh weg!« Sie zog die Beine an ihren Oberkörper und wurde von einem rasenden Schmerz erfasst. »Verschwinde! Lass mich in Ruhe!« Ihre Stimme schrillte, Tränen traten in ihre Augen.
Der Fremde wich zurück. Plötzlich duckte er sich vor ihren
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